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Meder, Joseph
Die Handzeichnung: ihre Technik und Entwicklung — Wien, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.9755#0604
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558

Werkstattbehelfe.

Skeletts und
Muskels
mann.

DER MUSKELMANN - Notomia, Anatomia — Figure ana*
tomique, Ecorche. Das anatomische Modell von Gips, Wachs oder Bronze

stand seit dem 16. Jahrhundert neben dem offi?
ziellen Skelettmann in jeder größeren Werkstatt,
die auf einen Schülerkreis reflektierte (Abb. 86).
Die alten Gewährsmänner führen die Anatomien
des Prospero Bresciano1, des Francavilla2
und namentlich die des Malers Cardi il Cigoli3
als weit verbreitet auf4. In den französischen
öffentlichen Akademien und Meisterschulen hatte
man deren von jedem Maß und jeder Farbe.
Koloriertes Wachs, Holz, Gips, selbst Glas und
Porzellan (Dufourny de Villiers, 1779) mußten
dazu herhalten. Ebenso gab es solche mit zerleg«
baren Muskeln, wie sie in den anatomischen
Lehrsälen üblich waren5. Im 18. Jahrhundert galt
der Muskelmann des Bildhauers Houdon als
mustergiltig6. Und so wie man den menschlichen
Körper skelettmäßig und anatomisch zugänglich
machte, so geschah es auch mit jenem des Pferdes.
In einer Federzeichnung Rembrandts (Darmstadt)
findet sich ein derartiges Beispiel nach einem der
Skelettreiter, wie sie damals in den Anatomiesälen
z. B. in Leiden üblich waren (A. P. 598). Außer den Plastiken dienten eine
Unzahl von schwarzen oder farbigen Abbildungen, gestochen und radiert,
koloriert oder farbig gedruckt, von den ältesten des Vesa 1 ius und Tortebat
bis zu Gautier d'Agoty (f 1773)7.

Abb. 264. Französische Glieder;
puppe, 18. Jahrh.

1 Baglione, Vite 42. 2 Baldinucci, Notizie VIII, 362. 3 Ibid. IX, 152.

4 J. v. Schlosser. Aus d. Bildnerwerkstatt d. Renaissance (Jb. d. kh. S. d. Kh. 1913, p. 104).

5 Une belle figure anatomique en che coloree, munie de muscles mobiles (Lettres de Cochin
ä Marigny c. 1766, siehe Locquin, op. cit. p. 83).

6 Über die Entstehung desselben siehe J. Christian von Mannlich, op. cit. S. 97.

7 Zur Literatur: Locquin, op. cit. p. 85.

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