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Gübele, Boris; Universität Stuttgart [Hrsg.]; Jan Thorbecke Verlag [Hrsg.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Deus vult, Deus vult: der christliche heilige Krieg im Früh- und Hochmittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 54: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.51274#0062

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4.5. Einige weitere Quellen

61

Liebe zu Christus aus.296 Wenn man den sakralen Kontext der Rede bedenkt, das
Verlesen in der Kirche, aber auch die geradezu predigthaften Anfangsworte des
Herakleios, dann wird auch hier der Krieg gegen die Perser auf eine religiöse
Stufe gehoben, indirekt als höchst gottgefällig dargestellt. Der Feind erhält Züge
des Widersachers, des Teufels, wodurch der Kampf gegen das Böse, eine For-
derung, die normalerweise bildlich zu verstehen ist, zu einem realen Kampf auf
echten irdischen Schlachtfeldern wird. In einem Brief an Chosroes' Nachfolger
Siroe soll Herakleios dann übrigens die Ansicht vertreten haben, dass die Nie-
derlage des Chosroes eine gerechte Strafe Gottes gewesen sei.297

4.5. Einige weitere Quellen
Schon der Kampf des Herakleios gegen seinen Vorgänger Phokas wird in der
Überlieferung mit religiösen Begriffen belegt. Theophanes zufolge besiegte He-
rakleios Phokas durch die Gnade Christi. 298 Bei Kedrenos siegt Herakleios mit
Hilfe des Acheiropoietons.299
Auch Georgios Monachos, der seine sowohl innerhalb als auch außerhalb
des Byzantinischen Reiches sehr beliebte Chronik in den Jahren nach 876 ver-
fasste,300 kennt das Acheiropoieton des Herakleios, und zwar von Georgios
Pisides, wie er selbst schreibt.301 Georgios Monachos stellt den Krieg gegen
Phokas als einen Kampf dar, der unter religiösen Vorzeichen geführt wurde.
Phokas wird als Frevler, geradezu als gottlos, dargestellt, während Herakleios
das Acheiropoieton einsetzt und dank der Gnade Gottes den Sieg davonträgt.302
Die herakleiosfreundliche Überlieferung lässt also durchaus Parallelen zur
Schilderung der Kämpfe gegen die Perser aufkommen, wenngleich es sich
hierbei wohlgemerkt um einen innerbyzantinischen Konflikt handelte. Phokas
wird geradezu dämonisiert,303 während Herkaleios Christus auf seiner Seite
hat.304 Herakleios verstand es somit möglicherweise auch zu dieser Zeit bereits,
Religion für seine Kriegsführung zu instrumentalisieren, worauf die Verwen-
dung des Acheiropoietons hindeutet.

296 Vgl. Chronicon Paschale: Die eigenen Truppen sind (PiAoxqlotol; vgl. S. 731 f.
297 Vgl. Nikephoros: Short history, S. 62. Auch wegen des entwendeten Kreuzes soll Herakleios den
Perserführer bei dieser Gelegenheit angeschrieben haben; vgl. ebd.
298 Vgl. Theophanes: Chronographia, S. 299.
299 Vgl. Kedrenos: Historiarum compendium, S. 712: rf]v äxeiQO7Toir|TOV elkovcl toü kuqlou kcu
0eoü fjpcöv Ir|oo0 Xqlotoü.
300 Vgl. Dietrich Stein: s.v. „G. Monachos (G. Hamartolos)", in: Robert-Henri Bautier u.a. (Hrsg.):
Lexikon des Mittelalters, Bd. 4, München / Zürich 1989, Sp. 1286 f.
301 Vgl. Georgius Monachus: Chronicon, ed. C. de Boor / P. Wirth, Bd. 2, Stuttgart 1904 (ND 1978),
S. 665; vgl. Georgios Pisides: Expeditio Persica, S. 91.
302 Vgl. ebd., S. 664 f.
303 Ebd., S. 664: 6 0Eopayoc.
304 Ebd., S. 665: EVLKqoav HocxkAeloc rrj xolqltl Xqlotoü Ocoköv töv öAltpqlov.
 
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