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Meder, Joseph
Die Handzeichnung: ihre Technik und Entwicklung — Wien, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.9755#0285
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Des Künstlers Laufbahn.

Städte und seine Tätigkeit in Antwerpen verfolgen, erkennen wir überall nur
die wohlwollendste Aufnahme und Förderung. Wiewohl er jeden Stüber seiner
Auslagen verzeichnete, findet sich nirgends eine zunftmäßige Abgabe trotz
seiner dort ausgeführten Aufträge erwähnt. Allerdings geht er sehr vorsichtig
zu Werke und vermeidet jeden Anlaß zu Konflikten, indem fast alle seine
Geschäfte auf einen Tauschhandel hinauslaufen. Seine Porträts beschränken
sich der Mehrzahl nach auf Zeichnungen, für welche man ihm 1 fl. zahlt1;
und selbst, wenn es sich um ein Ölbild handelt, geht es geschenkweise an
den Besteller über. «Ich hab Rentmeister Lorenz Sterck gar rein fleißig mit
Ölfarben conterfet, war wert 25 fl. Das hab ich ihn geschenkt, dargegen gab
er mir 20 fl.2». Anderseits notiert er die Einnahmen für frei und offen
verkaufte graphische Blätter: «Ich hab 4 fl. aus Kunst gelöst3».
Befreiung in Es war die Zeit gekommen, wo durch die immer häufiger stattfindenden
Deutschland. Wanderungen nach dem Süden das Künstlerbewußtsein lebendiger wurde und
nun auch in der Heimat die Erkenntnis durchbrach, daß freies Schaffen und
Freizügigkeit die Grundbedingung aller Kunstentwicklung sei. Dürers Stoßseufzer
in Venedig: «Hier bin ich ein Herr, daheim ein Schmarotzer», bekundet das
Erwachen und die Aufnahme der neuen Anschauungen. Der Geist des neuen
Jahrhunderts, der sich gerade um jene Jahre in religiösen Dingen mächtig
regte, zerriß auch die Fesseln des gotischen Kunsthandwerkertums. Wolf Huber
ignorierte als Hofmaler des Bischofs von Passau, Herzogs Ernst von Bayern,
den Zunftzwang der Stadt und führte auch ohne den «Einkauf» seine
Bestellungen aus. Alle Beschwerden gegen ihn wurden durch bischöflichen
Schiedsspruch 1542 abgewiesen4. Seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts
fehlte es auch in Deutschland nicht an kunstfreundlichen Fürsten. Die Höfe
Dresden, München, Wien, Prag verbanden mit der Wertschätzung von Kunst*
werken, mit der Pflege ihrer Kunstkammern gleichzeitig den Persönlichkeitskultus.
Es entstanden die Würden der fürstlichen, herzoglichen CabinetsMaler und
Sr. Majestet Camer Maler und 1594 wurde auch Hans von Achen gleich Tizian
durch Rudolf II. geadelt.

' Lange und Fuhse, S. 144.

2 Ibid. S. 161; ebenso das Porträt des Jobst Plankfeit, ibid. 161; ebenso 167.
»Ibid. 158.

4W. M. Schmidt, Rep. f. Kw. XXIV, S. 390 ff. - R. Riggenbach, Wolfgang Huber, Diss.
Basel 1907, S. 9 und 13.

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