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Gübele, Boris; Universität Stuttgart [Hrsg.]; Jan Thorbecke Verlag [Hrsg.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Deus vult, Deus vult: der christliche heilige Krieg im Früh- und Hochmittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 54: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.51274#0310

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19.7. Die Konzilsakten

309

Christus selbst als Anführer des Feldzuges erscheint: et sub Jesu Christo, duce
nostro, acies Christiana, acies incitissima, melius quam ipsi veteres Jacobitae, pro vestra
Jerusalem decertetis.1916 Die Schlachtordnung ist christlich und somit unbesiegbar,
besser noch als die Israeliten der Vergangenheit. Der Kriegszug wird in einen
biblischen Kontext gestellt, durch den wiederkehrenden Vergleich mit den Is-
raeliten in die Kriege der Bibel eingereiht. Der Tod in diesem Krieg soll etwas
Besonderes, ein Tod für Christus sein: Pulchrum sit vobis mori in illa civitate pro
Christo, in qua Christus pro vobis mortuus est.'9'7 Noch einmal warnt der Papst
davor, die Hand gegen die Christen zu erheben, während es weniger schlimm
sei, das Schwert gegen die heidnischen Muslime zu führen, vielmehr sei dies als
einziges, im Vergleich zur sonstigen Kriegführung, etwas Gutes, da es ein Akt
der Barmherzigkeit sei, das Leben für die christlichen Brüder zu geben.1918 Ganz
verzichtet Urban in dieser Version seines Aufrufes nicht auf das Versprechen auf
weltlichen Lohn, bzw. Beutegüter, doch weist er im selben Atemzug nochmals
auf das perenne bravium hin, das erworben werden kann.1919 Eindringlich ver-
sucht der Papst, auf seine Zuhörer einzuwirken, indem er einen Psalmspruch
zitiert und daraus eine Aufforderung, sich zum Kampf zu rüsten, ableitet, wobei
er darauf hinweist, dass es besser sei, im Kampf zu sterben, als das Elend der
Christen und der heiligen Stätten mit ansehen zu müssen.1920 Anschließend weist
er die anwesenden Geistlichen an, den Kreuzzug zu predigen, den Kreuzfahrern
die Sünden zu vergeben, für sie zu beten.1921 1922

19.7. Die Konzilsakten
Eine wichtige, äußerst prägnante Quelle zu dem Konzil von Clermont ist der
entsprechende Kanon in den Konzilsakten. Dort heißt es: Quicumque pro sola
devotione, non pro honoris vel pecunie adeptione, ad liberandam ecclesiam Dei Hieru-
salem profectus fuerit, iter illud pro omni penitentia reputeturd972 Deutlich wird die
Forderung, nicht um Ehre oder Geld zu gewinnen, auf Kreuzfahrt zu gehen.

1916 Vgl. ebd., S. 15
1917 Ebd.
1918 Vgl. ebd.: horrendum est, vos in Christianas rapacem manum extendere: minus malum est in Sarracenos
gladium vibrare; singulare bonum est: quia et caritas est, pro fratribus animas ponere.
1919 Vgl. ebd.
1920 Vgl. ebd: Accingere, o homo unusquisque, gladio tuo super femur tuum, potentissime. Accingimini,
inquam, et estote filii potentes: quoniam melius est vobis mori in bello, quam videre mala gentis vestrae et
sanctorum. Vgl. auch Ps 45 (44), 4.
1921 Vgl. ebd.
1922 Decreta Claromontensia, ed. R. Somerville, Annuarium Historiae Conciliorum, Supplementum
1, Amsterdam 1972, S. 74. Bernold von Konstanz und Ekkehard von Aura erwähnen eine Til-
gung der Sünden; Bernold: Chronicon, MGH SS rer. Germ. N. S. 14, S. 528: omnes de hac expe-
ditione praemonuit, eamque eis remissionem peccatorum faciendam firmissime commendavit. Vgl. auch
Ekkehard von Aura: Chronik, ed. F.-J. Schmale /1. Schmale-Ott, S. 136.
 
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