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Frieling, Kirsten O.; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Sehen und gesehen werden: Kleidung an Fürstenhöfen an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit (ca. 1450 - 1530) — Mittelalter-Forschungen, Band 41: Ostfildern, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.34757#0126

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2.2 Vom Stoff zum Gewand: Die Anfertigung von Kleidung

115

[DJemselbigen nach bitt ich dych, meyn herzallerlibster son, so du des
sammets, den ich doch fast gern hett, nicht geratten weidest ader
kondst, du wollest mir doch den schwarzen damaschken 15 eilen eher
ye besser schicken und pey dysem bothen und yn auffs ehersten, als du
kanst, domit fordern, als ich an zweyffel pin, du thun wirdest.657
Gleichermaßen mußte Markgräfin Anna von Brandenburg ihren Stiefsohn Johann
offensichtlich wiederholt an die Reiherfedern erinnern, um welche sie ihn gebeten
hatte. Nachdem er ihr auf ein Schreiben hin keine hatte überstellen lassen und sie
ihm daraufhin erneut einen Boten gesandt hatte, auf daß dieser Johann an die aus-
stehenden Reiherfedern erinnere, teilte Johann ihr Anfang Januar 1481 mit, daß er
momentan selbst keine Reiherfedern habe. Er habe aber welche bestellt und wolle
sie ihr schicken, sobald er sie erhalten habe.658 Im Mai waren wohl immer noch
keine Reiherfedern bei Anna eingetroffen, jedenfalls schrieb sie Johann erneut ei-
nen mahnenden Brief, in dem sie ihn bat, die Reiherfedern nicht zu vergessen.659
Neben Materialien für die Anfertigung von Kleidung beschenkten sich Fürs-
ten und Fürstinnen gegenseitig mit Gewändern und Kopfbedeckungen.660 Mark-
gräfin Anna von Brandenburg schickte ihrer Schwester Amalie von Bayern vier
Unterhemden.661 Herzogin Helena von Braunschweig ließ 1468 ihrer Schwägerin
Elisabeth von Kleve eynen sloiger mit kleynen enden zukommen662, für den sich diese
postwendend bedankte.663 Daß nicht nur neue, sondern auch gebrauchte Kleidungs-
stücke innerhalb der Familie verschenkt wurden, verdeutlicht ein Schreiben von
Helenas Vater, Herzog Adolf von Kleve, an seinen Neffen Herzog Gerhard von Jü-
lich aus dem Jahre 1446, in dem er anbot, ihm, sofern er damit einverstanden sei.

657 Schreiben Herzog Sidonies von Sachsen an ihren Sohn Herzog Georg von Sachsen (8. Novem-
ber 1496). Deutsche Privatbriefe des Mittelalters, hrsg. von Steinhausen, Bd. 1, 1899, Nr. 476,
S. 321, mit Anm. 3: geratten = entbehren.
658 Schreiben des Markgrafen Johann von Brandenburg an seine Stiefmutter Kurfürstin Anna
von Brandenburg (1. Januar 1481). Deutsche Privatbriefe des Mittelalters, hrsg. von Steinhau-
sen, Bd. 1,1899, Nr. 337, S. 226.
659 Schreiben der Kurfürstin Anna von Brandenburg an ihren Stiefsohn Markgraf Johann von
Brandenburg (21. Mai 1481). Deutsche Privatbriefe des Mittelalters, hrsg. von Steinhausen,
Bd. 1, 1899, Nr. 346, S. 231; auch Codex diplomaticus Brandenburgensis, hrsg. von Riedel, 3.
Teil, Bd. 2, I860, Nr. 213, S. 165.
660 Vgl. unten S. 132-134.
661 Schreiben der Markgräfin Anna von Brandenburg an ihre Schwester Amalie von Bayern
(12. Juli 1480). Deutsche Privatbriefe des Mittelalters, hrsg. von Steinhausen, Bd. 1, 1899,
Nr. 321, S. 217; auch Codex diplomaticus Brandenburgensis, hrsg. von Riedel, 3. Teil, Bd. 2,
I860, Nr. 200, S. 252. Amalie bedankte sich dafür bei ihr eine Woche später. Schreiben der
Herzogin Amalie von Bayern an ihre Schwester Anna von Brandenburg (20. Juli 1480). Deut-
sche Privatbriefe des Mittelalters, hrsg. von Steinhausen, Bd. 1,1899, Nr. 323, S. 218; auch Co-
dex diplomaticus Brandenburgensis, hrsg. von Riedel, 3. Teil, Bd. 2, I860, Nr. 201, S. 153.
662 Schreiben der Herzogin Helena von Braunschweig an ihre Schwägerin Herzogin Elisabeth
von Kleve (13. November 1468). Deutsche Privatbriefe des Mittelalters, hrsg. von Steinhausen,
Bd. 1,1899, Nr. 114, S. 84.
663 Schreiben Herzogin Elisabeths an ihre Schwägerin Herzogin Helena von Braunschweig (Ende
November 1468). Deutsche Privatbriefe des Mittelalters, hrsg. von Steinhausen, Bd. 1, 1899,
Nr. 115, S. 85-86. Elisabeth war mit Helenas Bruder Johann I. von Kleve verheiratet. Siehe Eu-
ropäische Stammtafeln, hrsg. von Schwennicke, Bd. XVIII, 1998, Tafel 17.
 
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