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https://doi.org/10.11588/diglit.27195#0216
FAHRT NACH NUBIEN
sich als Seiltänzer. In kurzen Abständen folgen sich am
Rande der steinernen Straße die schwarzen Eisenriegel,
mit denen unten in der Tiefe die hundertachtzig Wasser-
siebe gelöst und geschlossen werden. Um diese Zeit sind
immer nur ein paar offen, da wenig Wasser gebraucht
wird. Auf den schwarzen Eisen steht in ernsten Buch-
staben der Name der englischen Firma aufgegossen. Der
Kran ist bestimmt, zu den Riegeln zu fahren und sie mit
seinem schräg hinausragenden Hebelbalken zu öffnen. Die-
ser schwarze Fahrapparat mit dem in Ketten laufenden
Galgen ist eine groteske Vergrößerung der Maschine, mit
der einem der Zahnarzt in die Zähne bohrt. Ein schwarzes
Männchen bediente ihn. Es stand halb verborgen hinter
dem eisernen Verschlag. Man sah es, ein gutmütiges Ge-
sicht, das nicht viel heller als das Eisen war und einen
grauen Bart um dicke Lippen trug.
Wenn es dem schwarzen Männchen einfällt, gibt es
Ägypten zu trinken oder läßt es dursten. Als wir kamen,
stand der Kran etwa auf der Mitte des Damms und schien
außer Betrieb. Plötzlich fuhr er mit einem krächzenden
Gebell und ziemlich schnell los, kam uns entgegen und
drehte während der Fahrt den Galgen. Die Gleichzeitig-
keit der beiden Bewegungen überraschte. Ebenso plötz-
lich hielt er an und blieb auf der Lauer. Für Menschen
von einiger technischer Erfahrung hat so ein Kran nichts
Besonderes, und ich habe ähnliche zu Hunderten in vielen
Häfen, auch in dem Eisenhüttenwerk meines Bruders in
Westfalen gesehen. In Shellal legte der Breitengrad die
Beachtung nahe, und ich muß sagen, daß mich das
schwarze Eisenmöbel höchst befremdete. Laut Baedeker
werden durch den Staudamm über 200 000 Hektar Land
der Kultur erschlossen, und das Nationalvermögen Ägyp-
tens vermehrt sich um 15 Millionen Pfund. Aus dem obe-
ren Nil ist bei dieser Gelegenheit ein oberbayrischer Ge-
birgssee geworden, und man wäre nicht erstaunt, einem
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sich als Seiltänzer. In kurzen Abständen folgen sich am
Rande der steinernen Straße die schwarzen Eisenriegel,
mit denen unten in der Tiefe die hundertachtzig Wasser-
siebe gelöst und geschlossen werden. Um diese Zeit sind
immer nur ein paar offen, da wenig Wasser gebraucht
wird. Auf den schwarzen Eisen steht in ernsten Buch-
staben der Name der englischen Firma aufgegossen. Der
Kran ist bestimmt, zu den Riegeln zu fahren und sie mit
seinem schräg hinausragenden Hebelbalken zu öffnen. Die-
ser schwarze Fahrapparat mit dem in Ketten laufenden
Galgen ist eine groteske Vergrößerung der Maschine, mit
der einem der Zahnarzt in die Zähne bohrt. Ein schwarzes
Männchen bediente ihn. Es stand halb verborgen hinter
dem eisernen Verschlag. Man sah es, ein gutmütiges Ge-
sicht, das nicht viel heller als das Eisen war und einen
grauen Bart um dicke Lippen trug.
Wenn es dem schwarzen Männchen einfällt, gibt es
Ägypten zu trinken oder läßt es dursten. Als wir kamen,
stand der Kran etwa auf der Mitte des Damms und schien
außer Betrieb. Plötzlich fuhr er mit einem krächzenden
Gebell und ziemlich schnell los, kam uns entgegen und
drehte während der Fahrt den Galgen. Die Gleichzeitig-
keit der beiden Bewegungen überraschte. Ebenso plötz-
lich hielt er an und blieb auf der Lauer. Für Menschen
von einiger technischer Erfahrung hat so ein Kran nichts
Besonderes, und ich habe ähnliche zu Hunderten in vielen
Häfen, auch in dem Eisenhüttenwerk meines Bruders in
Westfalen gesehen. In Shellal legte der Breitengrad die
Beachtung nahe, und ich muß sagen, daß mich das
schwarze Eisenmöbel höchst befremdete. Laut Baedeker
werden durch den Staudamm über 200 000 Hektar Land
der Kultur erschlossen, und das Nationalvermögen Ägyp-
tens vermehrt sich um 15 Millionen Pfund. Aus dem obe-
ren Nil ist bei dieser Gelegenheit ein oberbayrischer Ge-
birgssee geworden, und man wäre nicht erstaunt, einem
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