2.3 Ein Blick in fürstliche Gewandtruhen
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gab sich auch Herzogin Amalie von Bayern in die Stadt, sobald sie ein Bad neh-
men wollte.885
Eine andere Art des Badebesuchs stellten die mehrwöchigen Kuraufenthalte
in bekannten Heilbädern dar, die nicht der regelmäßigen Körperpflege, sondern
der Erholung oder der Behandlung körperlicher Leiden dienen sollten.886 Damit die
Badereise kurzweiliger wurde, nutzten Fürsten und Fürstinnen sie nicht selten, um
sich im Kurort mit Verwandten oder befreundeten Fürsten(paaren) zu treffen. Für
Unterhaltung sorgten ferner gemeinsame Unternehmungen mit in der Umgebung
ansässigen Standesgenossen wie Festessen mit Tanz oder Jagdausflüge.887
Für den Besuch in der Badestube, sei es während der Kur im Wildbad oder
beim regulären Bad in der benachbarten Stadt, besaßen Reichsfürsten und -fürstin-
nen um 1500 spezielle Badekleidung. Badehemden888, Badekittel und Bademäntel,
Badehauben und Badehüte889 waren, da das Baden selbst nackt erfolgte890, dazu ge-
dacht, während des Aufenthalts in der Badestube getragen zu werden. Markgräfin
Anna von Brandenburg schickte ihrem Bruder Herzog Albrecht von Sachsen Ende
April 1470 ein padhemd, auf daß er es uff den somer tragen möge.891 Herzogin Anna
von Braunschweig-Lüneburg ließ für ihre älteste Enkeltochter einen badekettel kau-
fen.892 Im Besitz Eberhards von Württemberg befanden sich 1497 gleich vier Bade-
hemden und ein Bademantel.893 Kurfürst Albrecht von Brandenburgs Nichte Mar-
garete beklagte sich bei ihrem Onkel darüber, daß sie grosen geprechen an Hemden
und padkitteln habe.894
Aus welchen Materialien und nach welchen Schnitten fürstliche Badekleidung
angefertigt wurde, läßt sich nur noch bedingt ermitteln. Die Hemden, die im Mit-
telalter für den Besuch in der Badestube nicht nur von Fürsten und Fürstinnen an-
gelegt wurden, waren üblicherweise aus Leinen und reichten bei den Männern bis
885 Nolte, >der leib der höchst schatz<, 2004, Anm. 37, S. 54.
886 Vgl. Studt, Badereisen, 2005, mit weiterführenden Literaturangaben.
887 Ebd., S. 160.
888 Im österreichischen Raum, z. B. am Hof Herzog Sigismunds von Tirol, wurden diese als >Bad-
pfaiten< bezeichnet. Maleczek, Sachkultur am Hofe Herzog Sigismunds von Tirol, 1982, S. 152.
889 Bei Kühnei (Hrsg.), Bildwörterbuch der Kleidung und Rüstung, 1992, S. 20, fehlen Badekittel.
890 Gelegentlich zeigen bildliche Darstellungen aus dem Mittelalter Männer, die in der Bruech
baden. Vgl. Kühnei (Hrsg.), Bildwörterbuch der Kleidung und Rüstung, 1992, S. 21, S. 175; Pi-
ponnier. Mane, Se vêtir, 1995, S. 122-123.
891 Schreiben Annas von Brandenburg an ihren Bruder Herzog Albrecht von Sachsen (30. April
1470). Deutsche Privatbriefe des Mittelalters, hrsg. von Steinhausen, Bd. 1,1899, Nr. 127, S. 93;
Codex diplomaticus Brandenburgensis, hrsg. von Riedel, 3. Teil, Bd. 1,1859, Nr. 375, S. 529.
892 Allerdings konnte das Kind davon nicht mehr profitieren, denn die kleine Anna, geboren am
7. März 1492, verstarb bereits am 5. Mai. Boehm, Anna von Nassau, 1957, S. 71.
893 Was unter den vier dort ebenfalls aufgeführten bad eren zu verstehen ist, bleibt allerdings
unklar. HSt A Stuttgart, A 602 WR 448, Bl. 20, Bl. 21. Wilckens, Ein >Haarmantel<, 1980, S. 42, die
den Bademantel mit dem sogenannten >Haarmantel< gleichsetzt, weist auf die Funktion dieser
Mäntel als Schutz beim Aderlaß und beim Frisieren hin. Ein solcher >Haarmantel< aus der
Mitte oder dem dritten Viertel des 16. Jahrhunderts befindet sich in der Sammlung von Schloß
Ambras bei Innsbruck. Dazu Wilckens, Ein >Haarmantel<, 1980.
894 Schreiben Margaretes von Brandenburg an ihren Onkel Kurfürst Albrecht von Brandenburg
(vor Mai 1473). Deutsche Privatbriefe des Mittelalters, hrsg. von Steinhausen, Bd. 1, 1899,
Nr. 151, S. 108.
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gab sich auch Herzogin Amalie von Bayern in die Stadt, sobald sie ein Bad neh-
men wollte.885
Eine andere Art des Badebesuchs stellten die mehrwöchigen Kuraufenthalte
in bekannten Heilbädern dar, die nicht der regelmäßigen Körperpflege, sondern
der Erholung oder der Behandlung körperlicher Leiden dienen sollten.886 Damit die
Badereise kurzweiliger wurde, nutzten Fürsten und Fürstinnen sie nicht selten, um
sich im Kurort mit Verwandten oder befreundeten Fürsten(paaren) zu treffen. Für
Unterhaltung sorgten ferner gemeinsame Unternehmungen mit in der Umgebung
ansässigen Standesgenossen wie Festessen mit Tanz oder Jagdausflüge.887
Für den Besuch in der Badestube, sei es während der Kur im Wildbad oder
beim regulären Bad in der benachbarten Stadt, besaßen Reichsfürsten und -fürstin-
nen um 1500 spezielle Badekleidung. Badehemden888, Badekittel und Bademäntel,
Badehauben und Badehüte889 waren, da das Baden selbst nackt erfolgte890, dazu ge-
dacht, während des Aufenthalts in der Badestube getragen zu werden. Markgräfin
Anna von Brandenburg schickte ihrem Bruder Herzog Albrecht von Sachsen Ende
April 1470 ein padhemd, auf daß er es uff den somer tragen möge.891 Herzogin Anna
von Braunschweig-Lüneburg ließ für ihre älteste Enkeltochter einen badekettel kau-
fen.892 Im Besitz Eberhards von Württemberg befanden sich 1497 gleich vier Bade-
hemden und ein Bademantel.893 Kurfürst Albrecht von Brandenburgs Nichte Mar-
garete beklagte sich bei ihrem Onkel darüber, daß sie grosen geprechen an Hemden
und padkitteln habe.894
Aus welchen Materialien und nach welchen Schnitten fürstliche Badekleidung
angefertigt wurde, läßt sich nur noch bedingt ermitteln. Die Hemden, die im Mit-
telalter für den Besuch in der Badestube nicht nur von Fürsten und Fürstinnen an-
gelegt wurden, waren üblicherweise aus Leinen und reichten bei den Männern bis
885 Nolte, >der leib der höchst schatz<, 2004, Anm. 37, S. 54.
886 Vgl. Studt, Badereisen, 2005, mit weiterführenden Literaturangaben.
887 Ebd., S. 160.
888 Im österreichischen Raum, z. B. am Hof Herzog Sigismunds von Tirol, wurden diese als >Bad-
pfaiten< bezeichnet. Maleczek, Sachkultur am Hofe Herzog Sigismunds von Tirol, 1982, S. 152.
889 Bei Kühnei (Hrsg.), Bildwörterbuch der Kleidung und Rüstung, 1992, S. 20, fehlen Badekittel.
890 Gelegentlich zeigen bildliche Darstellungen aus dem Mittelalter Männer, die in der Bruech
baden. Vgl. Kühnei (Hrsg.), Bildwörterbuch der Kleidung und Rüstung, 1992, S. 21, S. 175; Pi-
ponnier. Mane, Se vêtir, 1995, S. 122-123.
891 Schreiben Annas von Brandenburg an ihren Bruder Herzog Albrecht von Sachsen (30. April
1470). Deutsche Privatbriefe des Mittelalters, hrsg. von Steinhausen, Bd. 1,1899, Nr. 127, S. 93;
Codex diplomaticus Brandenburgensis, hrsg. von Riedel, 3. Teil, Bd. 1,1859, Nr. 375, S. 529.
892 Allerdings konnte das Kind davon nicht mehr profitieren, denn die kleine Anna, geboren am
7. März 1492, verstarb bereits am 5. Mai. Boehm, Anna von Nassau, 1957, S. 71.
893 Was unter den vier dort ebenfalls aufgeführten bad eren zu verstehen ist, bleibt allerdings
unklar. HSt A Stuttgart, A 602 WR 448, Bl. 20, Bl. 21. Wilckens, Ein >Haarmantel<, 1980, S. 42, die
den Bademantel mit dem sogenannten >Haarmantel< gleichsetzt, weist auf die Funktion dieser
Mäntel als Schutz beim Aderlaß und beim Frisieren hin. Ein solcher >Haarmantel< aus der
Mitte oder dem dritten Viertel des 16. Jahrhunderts befindet sich in der Sammlung von Schloß
Ambras bei Innsbruck. Dazu Wilckens, Ein >Haarmantel<, 1980.
894 Schreiben Margaretes von Brandenburg an ihren Onkel Kurfürst Albrecht von Brandenburg
(vor Mai 1473). Deutsche Privatbriefe des Mittelalters, hrsg. von Steinhausen, Bd. 1, 1899,
Nr. 151, S. 108.