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Breitzeichnende Stifte.
Schneiders
kreide.
Gips.
Kreide
Grafio
bianco.
Das frühest nachweisbare Material hiezu war die Schneiderkreide, Gesso
da Sartori (Cennini)1, Gesso da Sarti (Baldinucci)2. Außer dem Ausdruck
Gesso verwendet Cennini (K. 165) in freier Weise auch Car borte (secondo togli
carboni o neri o bianchi). Gesso di Sarto bedeutet hier nicht bloß Gips im heutis
gen Wortsinn, sondern auch das Mineral Talk, Speckstein (Steatit), das jedoch
nur als weiche Art verwendbar war. Die grauliche Farbe und die geringe Verwisch;
barkeit alter Höhungen, sowie Baldinuccis Beschreibung lassen darauf schließen.
Aber auch das Zeichnen mit Gips selbst, d. h. mit einem Stück gegossener
und dann geschnittener Gipsmasse, war, wie wir noch hören werden, nicht aus*
geschlossen, weil dieselbe
leicht abfärbte, gleich derge*
wohnlichen weißen Schreibe
kreide, die in Fällen der
Not gleichfalls als rascher Bes
helf diente3. Letztere wurde,
wenn sie stark brüchig war,
zuvor etwas gebrannt und
gehärtet, indem man sie in
ein Kohlenfeuer legte. Das
Brennen verlieh ihr auch
den Vorteil, daß sie auf far*
bigen Papieren besser hafs
tete. «Jedoch muß man zu*
sehen, daß sie nicht zu
lange auf dem Feuer liege,
Auch bei den Holländern findet die italienische
weiße Kreide von gelblicher Farbe, Wit krijt (Gesso), mehrfache Erwähnung5.
Eine weitere Art war der Grafio bianco oder lapis bianco, dessen Mate*
rial von F. Imperato 1599 ziemlich genau beschrieben wird. «Man schneidet die
weiße Erde (7a rerra bianca) in Zeichenstängel, wie es bei der schwarzen Kreide
geschieht. Es ist dies ein Material, welches sich im Wasser schnell löst, am Feuer
nicht härtet, und einen scharfen kalkartigen Geschmack hat. Man verwendet es
zum Zeichnen auf der Tafelgrundierung nach Art der Gipspastelle. Aber den?
noch ist es bei uns nicht sehr im Gebrauche6.»
Abb. 45. Bouchardon. Doppelstifthalter
bis daß sie steinicht wird'
1 «Come si lavori in tela nera o azzura o in cortine. Togli gesso da sartori, e fannc
gentilmente cotali pezzoletti, come fai di carbone» (K. 163 und 164).
2 Baldinucci, Voc. 66. Er nennt zwei in Betracht kommende Sorten, zuerst eine Art Gips:
Una sorta di gesso, assai bianco ei in pezzi, non molto sodo (hart), ne molto tenero. Dicesi da
Sarti, per esser comunemente adoperato da tali Artefici per disegnare su le pezze delle pannine
i contorni de' vestimenti, che devono tagliate. Serve anche a nostri Artefici per fare i chiari
ne' disegni che fanno di matita rossa o nera, su fogli colorati. Eine zweite Sorte (Talk): Gesso
da Sarti seconda sorte. Un certo gesso in foggia di pietre di color sudicio di cui si
servono i detti Artefici per lo medesimo fine notato di sopra.
3 Anweisung zur MahlersKunst, 1745, S. 218.
4 Ibid. S. 218. 5 Hoogstraeten, Inleyd. 31. — Lairesse «Zeichenkunst» S. 66.
6 Ferrante Imperato, Dell' historia naturale, Napoli 1599, p. 122: II Grafio bianco si
taglia [la terra bianca] in pastelli per disegnare come della terra nera si e detto: e materia
Breitzeichnende Stifte.
Schneiders
kreide.
Gips.
Kreide
Grafio
bianco.
Das frühest nachweisbare Material hiezu war die Schneiderkreide, Gesso
da Sartori (Cennini)1, Gesso da Sarti (Baldinucci)2. Außer dem Ausdruck
Gesso verwendet Cennini (K. 165) in freier Weise auch Car borte (secondo togli
carboni o neri o bianchi). Gesso di Sarto bedeutet hier nicht bloß Gips im heutis
gen Wortsinn, sondern auch das Mineral Talk, Speckstein (Steatit), das jedoch
nur als weiche Art verwendbar war. Die grauliche Farbe und die geringe Verwisch;
barkeit alter Höhungen, sowie Baldinuccis Beschreibung lassen darauf schließen.
Aber auch das Zeichnen mit Gips selbst, d. h. mit einem Stück gegossener
und dann geschnittener Gipsmasse, war, wie wir noch hören werden, nicht aus*
geschlossen, weil dieselbe
leicht abfärbte, gleich derge*
wohnlichen weißen Schreibe
kreide, die in Fällen der
Not gleichfalls als rascher Bes
helf diente3. Letztere wurde,
wenn sie stark brüchig war,
zuvor etwas gebrannt und
gehärtet, indem man sie in
ein Kohlenfeuer legte. Das
Brennen verlieh ihr auch
den Vorteil, daß sie auf far*
bigen Papieren besser hafs
tete. «Jedoch muß man zu*
sehen, daß sie nicht zu
lange auf dem Feuer liege,
Auch bei den Holländern findet die italienische
weiße Kreide von gelblicher Farbe, Wit krijt (Gesso), mehrfache Erwähnung5.
Eine weitere Art war der Grafio bianco oder lapis bianco, dessen Mate*
rial von F. Imperato 1599 ziemlich genau beschrieben wird. «Man schneidet die
weiße Erde (7a rerra bianca) in Zeichenstängel, wie es bei der schwarzen Kreide
geschieht. Es ist dies ein Material, welches sich im Wasser schnell löst, am Feuer
nicht härtet, und einen scharfen kalkartigen Geschmack hat. Man verwendet es
zum Zeichnen auf der Tafelgrundierung nach Art der Gipspastelle. Aber den?
noch ist es bei uns nicht sehr im Gebrauche6.»
Abb. 45. Bouchardon. Doppelstifthalter
bis daß sie steinicht wird'
1 «Come si lavori in tela nera o azzura o in cortine. Togli gesso da sartori, e fannc
gentilmente cotali pezzoletti, come fai di carbone» (K. 163 und 164).
2 Baldinucci, Voc. 66. Er nennt zwei in Betracht kommende Sorten, zuerst eine Art Gips:
Una sorta di gesso, assai bianco ei in pezzi, non molto sodo (hart), ne molto tenero. Dicesi da
Sarti, per esser comunemente adoperato da tali Artefici per disegnare su le pezze delle pannine
i contorni de' vestimenti, che devono tagliate. Serve anche a nostri Artefici per fare i chiari
ne' disegni che fanno di matita rossa o nera, su fogli colorati. Eine zweite Sorte (Talk): Gesso
da Sarti seconda sorte. Un certo gesso in foggia di pietre di color sudicio di cui si
servono i detti Artefici per lo medesimo fine notato di sopra.
3 Anweisung zur MahlersKunst, 1745, S. 218.
4 Ibid. S. 218. 5 Hoogstraeten, Inleyd. 31. — Lairesse «Zeichenkunst» S. 66.
6 Ferrante Imperato, Dell' historia naturale, Napoli 1599, p. 122: II Grafio bianco si
taglia [la terra bianca] in pastelli per disegnare come della terra nera si e detto: e materia