Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Frieling, Kirsten O.; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Sehen und gesehen werden: Kleidung an Fürstenhöfen an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit (ca. 1450 - 1530) — Mittelalter-Forschungen, Band 41: Ostfildern, 2013

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34757#0125

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
114

2. Von Stoffen und Gewändern

Zurückgegriffen wurde für die Anfertigung von Kleidung nicht allein auf zu-
fällig vorhandene oder gezielt angelegte Reserven, sondern auch auf Geschenke
von Familienangehörigen.650 Aus der fürstlichen Korrespondenz geht hervor, daß
an Verwandte herangetragene Bitten um Stoffe, Pelze und anderes vestimentäres
Zubehör anscheinend ein probates und viel genutztes Mittel darstellten, um die
Menge der zur Verfügung stehenden Kleidungsmaterialien aufzustocken. So er-
suchte beispielsweise Markgräfin Margarete von Brandenburg 1476 ihren Onkel
Albrecht um rote, grüne und braune Stoffe sowie sechs Lot Perlen zu gollern und
brusttuchern.651 Drei Jahre zuvor hatte sie ihn schon um Kürsen und Zendal gebeten,
die er ihr auch übersandt hatte.652 Herzogin Dorothea von Mecklenburg bedankte
sich bei ihrem Bruder Markgraf Albrecht von Brandenburg von alle unnßerm herzen
ummeßammit, den er ihr geschickt hatte.653 Herzogin Margarete von Braunschweig
bat ihrerseits ihren Bruder Adolf von Jülich, er möge ihr mit wände behulffin sin.654
Markgraf Kasimir von Brandenburg ließ im Jahre 1524 an seinen Bruder Georg den
Frommen auf dessen Bitte hin zwei Stoffballen nebst Gewürzen und Kleinodien
nach Ofen schicken.655 Die Äbtissin Margarete von Brandenburg verlieh der gegen-
über ihrem Stiefbruder Markgraf Friedrich von Brandenburg geäußerten Bitte, er
möge ihr swarzen harlaß zu einem mantel kaufen, Dringlichkeit, indem sie hinzu-
setzte deß wer ich werlich groß nottorftig.656
Daß die Angegangenen den geäußerten Bitten zuweilen nur zögerlich oder gar
nicht nachkamen, zeigt etwa ein Brief der Herzogin Sidonie von Sachsen an ihren
Sohn Georg. Nachdem sie ihn bereits vergeblich gebeten hatte, ihr Samt zu senden,
ersuchte sie ihn - in leicht vorwurfsvollem Ton - stattdessen nun um schwarzen
Damast:

650 Das Verschenken von Stoffen an Verwandte und Freunde ist auch unter wohlhabenden Stadt-
bürgern üblich gewesen. Siehe Selzer, Blau, 2010, S. 237.
651 Schreiben der Markgräfin Margarete von Brandenburg an ihren Onkel Kurfürst Albrecht von
Brandenburg (1476, nach dem 1. November). Deutsche Privatbriefe des Mittelalters, hrsg. von
Steinhausen, Bd. 1,1899, Nr. 241, S. 169.
652 Vgl. den Briefwechsel zwischen Kurfürst Albrecht von Brandenburg und Markgräfin Marga-
rete (im Oktober und November 1473). Politische Correspondenz des Kurfürsten Albrecht
Achilles, hrsg. von Priebatsch, Bd. 1,1894, Nr. 708, S. 580-581; Deutsche Privatbriefe des Mit-
telalters, hrsg. von Steinhausen, Bd. 1, 1899, Anm. 1, S. 126. Ebenfalls 1473 hatte sie ihn um
Leinwand gebeten. Schreiben der Markgräfin Margarete von Brandenburg an Kurfürst Al-
brecht (4. Mai 1473). Politische Correspondenz des Kurfürsten Albrecht Achilles, hrsg. von
Priebatsch, Bd. 1,1894, Nr. 563, S. 501.1482 wandte sich Margarete an ihre Mutter und bat um
Sittichfedern. Schreiben Markgräfin Margaretes von Brandenburg an ihre Mutter Herzogin
Katharina von Sachsen (5. Juli 1482). Deutsche Privatbriefe des Mittelalters, hrsg. von Stein-
hausen, Bd. 1,1899, Nr. 364, S. 245.
653 Schreiben der Herzogin Dorothea von Brandenburg an ihren Bruder Markgraf Albrecht von
Brandenburg (5. Januar 1467). Deutsche Privatbriefe des Mittelalters, hrsg. von Steinhausen,
Bd. 1,1899, Nr. 104, S. 77.
654 Schreiben der Herzogin Margarete von Braunschweig an ihren Bruder Herzog Adolf von Jü-
lich (o. J.). Deutsche Privatbriefe des Mittelalters, hrsg. von Steinhausen, Bd. 1, 1899, Nr. 36,
S. 30.
655 GhStA Berlin, BPH, Rep. 41 IV G 3, fol. 2r.
656 Schreiben Markgräfin Margaretes von Brandenburg an ihren Stiefbruder Markgraf Friedrich
von Brandenburg (22. Februar 1488). Deutsche Privatbriefe des Mittelalters, hrsg. von Stein-
hausen, Bd. 1,1899, Nr. 408, S. 280.
 
Annotationen