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Meder, Joseph
Die Handzeichnung: ihre Technik und Entwicklung — Wien, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.9755#0748
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Vom Restaurieren und Aufmachen.

Allgemeines.

Über,
flüssiges

Über*
arbeiten.

^^iewohl aus eigener Erfahrung überzeugt, daß man das Restaurieren alter
Zeichnungen nicht aus Aufsätzen erlernen"könne, halte ich es nicht für übers
flüssig, Selbstgeübtes und von anderen Wohlerprobtes mitzuteilen; teils um den
Sammler, auch wenn er diese Tätigkeit nicht ausführt, über die wesentlichen
Manipulationen zu unterrichten, teils um jene praktischen, aus technischen
Erkenntnissen gewonnenen Konsequenzen zu ziehen, die der Konservierung
wertvoller Originale zugute kommen. Es gibt wenig Gelegenheit, hierüber
Richtiges zu erfahren, als- berufsmäßige Restauratoren damit sehr geheimnissen,
und die wenigen, sich meist auf Stiche beziehenden Schriftchen so viel wie
nichts enthalten1.

Als eine wichtige Frage erscheint es, ob man ein wertvolles Original, sei
es in welchem Zustande immer, überhaupt anrühren solle. Das Unheil,
welches selbst sehr geschickte, aber historisch ungeschulte Restauratoren
anrichten können, ist in allen Sammlungen konstatierbar. Und da es selbst heute
noch trotz aller Restaurierschulen schwer fällt, zeichentechnische Erfahrungen
zu finden, so wird ein gewisses Risiko nie ausgeschlossen bleiben und Museais
direktoren sowie Privatsammler müssen sich darüber klar sein, was auf dem
Spiele steht und welche Verunstaltungen eintreten können. Schon diese Er«
wägungen allein, geleitet von der Liebe zum Gegenstande und von dem Miß*
trauen gegen wichtigtuende Verbesserer, werden manches Unheil zu verhüten
imstande sein.

Tadellose und unversehrte alte Zeichnungen gehören zu den größten Seitens
heiten. Weit mehr als die Hälfte weisen Unbilden verschiedenster Art auf,
zufällige und absichtliche, wie es der Lauf der Zeiten mit sich brachte. Bald
vernachlässigt und dem Verderben preisgegeben, bald von mehr oder weniger
berufener Hand wieder verbessert und verschönert, geben uns manche kaum
eine Idee ihres ursprünglichen Zustandes. Denn nicht immer galt die Vers
schönerung dem Papiere allein, das geputzt und geglättet werden sollte, sondern
auch der Zeichnung selbst. Wer aber die barbarische Behandlung berühmter
Galeriebilder durch verschönerungssüchtige und eitle Restauratoren kennen
gelernt, wird auch hier jenes Vorgehen kaum mehr auffällig finden. Leider
können wir solche häufig auftretende Überarbeitungen meist nicht mehr beseitigen.

1 Praktisches Handbuch für Mahler und Lackierer, Grätz 1803 (in Enzyklopädie für
Künstler, II. Bd.), S. 115—117. — Lucanus, Anleitung zur Restauration alter Gemälde,
Leipzig 1828, enthält gleichfalls einiges über Reinigen und Bleichen der Kupferstiche und
Holzschnitte, S. 55—62. — Ebenso finden sich Andeutungen in Ludwig Kainzbauer: Die
Art, Behandlung und Wiederherstellurfg der ÖL, Temperas und Freskogemälde sowie der
Aquarelle, Pastelle, Miniaturen, Handzeichnungen und Bilddrucke. Wien, Hartleben 1915.


 
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