Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 6./7.1924/25
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https://doi.org/10.11588/diglit.25879#0429
DOI Heft:
1./2. Januarheft
DOI Heft:1./2. Juliheft
DOI Artikel:Behne, Adolf: Der Film und die Bildkunst
DOI Artikel:Vondoerfer, P. E.: Prager Barockplastik, [2]
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.25879#0429
Rand an irgend einer Stelle willkürlich verändert wer-
den. Nicht soll die einzelne Buch-Seite irgend eine neue
Seite des Küustlers illustrieren, sondern die genau ge-
gliederte Folge soll Zille sein.
Dies ist natürlich nur eine Kleinigkeit, zeigt aber
vielleicht, wie die Hinwirkungen der technischen Struk-
tur des Films zu denken sind. Flier zwang rnich das
durch den Film geschärfte Gefühl die Bilder nicht als
ein bloßes Neben- und Nacheinander, sondern als eine
raum-zeitliche Einheit zu behandeln.
Heinrich
Waldmiiller-
München
Landschaft
Kunstsalon
Heinrich
Barchfeld
Leipzig
Pttaget? Bat’oekplafttk
oon
p. 6. üondocrfci’=Pt’ag
ii-*)
I weifellos ist dies, bezw. das Original in der erwälm-
ten Kirche die schönste aller Barockstatuen dieses
Heiligen. Es liegt durchaus kein wohldurchdachtes,
einstudiertes Pathos in der geschmeidigen Haltung der
Gestalt, in der sanften Gelenkigkeit der Glieder. Die
herzliche Innigkeit und Inbrunst, mit welcher der
Heilige das Wahrzeichen des christlichen Glaubens in
Händen hält, betont durch eine völlig frei und offen be-
kannte, fromme Ergebenheit, die sich in dem etwas zur
Seite geneigten, ehrwürdigen Haupt und im himmel-
wärts gerichteten, asketisch schwärmenden Blick offen-
bart, ist durchaus echt. Der Schöpfer des Werkes zeigt
hier die Seelengröße des Heiligen mit bewunderns-
werter Ueberzeugungskraft, die über alles erhabene
Glaubensstärke eines Priesters, der das Beichtsiegel um
nichts in der Welt preisgeben wollte und lieber dem Tod
in den Wellen des Stromes entgegenging; dessen hehre
*) Siehe der „Kunstwanderer“ 1.12. Juni-Doppelheft.
Heiligkeit die Vorsehung durch die iiber dem Haupt des
Sinkenden erstrahlenden Sterne kundgab.
Fast alle Darstellungen dieses Heiligen, die dann
später an und in den Kirchen, oder auf Säulen, in Mauer-
nischen im Freien auftauchten, atmen nicht melir den
wahren Geist des großen böhmischen Patrons; sie sind
vielfach Standbilder, denen eine mehr oder weniger ge-
suchte, heroische Geste, eine posenhafte Bewegung mit
etwas übertrieben barockem Schwung anhaftet.
Wie Mathias Braun, scheint auch Georg Heermann
aus Dresden vom italienischen Schlage zu sein, der die
pittoreske, zum Festsaal des Schlosses „Troja“ bei
Prag 16) führende Stiege mit dem Gigantensturz wäh-
rend des Baues in den Jahre 1685—89 ausführte. Hier
vermählt sich eine respektable dekorative Leistung mit
imponierendem plastischem Können. Denn jede Gestalt
JB) XVf. Bezirk.
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den. Nicht soll die einzelne Buch-Seite irgend eine neue
Seite des Küustlers illustrieren, sondern die genau ge-
gliederte Folge soll Zille sein.
Dies ist natürlich nur eine Kleinigkeit, zeigt aber
vielleicht, wie die Hinwirkungen der technischen Struk-
tur des Films zu denken sind. Flier zwang rnich das
durch den Film geschärfte Gefühl die Bilder nicht als
ein bloßes Neben- und Nacheinander, sondern als eine
raum-zeitliche Einheit zu behandeln.
Heinrich
Waldmiiller-
München
Landschaft
Kunstsalon
Heinrich
Barchfeld
Leipzig
Pttaget? Bat’oekplafttk
oon
p. 6. üondocrfci’=Pt’ag
ii-*)
I weifellos ist dies, bezw. das Original in der erwälm-
ten Kirche die schönste aller Barockstatuen dieses
Heiligen. Es liegt durchaus kein wohldurchdachtes,
einstudiertes Pathos in der geschmeidigen Haltung der
Gestalt, in der sanften Gelenkigkeit der Glieder. Die
herzliche Innigkeit und Inbrunst, mit welcher der
Heilige das Wahrzeichen des christlichen Glaubens in
Händen hält, betont durch eine völlig frei und offen be-
kannte, fromme Ergebenheit, die sich in dem etwas zur
Seite geneigten, ehrwürdigen Haupt und im himmel-
wärts gerichteten, asketisch schwärmenden Blick offen-
bart, ist durchaus echt. Der Schöpfer des Werkes zeigt
hier die Seelengröße des Heiligen mit bewunderns-
werter Ueberzeugungskraft, die über alles erhabene
Glaubensstärke eines Priesters, der das Beichtsiegel um
nichts in der Welt preisgeben wollte und lieber dem Tod
in den Wellen des Stromes entgegenging; dessen hehre
*) Siehe der „Kunstwanderer“ 1.12. Juni-Doppelheft.
Heiligkeit die Vorsehung durch die iiber dem Haupt des
Sinkenden erstrahlenden Sterne kundgab.
Fast alle Darstellungen dieses Heiligen, die dann
später an und in den Kirchen, oder auf Säulen, in Mauer-
nischen im Freien auftauchten, atmen nicht melir den
wahren Geist des großen böhmischen Patrons; sie sind
vielfach Standbilder, denen eine mehr oder weniger ge-
suchte, heroische Geste, eine posenhafte Bewegung mit
etwas übertrieben barockem Schwung anhaftet.
Wie Mathias Braun, scheint auch Georg Heermann
aus Dresden vom italienischen Schlage zu sein, der die
pittoreske, zum Festsaal des Schlosses „Troja“ bei
Prag 16) führende Stiege mit dem Gigantensturz wäh-
rend des Baues in den Jahre 1685—89 ausführte. Hier
vermählt sich eine respektable dekorative Leistung mit
imponierendem plastischem Können. Denn jede Gestalt
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