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19. Urban II.
Unter Urban II. ist auch der Gottesfrieden als Rechtsgegenstand in die
päpstlich-konziliare Gesetzgebung eingegangen.1979 In beiden Fällen, Kreuzzug
wie treuga Dei, wird der Wille Gottes erfüllt, beides ist verbunden mit der Hin-
wendung zu Gott und dem Sieg der gerechten Sache.1980 Die kriegerischen Kräfte
sollen gesteuert werden, dasselbe Rittertum, das die Friedensbewegung mit-
tragen sollte, sollte nun auch an einer anderen, von Gott angezeigten Bewegung
mitwirken.1981 Den Zusammenhang zwischen treuga Dei und Kreuzzug sieht
Hoffmann nicht zuletzt darin, dass geordnete Verhältnisse in der Heimat die
Voraussetzung für die Expedition ins Heilige Land waren.1982
Duncalf meint, dass Urban praktisch nichts anderes tat, als den bereits
existierenden heiligen Krieg nach Osten zu wenden.1983 Die Idee dazu habe er
von Gregor VII. gehabt.1984 Dies würde freilich bedeuten, dass die Vorstellung
von einem heiligen Krieg bereits vor dem Ersten Kreuzzug Bestand hatte, was
nicht so ohne weiteres behauptet werden kann. Was aber mit Sicherheit be-
hauptet werden kann, ist die Tatsache, dass Urbans Agitation den Ersten
Kreuzzug in Gang brachte. So schrieben etwa Kreuzfahrer in einem Brief des
Jahres 1098 an Urban II., dass dieser sie durch seine Predigten dazu bewogen
habe, das Kreuz zu nehmen.1985 Urban löste damit diejenige Unternehmung aus,
in deren Verlauf wir dann in der Tat den Geist eines christlichen heiligen Krieges
ausmachen können.
1979 Vgl. Becker: Papst Urban II. Teil 2, S. 279.
1980 Vgl. ebd., S. 280.
1981 Vgl. ebd., S. 284
1982 Vgl. Hoffmann: Gottesfriede, S. 223.
1983 Vgl. Duncalf: The Councils of Piacenza and Clermont, S. 222.
1984 Vgl. ebd.
1985 Vgl. Epistula Boemundi, Raimundi comitis S. Aegidii, Godefridi ducis Lotharingiae, Roberti
comitis Normanniae, Roberti comitis Flandrensis, Eustachii comitis Boloniae ad Urbanum II
papam, ep. 16, ed. H. Hagenmeyer, Kreuzzugsbriefe, S. 164. Zu dem Brief vgl. Nicholas L. Paul:
A Warlord's Wisdom: Literacy and Propaganda at the Time of the First Crusade, in: Speculum 85
(2010), S. 534-566; hier S. 555 f. Die Wirkungsmächtigkeit von Urbans Rede lebt bis heute fort. Sie
ist keineswegs nur der Spezialforschung bekannt, sondern durchaus auch der Allgemeinheit. So
schrieb der österreichische Journalist und Femsehmoderator Gerhard Jelinek, Urban habe mit
seiner Rede „einen Nerv der Zeit getroffen"; vgl. Gerhard Jelinek: Reden, die die Welt verän-
derten, Salzburg 2009, S. 41.
19. Urban II.
Unter Urban II. ist auch der Gottesfrieden als Rechtsgegenstand in die
päpstlich-konziliare Gesetzgebung eingegangen.1979 In beiden Fällen, Kreuzzug
wie treuga Dei, wird der Wille Gottes erfüllt, beides ist verbunden mit der Hin-
wendung zu Gott und dem Sieg der gerechten Sache.1980 Die kriegerischen Kräfte
sollen gesteuert werden, dasselbe Rittertum, das die Friedensbewegung mit-
tragen sollte, sollte nun auch an einer anderen, von Gott angezeigten Bewegung
mitwirken.1981 Den Zusammenhang zwischen treuga Dei und Kreuzzug sieht
Hoffmann nicht zuletzt darin, dass geordnete Verhältnisse in der Heimat die
Voraussetzung für die Expedition ins Heilige Land waren.1982
Duncalf meint, dass Urban praktisch nichts anderes tat, als den bereits
existierenden heiligen Krieg nach Osten zu wenden.1983 Die Idee dazu habe er
von Gregor VII. gehabt.1984 Dies würde freilich bedeuten, dass die Vorstellung
von einem heiligen Krieg bereits vor dem Ersten Kreuzzug Bestand hatte, was
nicht so ohne weiteres behauptet werden kann. Was aber mit Sicherheit be-
hauptet werden kann, ist die Tatsache, dass Urbans Agitation den Ersten
Kreuzzug in Gang brachte. So schrieben etwa Kreuzfahrer in einem Brief des
Jahres 1098 an Urban II., dass dieser sie durch seine Predigten dazu bewogen
habe, das Kreuz zu nehmen.1985 Urban löste damit diejenige Unternehmung aus,
in deren Verlauf wir dann in der Tat den Geist eines christlichen heiligen Krieges
ausmachen können.
1979 Vgl. Becker: Papst Urban II. Teil 2, S. 279.
1980 Vgl. ebd., S. 280.
1981 Vgl. ebd., S. 284
1982 Vgl. Hoffmann: Gottesfriede, S. 223.
1983 Vgl. Duncalf: The Councils of Piacenza and Clermont, S. 222.
1984 Vgl. ebd.
1985 Vgl. Epistula Boemundi, Raimundi comitis S. Aegidii, Godefridi ducis Lotharingiae, Roberti
comitis Normanniae, Roberti comitis Flandrensis, Eustachii comitis Boloniae ad Urbanum II
papam, ep. 16, ed. H. Hagenmeyer, Kreuzzugsbriefe, S. 164. Zu dem Brief vgl. Nicholas L. Paul:
A Warlord's Wisdom: Literacy and Propaganda at the Time of the First Crusade, in: Speculum 85
(2010), S. 534-566; hier S. 555 f. Die Wirkungsmächtigkeit von Urbans Rede lebt bis heute fort. Sie
ist keineswegs nur der Spezialforschung bekannt, sondern durchaus auch der Allgemeinheit. So
schrieb der österreichische Journalist und Femsehmoderator Gerhard Jelinek, Urban habe mit
seiner Rede „einen Nerv der Zeit getroffen"; vgl. Gerhard Jelinek: Reden, die die Welt verän-
derten, Salzburg 2009, S. 41.