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Bildniszeichnung.

geworden, wanderte dieser ins Dilettantenhafte sich verlierende Bildniskultus
nach Deutschland, wo er durch Lavater sogar einen physiognomisch wissen«
schaftlichen Anstrich erhalten sollte1. Der Schattenriß ist uralt und beruht auf
der alltäglichen Beobachtung eines Schlagschattens auf lichter, glatter Fläche.
Schon die alten Legenden von dem Lydier Gyges berichten von der zeichne;
rischen Ausnützung dieser Wandschatten und die antike Vasenmalerei machte
davon technisch ausgiebigen Gebrauch.
Lavater. Ursprünglich frei aus der Hand gezeichnet, werden nach und nach alle

hieher gehörigen Behelfe, wie Velo, Quadratnetz, Glastafel, zur Unterstützung

Abb. 208. Der Silhouettenzeichner. Abb. 209. Silhouetten=Apparat

Nach Lavater um 1776. mit Sessel, um 1780.

herangezogen. Lavater konstruiert sich einen eigenen Apparat und ist stolz auf
dessen Exaktheit (Abb. 208)2. Das Zeichnen erfolgte des Abends bei starkem
Kerzenlichte auf einer Papierfläche, die über eine Glasscheibe gespannt war.
Das Modell saß dicht hinter dem mit einem Kopfhalter versehenen Rahmen,
der sich aufs und niederschieben ließ. Man konstruierte sich sogar Sessel, die
in Verbindung mit einem Rahmen standen (Abb. 209)3.

Silhouette, Lpz. 1899. — A. Kippenberg, Die Silhouette; in: Deutsches Barock und Rococo,
hsg. von Georg Biermann, Lpz. 1914, S. LXVII-LXIX.

1 Charlotte Steinbrucker, Lavaters physiognomische Fragmente im Verhältnis zur Kunst,
Berlin 1915: Die Silhouette, S. 165-187; über das Zeichnen und Stechen derselben S. 195-199.

2 Aus Lavaters Physiognomische Fragmente, Lpz. 1776, II, S. 93.

3 Aus Deutsches Leben der Vergangenheit in Bildern, E. Diederichs, Jena 1908, II,
Abb. 1759; Stich von J. R. Schellenberg um 1780.

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