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Meder, Joseph
Die Handzeichnung: ihre Technik und Entwicklung — Wien, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.9755#0059
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Federzeichnung.
Die Entwicklung der einfachen Federzeichnung.

II disegno con penna' - Mit der Feder auf ein Papier reißen», Federriß - Penteekening,
Met de Pen', Penhandelingh - Con la pluma - Dessin a la plume.

Seit den primitiven zeichnerischen Äußerungen frühchristlicher Kunst spielt Vorzüge,
die Feder die erste und wichtigste Rolle. Sie übernahm als ein handsames
stets bereites graphisches Instrument allmählich alle Funktionen linearer und
malerischer Ausdrucksweisen. Sie übertraf alle Arten graphischer Mittel ent,
wickelte sich auch nach deren Einführung weiter, überlebte manche von .hnen
"nd erfreut sich noch heute hoher Wertschätzung. Ihre Fähigkeit, Ubergange
von der größten Feinheit zu Kraft und. Tiefe zu schaffen, die Möglichkeit,
Schattierungen durch den Pinsel zu verstärken, sowie die Haltbarkeit der ge-
trockneten Linien - gegenüber den leicht verwischbaren Kohle,, Kreide, und
Rötelstrichen - machten Vorzüge aus, die von Malern, Bildhauern und Archi,
tekten stets anerkannt wurden. Von dem einen oder anderen Maler, z.B. A de
Sarto, behaupten zu wollen, er hätte, weil sich keine Federzeichnungen finden
fessen, dieselben nicht gepflegt, kann nur auf Irrtum beruhen4.

Ihre Beständigkeit durch Jahrhunderte wechselnder Kunstperioden, Stil,
Achtungen und Manieren gewährt ein anregendes Überschauen ihrer reichen
Entwicklungsfähigkeit bis zu jenen Höhepunkten, die sie wiederholt durch
Kraftnaturen erklommen hat. In ihr erscheinen zeitliche, individuelle und na,
«onale Unterschiede besonders klar und übersichtlich ausgesprochen, so dab
wir zwei Meister kaum besser vergleichen können als in diesem persönlichsten
Ausdruck, in der Handschrift mit Feder und Tinte. Die Vorteile dieser tr,
Kenntnis liegen offen und es ist für den Forscher nicht gleichgiltig, ob er
Rötel, oder Federzeichnungen zu beurteilen hat. Die vielen deutschen Zeich,
nungen, vor mehreren Dezennien noch unbekannt oder unrichtig benannt,
haben heute größtenteils ihre Urheber wiedergefunden, eben weil sie der Mehr,
2ahl nach in dieser charakteristischen Technik ausgeführt erscheinen.

' Cennino Cennini, Trattato della Pittura, ca. 1400, übersetzt von A. Ilg in Quellen»
schriftcn für Kunstgesch. I, 1871, Kap. 13.

2 Lange und Fuhse, Dürers schriftlicher Nachlaß, 1893, S. 350.

3Karel van Mander, Het Schilderboek, 1604, übersetzt von Floerke 1906, II, 36Ü.
metter Pen gehandelt, Pen.handeling, ibid. I, 376.
4 Knapp, A. del Sarto und die Zeichnungen des 15. Jahrhunderts. Halle O05, b. 5.

McJer, HandzoichnunR. 2. Autl.
 
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