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Gübele, Boris; Universität Stuttgart [Hrsg.]; Jan Thorbecke Verlag [Hrsg.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Deus vult, Deus vult: der christliche heilige Krieg im Früh- und Hochmittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 54: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.51274#0152

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7.2. Päpste zur Zeit der Karolinger: Gregor III., Stephan II. und Paul I.

151

abspielte.910 Die Einnahme der Stadt Avignon, die von Muslimen besetzt war,
verglich die Chronik gar mit dem Fall Jerichos.911
Im Kampf gegen die Friesen soll Karl Martell deren pagane Heiligtümer
niedergebrannt haben. Doch schon der nächste Satz handelt von der ganz
weltlichen Beute, die die Franken auf jenem Feldzug machten, was den Eindruck,
man könnte es hier mit einem religiös motivierten Krieg zu tun haben, stark
relativiert.912 Die Person Karl Martells ist auch von Belang, wenn wir uns gleich
der Rolle zuwenden wollen, die die Päpste zur Zeit der Karolinger spielten.
7.2. Päpste zur Zeit der Karolinger: Gregor III., Stephan II.
und Paul I.
War im frühen Mittelalter Rom bedroht, so war der Verteidigungskampf aus
Sicht der Päpste eine christliche Pflicht. Einige Stellen aus dem Codex Carolinus,
einer Briefsammlung, die Karl der Große 791 zusammenstellen ließ und welche
die päpstlichen Schreiben an die Karolinger der Jahre 739-791 enthält,913 belegen
dies teilweise recht deutlich.
Bereits Gregor III. bat einen Franken der karolingischen Dynastie, bei der
faktisch die Macht lag, nämlich den soeben erwähnten Karl Martell, um Beistand
gegen die Langobarden, wobei es Gregor zunächst einmal in erster Linie darum
gegangen zu sein scheint, dafür Sorge zu tragen, dass sich Karl eindeutig auf der
Seite des Papsttums positionieren würde. Er ersuchte den fränkischen Haus-
meier darum, die Langobardenherrscher zurückzuweisen, und sie davon ab-
zuhalten, das Papsttum zu bedrängen.914 Hierbei gedachte der Papst dasjenige
Druckmittel einzusetzen, das ihm zur Verfügung stand: das Jenseits. Wenn Karl
die Bitten Gregors nicht ablehne, dann würde Petrus die himmlischen Reiche
nicht vor ihm verschließen, was natürlich auch als indirekte Drohung verstanden
werden kann, dass Karl mit seinem Seelenheil spiele, wenn er den Forderungen
des Papstes nicht nachkomme.915 Erfolg hatte Gregor III. mit seiner Bitte trotz-
dem nicht.
Die Päpste nach Gregor III. verfuhren dann ganz ähnlich wie dieser. So
verwendete im Jahr 753 Stephan II. Floskeln, die die Vermutung aufkommen

910 Chronicarum quae dicuntur Fredegarii continuationes, ed. B. Krusch, Chronica, SS rer. Mer. 2,
Hannover 1888, S. 178: Devicto adversariorum agmine, Christo in omnibus praesule et caput salutis
victorie, salubriter remeavit in regionem suam. VgL auch ebd., S. 175.
911 VgL ebd., S. 177.
912 Ebd., S. 176: exercitum Frigionum prostravit, fana eorum idolatriae contrivit atque conbussit igne; cum
magna spolia et praeda victor reversus est in regnum Francorum.
913 Zur Karl als Auftraggeber und zum Codex Carolinus überhaupt, vgL Hack: Codex Carolinus 1,
S. 62 ff. Für eine Auflistung der Pontifikate, aus denen die Briefe stammen sowie der Adressaten,
vgL ebd., S. 74 f.
914 VgL Codex Carolinus, ep. 2, MGH Epp. 3, S. 477 f.
915 Ebd., S. 478: Non despicias deprecationem meam nequp claudas aures tuns a postulacione mea: sic non tibi
ipse princeps apostolorum claudat cplestia regna. VgL auch Codex Carolinus, ep. 1, S. 476f.
 
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