10.8. Heilige Krieger
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Die Kriegerheiligen spielen in den Berichten des Ersten Kreuzzuges gewiss
eine Rolle, doch ist es nicht richtig, dass sie erst bei dieser Gelegenheit in Europa
populär wurden.1366 Die Taten des Kriegermärtyrers Georg waren in Frankreich
etwa seit dem fünften Jahrhundert bekannt.1367 Doch nicht nur dort, die Legende
von dem großen Märtyrer breitete sich in ganz Europa aus.1368 So besang etwa
Venantius Fortunatus eine Kirche, die Sidonius Apollinaris für den heiligen
Georg gebaut haben soll.1369
Kaiser Friedrich I. Barbarossa zeigte seine Verehrung des heiligen Georg
schließlich dadurch, dass er den Tag des Aufbruchs zu seinem Kreuzzug auf den
Georgstag am 23. April legte.1370 Krieg und Heiliger wurden durch einen solchen
bewussten Akt eng miteinander verknüpft. Theodor wiederum wurde in Landes
des frühen neunten Jahrhunderts um Hilfe für das fränkische Heer gebeten.1371
Auch am Hof des ersten „Earl of Chester", Hugh d'Avranches, spielten die
Kriegerheiligen eine gewisse Rolle, wie wir von Ordericus Vitalis erfahren. Er
erwähnt einen Kleriker namens Geroldus, der Adligen von den Taten jener
Heiliger erzählte, sie als Vorbilder hinstellte und betonte, dass sie mit dem
Martyrium gekrönt worden seien.1372 Die Stelle macht deutlich, wie wichtig die
heiligen Krieger für den mittelalterlichen, Krieg führenden, Adel waren, als
Identifikationsfiguren, als Vorbilder. Holdsworth meint, dass man hier eine
Ahnung davon erhält, wie Geschichten über Kriegerheilige von einer Generation
zur nächsten weitergegeben wurden.1373
1366 Vgl. Holdsworth: An Airier Aristocracy, S. 106 f. McGregor zufolge wurde die Rolle der Krie-
gerheiligen als eingreifende Instanz im Kontext des Ersten Kreuzzuges am deutlichsten aus-
formuliert; vgl. James B. MacGregor: Negotiating Knightly Piety: The Cult of the Warrior-Saints
in the West, ca. 1070 - ca. 1200, in: Church History 73,2 (2003), S. 317-345; hier S. 322.
1367 Vgl. Ebersolt: Orient et Occident, S. 15. Ab dem frühen siebten Jahrhundert wurde Georg als
Instanz wahrgenommen, die in den Krieg eingreift, wenngleich dies nicht unbedingt derjenige
Aspekt seines Kults war, der am deutlichsten hervorragte; vgl. Monica White: Military saints in
Byzantium and Rus, 900-1200, Cambridge 2013, S. 24.
1368 Vgl. Ebersolt: Orient et Occident, S. 15.
1369 Venantius Fortunatus: Carminum epistularum expositionum libri undecim, ed. F. Leo, MGH AA
4,1, Berlin 1881, S. 41.
1370 Vgl. Joachim Ehlers: Die Ritter. Geschichte und Kultur, München 2006, S. 37; Alfred Haverkamp:
Zwölftes Jahrhundert 1125-1198, Stuttgart 2003 (Gebhardt. Handbuch der deutschen Ge-
schichte. Zehnte, völlig neu bearbeitete Auflage 5), S. 153.
1371 Zit. nach: Kantorowicz: Laudes Regiae, S. 105: Exaudi Christe Exercitui Romanorum et Francorum
vita et Victoria. / Sande Theodore Tu illos adiuva.
1372 Ordericus Vitalis: Ecclesiastical History, ed. M. Chibnall, Bd. 3, Oxford 1972 (ND 1983), S. 216:
Praecipuis baronibus et modestis militibus puerisque nobilibus salutares monitus promebat, et de ueteri
testamento nouisque Christianorum gestis imitanda sanctorum militum tirocinia ubertim coaceruabat.
Luculenter enim enarrabat conflidus Demetrii et Georgii, Theodori et Sebastiani, Mauricii ducis et
Thebaeae legionis, et Eustachii precelsi magistri militum cum sociis suis, qui per martirium coronari
meruerunt in coelis.
1373 Vgl. Holdsworth: „An Airier Aristocracy", S. 104. Für einige weitere Abbildungen von Krie-
gerheiligen, die hier nicht thematisiert wurden, vgl. Jaroslav Folda: Mounted Warrior Saints in
Crusader Icons: Images of the Knighthoods of Christ, in: Norman Housley (Hrsg): Knighthoods
of Christ. Essays on the History of the Crusades and the Knights Templar. Presented to Malcolm
Barbar, Aldershot 2007, S. 87-108.
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Die Kriegerheiligen spielen in den Berichten des Ersten Kreuzzuges gewiss
eine Rolle, doch ist es nicht richtig, dass sie erst bei dieser Gelegenheit in Europa
populär wurden.1366 Die Taten des Kriegermärtyrers Georg waren in Frankreich
etwa seit dem fünften Jahrhundert bekannt.1367 Doch nicht nur dort, die Legende
von dem großen Märtyrer breitete sich in ganz Europa aus.1368 So besang etwa
Venantius Fortunatus eine Kirche, die Sidonius Apollinaris für den heiligen
Georg gebaut haben soll.1369
Kaiser Friedrich I. Barbarossa zeigte seine Verehrung des heiligen Georg
schließlich dadurch, dass er den Tag des Aufbruchs zu seinem Kreuzzug auf den
Georgstag am 23. April legte.1370 Krieg und Heiliger wurden durch einen solchen
bewussten Akt eng miteinander verknüpft. Theodor wiederum wurde in Landes
des frühen neunten Jahrhunderts um Hilfe für das fränkische Heer gebeten.1371
Auch am Hof des ersten „Earl of Chester", Hugh d'Avranches, spielten die
Kriegerheiligen eine gewisse Rolle, wie wir von Ordericus Vitalis erfahren. Er
erwähnt einen Kleriker namens Geroldus, der Adligen von den Taten jener
Heiliger erzählte, sie als Vorbilder hinstellte und betonte, dass sie mit dem
Martyrium gekrönt worden seien.1372 Die Stelle macht deutlich, wie wichtig die
heiligen Krieger für den mittelalterlichen, Krieg führenden, Adel waren, als
Identifikationsfiguren, als Vorbilder. Holdsworth meint, dass man hier eine
Ahnung davon erhält, wie Geschichten über Kriegerheilige von einer Generation
zur nächsten weitergegeben wurden.1373
1366 Vgl. Holdsworth: An Airier Aristocracy, S. 106 f. McGregor zufolge wurde die Rolle der Krie-
gerheiligen als eingreifende Instanz im Kontext des Ersten Kreuzzuges am deutlichsten aus-
formuliert; vgl. James B. MacGregor: Negotiating Knightly Piety: The Cult of the Warrior-Saints
in the West, ca. 1070 - ca. 1200, in: Church History 73,2 (2003), S. 317-345; hier S. 322.
1367 Vgl. Ebersolt: Orient et Occident, S. 15. Ab dem frühen siebten Jahrhundert wurde Georg als
Instanz wahrgenommen, die in den Krieg eingreift, wenngleich dies nicht unbedingt derjenige
Aspekt seines Kults war, der am deutlichsten hervorragte; vgl. Monica White: Military saints in
Byzantium and Rus, 900-1200, Cambridge 2013, S. 24.
1368 Vgl. Ebersolt: Orient et Occident, S. 15.
1369 Venantius Fortunatus: Carminum epistularum expositionum libri undecim, ed. F. Leo, MGH AA
4,1, Berlin 1881, S. 41.
1370 Vgl. Joachim Ehlers: Die Ritter. Geschichte und Kultur, München 2006, S. 37; Alfred Haverkamp:
Zwölftes Jahrhundert 1125-1198, Stuttgart 2003 (Gebhardt. Handbuch der deutschen Ge-
schichte. Zehnte, völlig neu bearbeitete Auflage 5), S. 153.
1371 Zit. nach: Kantorowicz: Laudes Regiae, S. 105: Exaudi Christe Exercitui Romanorum et Francorum
vita et Victoria. / Sande Theodore Tu illos adiuva.
1372 Ordericus Vitalis: Ecclesiastical History, ed. M. Chibnall, Bd. 3, Oxford 1972 (ND 1983), S. 216:
Praecipuis baronibus et modestis militibus puerisque nobilibus salutares monitus promebat, et de ueteri
testamento nouisque Christianorum gestis imitanda sanctorum militum tirocinia ubertim coaceruabat.
Luculenter enim enarrabat conflidus Demetrii et Georgii, Theodori et Sebastiani, Mauricii ducis et
Thebaeae legionis, et Eustachii precelsi magistri militum cum sociis suis, qui per martirium coronari
meruerunt in coelis.
1373 Vgl. Holdsworth: „An Airier Aristocracy", S. 104. Für einige weitere Abbildungen von Krie-
gerheiligen, die hier nicht thematisiert wurden, vgl. Jaroslav Folda: Mounted Warrior Saints in
Crusader Icons: Images of the Knighthoods of Christ, in: Norman Housley (Hrsg): Knighthoods
of Christ. Essays on the History of the Crusades and the Knights Templar. Presented to Malcolm
Barbar, Aldershot 2007, S. 87-108.