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Gübele, Boris; Universität Stuttgart [Hrsg.]; Jan Thorbecke Verlag [Hrsg.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Deus vult, Deus vult: der christliche heilige Krieg im Früh- und Hochmittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 54: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.51274#0276

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16.4. Kriegerische Terminologie bei Gregor

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anstatt für den Frieden argumentiert.1691 Als Donizo seine Protagonistin und ihre
Frömmigkeit besonders würdigt, erwähnt er, dass sie bella Dei, also Kriege Gottes
geführt habe.1692 Freilich lässt sich nicht mit letzter Sicherheit sagen, ob hiermit
nicht doch eher eine fromme Lebensführung gemeint ist.
Es darf auch nicht völlig übersehen werden, dass Donizos Lebensbeschrei-
bung der Mathilde ein literarisches Werk ist, was nicht zuletzt auch dadurch zum
Ausdruck kommt, dass er beteuert, die Wahrheit zu schreiben.1693 Doch zeigt die
Vita in jedem Fall, wie im späten elften und frühen zwölften Jahrhundert Krieg
und Frömmigkeit Hand in Hand gingen. Bei Gregor VII. lässt sich dies nicht
zuletzt an dessen Terminologie feststellen.

16.4. Kriegerische Terminologie bei Gregor
Schon Finke urteilte, dass kein mittelalterlicher Papst in seinen Schriften so
häufig eine kriegerische Ausdrucksweise gebraucht habe wie Gregor VII.1694
Letztendlich drängt sich dem Betrachter der Quellen zu Gregor auf, dass dieser,
trotz der vermutlich ernst gemeinten Träumereien von einem Feldzug in den
Orient, ein gewisses Kalküls bei der Verwendung von Begriffen, die in das
Umfeld des heiligen Krieges gehören, walten ließ. 26 mal verwendet er die Be-
griffe inimici Dei bzw. Christi, sancti Petri, sanctae ecclesiae in seinen Briefen für
ganz unterschiedliche Arten an Feinden: In elf von 26 Fällen sind dies innere
Feinde der Kirche und der gegnerische Klerus; in 13 Fällen sind es meist laikale
Feinde, gegen die der Papst militärisch vorgeht, also christliche Fürsten, die
gegen den heiligen Stuhl opponieren.1695 Innerhalb des Kampfes gegen Simo-
nisten etwa fallen Begrifflichkeiten, die dem Konzept des heiligen Krieges zu-
mindest sehr nahe stehen. In einem Brief vom 13. Oktober 1073 fordert er Bischof
Wilhelm von Pavia zur Unterstützung des Erlembald im Kampf gegen die Si-
monie auf.1696 Der Widerstand gegen die Feinde der katholischen Kirche soll in
einem bellum Dei stattfinden.1697 Bereits 1073 bezeichnete Gregor Erlembald als
strenuissimus Christi miles, als er dazu aufforderte, diesen zu unterstützen.1698
Auch seine eigene Rolle stellte Gregor mit sehr kriegerisch anmutendem
Vokabular dar. Da der Papst der Nachfolger des Petrus sei, müsse er zur Ver-

1691 Ebd., S. 77, V. 648 ff.: Absit ne fiat, quia pax haec est inimica / Spiritui Sancto, Patri, proprio quoque Nato.
/ Ergo sudores Ammittes atque labores / Tantos, pro Christi quos nomine sustinuisti. / Ne titubes, pugna,
quoniam victoria multa De prope de caelo veniet, tibi dante sereno / Christo, pro Petri precibus, qua laeta
frueris.
1692 Vgl. ebd., S. 101, V. 1373.
1693 Vgl. ebd., S. 86, V. 917 f.
1694 Vgl. Finke: Das Problem des gerechten Krieges, S. 1427.
1695 Vgl. Flori: La guerre sainte, S. 218 ff. Vgl. dazu auch die Auflistung bei dems.: Reforme, recon-
quista, croisade, S. 323 f.
1696 Vgl. Greg. Reg. 1, 28, S. 46.
1697 Vgl. ebd.
1698 Vgl. Greg. Reg. 1, 27, S. 45.
 
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