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Gübele, Boris; Universität Stuttgart [Hrsg.]; Jan Thorbecke Verlag [Hrsg.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Deus vult, Deus vult: der christliche heilige Krieg im Früh- und Hochmittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 54: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.51274#0312

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19.8. Die Briefe Urbans

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den Erlass der Sünden versprochen, sondern auch päpstlichen Schutz für sie
selbst, ihre Familien und ihr Eigentum.* * 1926 Wie auch immer die Bestimmungen
des Konzils nun wirklich gemeint waren, es mag sein, dass die einfachen Ritter
schlicht glaubten, dass ihnen all ihre Sünden vergeben werden würden.1927

19.8. Die Briefe Urbans
In einem Brief vom Dezember 1095, den der Papst an die Flamen schrieb, ging er
nochmals auf seine Pläne ein. Zunächst erwähnte er die Angriffe auf die Kirchen
im Osten und wie Jerusalem geknechtet worden sei. Dann erzählte er von seiner
Predigtreise in Frankreich, von dem Aufruf zur Hilfe für die östlichen Kirchen
und dem Versprechen, die Sünden zu vergeben.1928 Mayer zufolge hat Urban
Jerusalem in dem Brief nur am Rande erwähnt.1929 Cowdrey widerspricht Mayer
hierin, er meint, Urban habe die Knechtschaft der Heiligen Stadt als denjenigen
Aspekt der calamitas der Kirchen im Osten betrachtet, der am meisten heraus-
forderte.1930
Im darauf folgenden Jahr brachte Urban in einem anderen Brief seine Freude
darüber zum Ausdruck, dass einige Einwohner Bolognas nach Jerusalem auf-
brechen wollten. Ausdrücklich erließ er ihnen die Buße für ihre Sünden, aller-
dings unter einer Einschränkung, die so bereits ganz ähnlich in den Konzilsakten
formuliert wurde: Nicht auf ihr irdisches Wohl sollten die Kreuzfahrer bedacht
sein, sondern auf ihr Seelenheil und die Befreiung der Kirche.1931 Nur sehr vage
klingt in diesem Brief durch, dass es sich überhaupt um einen Kriegszug handelt,
etwa durch das vorgegebene Ziel, die Ostkirche zu befreien. Wesentlich deutli-
cher in dieser Hinsicht wird Urban in einem Schreiben, das er im Monat darauf
an die Mönche von Vallombrosa sandte. Die Befreiung soll hier ausdrücklich mit

in: Philipp A. Sutner u. a. (Hrsg.): Gott will es. Der Erste Kreuzzug. Akteure und Aspekte, Wien
2016 (Globalhistorische Skizzen 29), S. 133-150; hier S. 138.
1926 Vgl. James A. Brundage: Crusaders and Jurists: the Legal Consequences of Crusader Status, in:
Le concile de Clermont 1095, S. 141-154; hier S. 143.
1927 Vgl. Bliese: Rhetoric and morale, S. 215.
1928 Vgl. Epistula Urbani II papae ad omnes fideles in Flandria commorantes, ed. H. Hagenmeyer,
Kreuzzugsbriefe, ep. 2, S. 136. Für eine etwas spätere Datierung des Briefes auf Februar 1096 vgl.
Becker: Papst Urban II. Teil 2, S. 386 ff. Die Briefe und Urkunden Urbans sind für die Erforschung
jenes Papstes insgesamt nicht zuletzt deshalb von Bedeutung, weil von ihm selbst keine Schriften
ekklesiologischen, theologischen oder kanonistischen Inhalts überliefert sind; vgl. ders.: Papst
Urban II. (1088-1099), S. 1.
1929 Vgl. Hans Eberhard Mayer: Geschichte der Kreuzzüge, Stuttgart lo2OO5, S. 20.
1930 Vgl. Cowdrey: Pope Urban II's Preaching, S. 186 f., Anm. 32.
1931 Epistula Urbani II papae ad Bononienses, ed. H. Hagenmeyer, Kreuzzugsbriefe, ep. 3, S. 137:
nonnullos uestros in Hierusalem eundi desiderium concepisse audiuimus, quod nobis plurimum comp-
lacere noueritis. sciatis autem eis omnibus, qui illuc non terreni commodi cupiditate sed pro sola animae
suae salute et ecclesiae liberatione profecti fuerint, paenitentiam totam peccatorum, de quibus ueram et
perfectam confessionemfecerint, [...]dimittimus, quoniam res etpersonas suas pro Deietproximicaritate
exposuerunt.
 
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