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Gübele, Boris; Universität Stuttgart [Hrsg.]; Jan Thorbecke Verlag [Hrsg.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Deus vult, Deus vult: der christliche heilige Krieg im Früh- und Hochmittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 54: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.51274#0072

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4.10. Moslems und Juden zur Zeit des Herakleios

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Legenden wie Deus adiuta Romanis finden sich zur Zeit des Herakleios eben-
falls.* * 373
Byzantinische Münzen waren in Europa durchaus bekannt. So fand man in
unterschiedlichen Regionen Frankreichs byzantinische Münzen aus der Zeit
Konstantins des Großen bis hin zu Herakleios.374 Derartige Münzen wurden dort
nicht nur verwendet, sondern, eben bis zur Zeit des Herakleios, auch imitiert.375
Außer mit Konstantin wollte Herakleios offenbar auch mit David assoziiert
werden, zumindest benannte er seinen im Jahr 630 geborenen Sohn nach dem
biblischen König.376 Herakleios ließ also nichts unversucht, um sich selbst in eine
Tradition zu stellen, die ihn als Feldherr erscheinen ließ, der der Religion dienlich
war.

4.10. Moslems und Juden zur Zeit des Herakleios
In den 630er Jahren nahm die Bedrohung des byzantinischen Reiches durch die
Muslime etwa in Palästina, Syrien oder Ägypten zu. Es ließen sich bislang of-
fenbar keine Hinweise dafür finden, dass im Kampf gegen die Muslime, der vor
allem in den späten 630er Jahren heftiger wurde, Herakleios oder andere hoch-
rangige byzantinische Offizielle einen heiligen Krieg oder etwas Vergleichbares
predigten.377 Immerhin wurden aber die wichtigsten Reliquien des Heiligen
Landes vorsorglich nach Konstantinopel in Sicherheit gebracht.378 Herakleios
soll Kyros, den Bischof von Alexandria, hart kritisiert haben, weil dieser den
Muslimen praktisch ganz Ägypten preisgegeben habe.
Wenn der byzantinische Chronist Theophanes erwähnt, der Islam lehre, dass
derjenige, der den Feind töte, oder von diesem getötet werde, ins Paradies

Bild des Kaisers im Wandel der Zeiten, Köln u. a. 2008 (Beihefte zum Archiv für Kulturgeschichte
66), S. 5-22; hierS.il.
373 Vgl. Grabar: L'Empereur, S. 165.; Kaegi: Heraclius, S. 90.
374 Vgl. Jean Ebersolt: Orient et Occident. Recherches sur les influences Byzantines et orientales en
France avant et pendant les croisades, Paris 21954, S. 21. Nebenbei bemerkt, fand man etwa auch
in Polen byzantinische Münzen aus der Zeit des Herakleios; vgl. Maciej Salamon / Marcin
Woloszyn: Byzantine Coins from the 6th and the 7th Century Found in Poland and their East-
Central European Context, in: Bulletin du Cercle d'Etudes Numismatiques 43, 2 (2006), S. 235-
244.
375 Vgl. Ebersolt: Orient et Occident, S. 21. Zur Beeinflussung westlicher Münzen durch byzanti-
nische Vorbilder vgl. auch Howard L. Adelson: The Holy Lance and the Hereditary German
Monarchy, in: The Art Bulletin 48 (1966), S. 177-192; hier S. 186f.
376 Vgl. Brandes: Herakleios und das Ende der Antike, S. 254. Seine Frömmigkeit wollte der Basileus
auch mit einer Abänderung der Kaisertitulatur bekunden; vgl. ebd.
377 Vgl. Kaegi: Heraclius, S. 278. Kolia-Dermitzaki zufolge lag dies am defensiven Charakter der
Kämpfe gegen die Muslime; vgl. Athina Kolia-Dermitzaki: O ßiCavrivöc „leqöc noAepoc". H
ewoia Kai f] TTQoßoÄfj TOÜ OppoKEUTLKoO noÄEpou otö BuCavrio, Athen 1991 (Iotoolkec
MovoyQacpiEC 10), S. 400.
378 Vgl. Kaegi: Heraclius, S. 280.
 
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