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Gübele, Boris; Universität Stuttgart [Hrsg.]; Jan Thorbecke Verlag [Hrsg.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Deus vult, Deus vult: der christliche heilige Krieg im Früh- und Hochmittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 54: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.51274#0320

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20. Der Erste Kreuzzug

20.1. Im Zeichen des Kreuzes: Pilger, Kämpfer, Märtyrer
Tyerman glaubt, dass aus Sicht des zwölften Jahrhunderts der Erste Kreuzzug,
im Gegensatz zu heute, keineswegs als eine neue Form des heiligen Krieges,
sondern häufig als etwas Einzigartiges, Unwiederholbares betrachtet wurde.1986
Ehe wir uns einigen Quellen zuwenden, die darüber Aufschluss geben können,
wie der Erste Kreuzzug wahrgenommen wurde, wollen wir vorweg einige
wichtige Elemente dieses Feldzuges betrachten: das Kreuz, das Pilgertum und
die Vorstellung des Kriegermartyriums. Nachdem wir das Zeichen des Kreuzes
bereits im Hinblick auf seine Funktion im frühen Mittelalter untersucht haben,
wenden wir uns an dieser Stelle seiner Bedeutung für den Ersten Kreuzzug zu.
Delaruelle betont, dass zu Beginn des Ersten Kreuzzuges eine neue Form der
Einigkeit in der christlichen Welt aufkam: War man bisher im Glauben und der
Liturgie vereint, so vereinte man sich nun in der selben Armee unter dem selben
Zeichen - dem Kreuz.1987 Praktisch jede erzählende Quelle, die den Kreuzzug
beschreibt, erwähnt das Symbol des Kreuzes.1988 Für Rousset ist der Kreuzzug
daher vornehmlich durch zwei Attribute als heiliger Krieg zu erkennen: am
Zeichen des Kreuzes und an dem Ablass.1989 Das Kreuz ist für ihn daher ein
„element de la Strategie de la guerre sainte."1990 Tyerman spricht gar von einem
„war banner, an icon of military victory through faith".1991

1986 Vgl. Christopher Tyerman: The Invention of the Crusades, Toronto 1998, S. 8.
1987 Vgl. Delaruelle: Essai sur la formation de l'idee de Croisade, S. 108. Das wahre Kreuz wurde seit
seiner Auffindung 1099 als militärisches Abzeichen verwendet. Dies beruhte auf zahlreichen
byzantinischen aber auch westlichen Traditionen. Außer in Byzanz war das Kreuz auch im Reich
der Westgoten, im angelsächsischen England, und bei den Karolingern als eine Art Palladium
eingesetzt worden; vgl. oben das Kapitel „10.9. Das Kreuz"; vgl. außerdem Giuseppe Ligato: The
political meanings of the relic of the Holy Cross among the Crusaders and in the Latin Kingdom
of Jerusalem: an example of 1185, in: Autour de la Premiere Croisade, S. 315-330; hier S. 316 f.
Zum Kreuzzeichen vgl. auch Goswin Spreckelmeyer: Das Kreuzzugslied des Lateinischen
Mittelalters, München 1974, S. 14 ff. Die Kreuzesverehrung innerhalb der gottesdienstlichen
Feiern wiederum spiegelt sich in der religiösen Lieddichtung der Zeit wider; Friedrich-Wilhelm
Wentzlaff-Eggebert: Kreuzzugsdichtung des Mittelalters. Studien zu ihrer geschichtlichen und
dichterischen Wirklichkeit, Berlin 1960, S. 35.
1988 Vgl. Morris: Propaganda for war, S. 83. Zum Zeichen des Kreuzes vgl. auch Giles Constable:
Crusaders and Crusading in the Twelfth Century, Farnham / Burlington 2008, S. 63 ff.
1989 Vgl. Rousset: Les origines, S. 75.
1990 Vgl. Ders.: L'idee de croisade chez les chroniqueurs d'Occident, in: X Congresso Intemazionale
di Scienze Storiche. Roma 4-11 Settembre 1955. Relazioni, Bd. 3, Florenz 1955, S. 547-564; hier
S. 559.
1991 Vgl. Tyerman: Fighting for Christendom, S. 95.
 
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