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Gübele, Boris; Universität Stuttgart [Hrsg.]; Jan Thorbecke Verlag [Hrsg.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Deus vult, Deus vult: der christliche heilige Krieg im Früh- und Hochmittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 54: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.51274#0156

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7.3. Karl der Große

155

die Karolinger im Grunde in einer Linie mit Stephan II. steht, sagt er übrigens
selbst.938
Nicht nur gegen die Langobarden, sondern auch gegen die Byzantiner bat
Paul Pippin um Hilfe. Er rief den Frankenkönig dazu auf, die Kirche gegen die
impia hereticorum Graecorum mdlitia zu verteidigen, was ihm, darin war sich der
Papst sicher, eine göttliche Belohnung einbringen werde.939
Wie wir also sehen, machten die Päpste zur Zeit des Frankenreiches von
Versprechungen Gebrauch, die Kriegern eine Belohnung im Jenseits in Aussicht
stellten. Sie taten dies sicherlich aus der Bedrängung, der Not, heraus, worin ein
beträchtlicher Unterschied zum Kreuzzugsaufruf Urbans II. besteht. In ihrer
schwierigen Situation besannen sich die Päpste offenkundig auf ihre Stärken, das
Kapital, das ihnen zur Verfügung stand und welches dadurch zustande kam,
dass das Jenseits für den mittelalterlichen Menschen von eminent wichtiger
Bedeutung war. Hack urteilt, dass die frommen Wünsche der Päpste bei den
Karolingern auf ungemein fruchtbaren Boden gefallen seien, ja, dass sie das
Frankenreich in hohem Maß vergrößert hätten.940
7.3. Karl der Große
7.3.1. Karl und die Sachsen
Einer der wichtigsten Protagonisten der Karolinger war ohne Frage Karl der
Große. Delaruelle behauptete, die Kriege Karls des Großen hätten im Großen
und Ganzen religiösen Charakter gehabt, dennoch machte er auch politische
Motive aus.941 Laut Delaruelle waren sie nicht nur aufgrund ihrer Absicht, son-
dern auch wegen der religiösen, gebethaften Atmosphäre heilig.942 Für seine
Zeitgenossen stand Karl in einer Linie mit den großen Gestalten der Bibel, wie
etwa Moses, dem Gott ebenfalls im Kampf beigestanden hatte.943 Aus Sicht der
karolingischen Schreiber ist die Welt zwischen Christiani und pagani aufgeteilt,
wobei die Franken natürlich, im Gegensatz etwa zu den Sachsen oder Awaren,
die Ersteren bilden. Sie gehören zum populus christianus, für das Karl als rector

938 Ebd., S. 528: Peto itaque et deprecor te, [...] quatenus iubeas sedule in tuo [...] corde confertum retinere
illud, qnod vos sanctae recordationis dominus etgermanus noster, beatissimus Stephanus papa, Dei nutu
ammonuit atque deprecatus est peragendum.
939 Vgl. ebd., ep. 32, S. 539.
940 Vgl. Hack: Codex Carolinus 1, S. 258.
941 Vgl. Etienne Delaruelle: Essai sur la formation de l'idee de Croisade, zit. nach: Ders.: L'idee de
croisade au Moyen Age, Turin 1980, S. 1-127; hier S. 3.
942 Vgl. ebd., S. 19. ähnlich Giorgio Fedalto: Perche la Crociata. Revisione di una teoria, in: Cardini
u. a. (Hrsg.): Verso Gerusalemme, S. 9-27; hier S. 12.
943 Vgl. Annales Petaviani, S. 17; vgl. auch Delaruelle: Essai sur la formation de l'idee de Croisade,
S. 27.
 
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