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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 6./​7.1924/​25

DOI issue:
1./2. Januarheft
DOI issue:
1./2. Augustheft
DOI article:
Kern, Guido Josef: Moderne Kunst in Spanien
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https://doi.org/10.11588/diglit.25879#0480

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nung bei den Gesichtern stellenweise ganz wegläßt und
im Colorit sich fast ganz auf den Gegensatz von Schwarz
und Weiß beschränkt. Seine gemalten Bildnisse weisen
eine lebhafte Farbengebung auf. Zu ihrem Vorteil, denn
die beinahe monochrome Behandlung der übrigen Werke
hinterläßt auf die Dauer einen unbefriedigenden Ein-
druck. In der prinzipiellen Unterscheidung der beiden
Bildgruppen wird ein Problem angeschnitten, das zum
Nachdenken reizt. Im Allgemeinen huldigt Barradas
einem monumentalen, dekorativen Stil, der wohl besser
und mit größerer Aussicht auf Erfolg statt in der Oel-
malerei im Kunstgewerbe angewendet werden könnte.
Als der farbigste unter allen modernen Spaniern
stellt sich Valentin de Zubiaurre vor. Er
schwelgt in der Verwendung von reinem Rot, Blau, Gelb
und Grün. Es scheint, als hätte er den Primitiven das
Geheimnis der Farbe abgelauscht. Auch waltet in sei-
nem Werk ein feines Gefühl für Farbenharmonie und
kluge Berechnung. Keine Farbe stört die andere. Im
Gegenteil: die einzelnen Farben steigern sich gegenseitig
in ihrer Wirkung. Dabei zeichnet Zubiaurre wie kaum ein
anderer. Der kraftvolle Ausdruck seiner Köpfe verrät
seine eigene willensstarke Persönlichkeit.
Unter zahlreichen Expressionisten der Gattung, wie
wir sie aus nord- und mitteleuropäischen Ausstellungen
kennen, fällt Francisco Bores durch Bilder auf,
in denen er weiße, graue und mattblaue Töne auf eigene
reizvolle Art verbindet.
Den Cubismus vertritt mit gewissem Glück S a 1 -

v a d o r D a 1 i. Er hat sich ihm aber ebenso wenig mit
Haut und Haaren verschrieben, wie sein größerer Lands-
mann Picasso. Neben den Trümmerhaufen einer durch
Mathematik zerstörten Welt hängen friedlich sauber
gezeichnete und modellierte Bildnisse.
Bei keiner Gruppe und Schule unterzubringen ist der
Maler C. S. d e T e j a d a. Aus dem Jahrmarktsrummel
der Madrider „Verbenau läßt dieser moderne Mystiker
ein lyrisches Gedicht entstehen. Die von Menschen ver-
lassenen Buden und Karussels betrachtet man mit Er-
griffenheit. Mit tiefer innerer Anteilnahme steht man
auch vor der „Muchacha peinandose“ und dem „Retrato
de Paco“.
In der Abteilung der Zeichnungen überwiegt die anti-
naturalistische Richtung. Sie äußert sich bald in Ver-
suchen, monumental zu stilisieren, bald im Bestreben,
den Gegenstand ornamental zu verarbeiten. B a r r a -
d a s und Norah Borges sind die beiden äußersten
Gegenpole auf diesem Gebiet.
Ganz unzulänglich sind in der Ausstellung der
„Sociedad“ die spanischen Bildhauer vertreten, wenn
auch ihr „Salon Central“ recht gute Werke spanischer
Bildhauer enthält. Aus dem Kampf der Künstler und
Richtungen geht Victorio Macho mit seinem
Kopf C a j a 1 s als Sieger hervor. Die herrlich model-
lierte und patinierte Bronze erinnert an die besten Werke
von Rodin. Das große Steinrelief vom Denkmal Cajals
„Quelle des Lebens“ zeigt wie die Büst, daß Macho zu
Großem berufen ist.

Wilhelm Wagner
Aus der Amsterdam-
Mappe


Ausgestellt
in der historischen
Kunstschau
in Amsterdam

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