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Gübele, Boris; Universität Stuttgart [Hrsg.]; Jan Thorbecke Verlag [Hrsg.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Deus vult, Deus vult: der christliche heilige Krieg im Früh- und Hochmittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 54: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.51274#0220

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10.7. Mauritius und Mattatias

219

wir zu gegebener Zeit noch näher betrachten werden, kam also nicht aus dem
Nirgendwo, sondern hatte gewissermaßen Vorläufer. Die Lanze des Heiligen
Römischen Reiches mag somit einen kleinen Teil zur Entwicklung eines christ-
lichen heiligen Krieges beigetragen haben. Zugleich erinnert uns die Lanze
abermals daran, dass ein byzantinischer Einfluss, wenn es um die Geschichte der
sakralisierten Kriegsführung im Westen geht, noch völlig von der Hand zu
weisen ist.

10.7. Mauritius und Mattatias
Hofmeister urteilte, als er die Geschichte der Lanze abschließend würdigte, dass
Konstantin, gewissermaßen der Patron des Imperiums, dem Patron des sächsi-
schen Kaiserhauses, dem heiligen Mauritius, gewichen sei, der zugleich als
Glaubenszeuge und Kriegsmann „das Ideal der besten Zeit des Mittelalters"
verkörpert habe.1339 Unabhängig von einer solch wertenden Behauptung, die
sich ohnehin nur schwer aufrechterhalten lassen dürfte, lässt sich doch feststel-
len, dass sich ab Mitte des siebten Jahrhunderts das Verhältnis der Kleriker zum
König veränderte: Zunehmend wurde nun auch speziell für die Herrscher ge-
betet. Die Heiligen aber sah der Adel nun mehr und mehr als tapfere Individuen
und mutige Kämpfer, weshalb die Figur des Mauritius wegen ihrer starken
militärischen Prägung umso mehr hervorragte.1340 Als Verkörperung des
christlichen Kriegsmannes wurde Mauritius nun zusehends aktueller, da die
allmähliche Bildung eines Kriegerstandes auch im Bereich der Vorbilder und
Symbole stattfand.1341 In den Landes wurde Mauritius nach Hilarius und Martin
zur Hilfe der fränkischen Heere angerufen.1342
Letzterer taugte außer Mauritius offenkundig ebenso als Helfer in der
Schlacht. Walahfried Strabo jedenfalls erwähnte den Mantel des heiligen Martin,
den die fränkischen Könige angeblich in der Schlacht mit sich geführt hätten, und
zwar als Siegeshilfe. Erwähnt werden auch weitere Reliquien, die man dabei
gehabt habe.1343 Ähnliches liest man auch bei Notker dem Stammler in dessen
Gesta Karoli Magni.1344
Wohl um die Hilfe des heiligen Mauritius für seinen ersten Italienzug an-
zurufen, trug Heinrich II. im Jahr 1004 die Reliquien jenes Heiligen vom Kloster

1339 Vgl. Hofmeister: Die heilige Lanze, S. 86.
1340 Vgl. Zufferey: Der Mauritiuskult, S. 33.
1341 Vgl. ebd., S. 39.
1342 Vgl. ebd., S. 41,
1343 Walahfried Strabo: Libellus de exordiis et incrementis rerum eclesiasticarum, ed. A. Boretius / V.
Krause, MGH Capit. 2, Hannover 1897, S. 515: Dicti sunt autem primitus cappellani a cappa beati
Martini, quam reges Francorum ob adiutorium victoriae in proeliis solebant secum habere, quamferentes
et custodientes cum ceteris sanctorum reliquiis clerici cappellani coeperunt vocari.
1344 Notker der Stammler: Gesta Karoli Magni, ed. H. F. Haefele, MGH SS rer. Germ. N. S. 12, Berlin
1959, S. 5: Quo nomine reges Francorum propter cappam sancti Martini, quam secum ob sui tuitionem et
hostium oppressionem iugiter ad bella portabant, sancta sua appellare solebant.
 
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