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Meder, Joseph
Die Handzeichnung: ihre Technik und Entwicklung — Wien, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.9755#0735
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Über das Signieren.

.Die meisten Handzeichnungen tragen Namen aufgeschrieben, die in frühes Allgemeines,
ren Zeiten ohne weiters als echte Signaturen aufgefaßt wurden, sich heute
aber eine kritische Beurteilung gefallen lassen müssen. Die Konstatierung, ob
nachträgliche Bezeichnung (von fremder Hand) oder echte Signatur, setzt eine
strenge Nachprüfung voraus. Im allgemeinen läßt sich der Grundsatz aufstellen,
daß die italienischen Maler nur ausnahmsweise, die deutschen fast immer
signierten, von den Holländern, Vlämen ünd Franzosen viele sich regelmäßig
unterzeichneten, andere gar nicht darauf reflektierten. Nationale Eigenschaften,
wie Großzügigkeit, geniales leichtes Schaffen und infolgedessen massenhafte
Produktion waren Ursache, auf eine Unterzeichnung Verzicht zu leisten, wie
auf der anderen Seite peinliche Gewissenhaftigkeit, jugendliches oder ängstliches
Schaffen, jedes Blättchen sorgfältig zu signieren. Die Großen — nur Dürer
macht hier eine Ausnahme — kannten keine Signatur. Wir können uns nicht
vorstellen, daß Michelangelo oder Raffael, Leonardo, Rembrandt, Rubens oder
Watteau je ihre Unterschrift unter eine Zeichnung setzten, es sei denn auf
Widmungsblättern1. Was galt ihnen eine Studie? Dagegen hielten die Gold*
schmiede, Glasmaler, Graphiker, Lehrknaben und Dilettanten sehr darauf, ihre
Namen der Nachwelt zu überliefern. Doch wäre es unbillig, hier nur die Deutsche,
liebe Eitelkeit gelten lassen zu wollen. Bei den Deutschen war das Signieren
schon in den zunftmäßigen Schulvorschriften begründet, in dem Gebaren, den
«Meister» zu betonen oder auch in der starken Betätigung in der Graphik,
wo die Signatur, das Monogramm, eine Art Schutzmarke beim Verkaufe ab?
geben sollte. Und selbst diejenigen Zeichnungen, welche von andern graphisch
oder kunstgewerblich verwendet wurden, hatten eine Signatur zu tragen.

Trotz dieser allgemeinen Grundsätze finden wir vereinzelt italienische italienische
MeistersSignaturen. Der erste Fall, leider nur an wenig Beispielen nachweiss Signaturen,
bar, bezieht sich auf bestellte Kompositionen, die der Künstler als Vorlage eins
zureichen hatte. Ein erklärender Text und die Unterschrift samt Jahr und Tag
begleiteten diese Probezeichnungen. Ich nenne hier Fra Filippos Zeichnung
und Brief an Giovanni de Medici vom 22.Juli 14572 oder Francesco Monte«
mezzanos AlcartafelsEntwurf vom 26. Mai 1584 in Darmstadt3. Ebenso eine
kartonähnliche Zeichnung mit einer Jagdgesellschaft von Federigo Zuccheri4. Von
vielen ähnlichen Blättern, die sich oft durch den beigefügten Rahmenentwurf

'So z. B. bei Rembrandt, Hofstede N° 896, 1063, 1240 u. a. m.; auch Einleit. p. XII ff.
2Berenson, Taf. 33, Florenz.
3 A. P. 599.

"Uffizien, Nr. 11074: Federicus Zuccarus fa. A. S. MDLXV, Etäs sue XXV.
 
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