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Meder, Joseph
Die Handzeichnung: ihre Technik und Entwicklung — Wien, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.9755#0743
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Einiges über Wasserzeichen.

Literatur und Abbildungsmaterial dieser Bestimmungsbehelfe sind heute Für
schon so beträchtlich angewachsen, daß es den Rahmen dieser Arbeit fast zu unc' 8e8en-
überschreiten scheint, hierüber noch weitere Worte zu machen1. Aber trotzdem
wurde bei allen derartigen allgemeinen oder speziellen Abhandlungen eines
übersehen, ihren Wert oder ihre Wertlosigkeit für Zeichnungen auf das
richtige Maß zurückzuführen. Die große Gruppe von Schrift* und Kunst*
gelehrten teilt sich heute noch in zwei entgegengesetzte Anschauungen ver*
tretende Lager. Während die einen blind darauf schwören und aus der Gleich*
heit oder Ähnlichkeit der Marken zu willkommenen Schlüssen zu gelangen
trachten, machen die Gegner geltend, daß man noch wenig Nutzen aus dem
Studium derselben habe ziehen können. Wer die heutige Literatur und Re*
Produktionen der Wasserzeichen (Filigranes) kennt und benützt hat, wird
letzteren beistimmen, aber zugleich gestehen müssen, daß diese geringe Nutz*
Wertung nur in der leider noch mangelhaften Durcharbeitung des ungeheuren
Materiales liege. Alle zur Verfügung stehenden Werke geben für alte Hand*
Zeichnungen nur deshalb unzureichende Behelfe ab, weil sie die Wassermarken
zum größten Teil Archiven aller Herrenländer, nicht aber Zeichnungen*
Sammlungen entnommen haben (z. B. Briquet) und weil die wenigen Zusammen*
Stellungen aus Zeichnungen wie z. B. von Robinson für Michelangelo und
Raffael zunächst nur schüchterne Versuche bedeuten2. Es kann nichts irreführender
sein, als aus Briefen und Aktenstücken, die über ganz Europa hin und her
wanderten, eine ergiebige Fundgrube machen zu wollen. Wurde damit auch
die Zeit bestimmt, das Lokale konnte in der Regel nicht zur Geltung kommen.
Was können wir daraus erschließen, wenn z. B. bei Briquet die Feststellung
hervorgehoben wird, daß das Wasserzeichen Bogen mit Pfeil (Nr. 779—805)
sich in fast allen Archiven Italiens, ferner in Paris, Toulouse, Utrecht, Middel*
bürg, Frankfurt, Augsburg und Innsbruck beobachten läßt. Woher stammen
aber diese Urkunden und das Papier?3

Eine weitere Irreführung bedeuten die vielfach ^schlechten Abbildungen, Begriffs*
welche durch Mißverständnisse und unklare Vorstellungen von den Marken erklärung.
selbst zustande kamen. Das Wasserzeichen, ein Firmazeichen des Erzeugers,
besteht seinem Wesen nach aus dem Abdruck einer D ra h t f i gu r, diezwischen
den Quer* oder Formdrähten oder an denselben befestigt wurde. Da sich

'Literaturangaben bei C. M. Briquet: Les Filigranes, Paris 1907, I, p. VIII—X.
- Robinson, A critical aecount, p. 361 ff.
3 Briquet I, 54.

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