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Gübele, Boris; Universität Stuttgart [Editor]; Jan Thorbecke Verlag [Editor]; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Deus vult, Deus vult: der christliche heilige Krieg im Früh- und Hochmittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 54: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.51274#0165

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7. Die Zeit der Karolinger

sacratissimia, / linteamina levitae et sanctaemonialium / mulieribus tradata suadente
demone.1005 Die Franken aber kämpften im Empfinden dieser Dichtung auf der
Seite Gottes, so sehr, dass dieser ihnen seinen Apostel schickte, um dem Hee-
reszug beizustehen und ihn zu begleiten.1006 Pippin, der Sohn Karls, der rex
catholicus, sei mit der Kraft Gottes ausgerüstet gewesen.1007 Am Schluss des Ge-
dichtes drückt der Dichter im Namen der gläubigen Christen seinen Dank an
Gott aus, da dieser den Sieg über den heidnischen Feind ermöglichte.1008
In einer Geschichte der Langobarden von 807-810 werden die Awaren
ebenfalls so dargestellt, als seien sie Kirchenfeinde par excellence gewesen: Illi qui
ab inicio malorum stirpe progeniti inimici aecclesiarum, persecutores christianorum
semper fuerunt.1009 Die Hauptsache im Hinblick auf die Kämpfe gegen die Awaren
scheint es für den Autor dieser überblicksartigen Darstellung gewesen zu sein,
dass angeblich geraubte Kirchengüter zurückgegeben wurden.1010
Erwähnt werden die Awaren in der fränkischen Überlieferung bereits vor
dem Beginn der Kämpfe. So berichten die Reichsannalen für das Jahr 782, dass
Abgesandte des Khagans bei der Reichsversammlung in Lippspringe erschienen
seien.1011 Ähnliches erfahren wir aus den Annales Mettenses priores und den
Annales Petaviani.1012 In den Annales qui dicuntur Einhardi liest man gar, die
Gesandten der Awaren seien des Friedens wegen angereist und von Karl emp-
fangen worden.1013 Zu diesem frühen Zeitpunkt ist also noch nichts von Feind-
seligkeit zu lesen, schon gar nicht werden die Awaren als Heiden verdammt, die
es zu bekämpfen gilt. Für das Jahr 790 berichten die so genannten Einhardsan-
nalen dann von einer weiteren Gesandtschaft, die Karl empfing, um mit ihnen zu
verhandeln. Von religiösen Zwistigkeiten, von Bekehrungsversuchen und der
angeblichen Plünderung von Kirchen ist hier keineswegs die Rede. Der Annalist

1005 De Pippini regis victoria Avarica, ed. E. Dümmler, MGH Poetae 1, Berlin 1881, S. 116. Der Text
entstand kurz nach dem dargestellten Ereignis des Jahres 796; vgL Ebenbauer: Carmen histo-
ricum, S. 30.
1006 De Pippini regis victoria Avarica, S. 116: Misit deus Petrum sanctum, principem apostolum, / in
auxilium Pippini magni regis filium, / ut viam eins comitaret et Francorum aciem.
1007 Vgl. ebd.
1008 Ebd., S. 117: Nos fideles cristiani deo agamus gratiam, / qui regnum regis confirmavit super regnum
Uniae, / et victoriam donavit de paganis gentibus.
1009 Historia Langobardorum codicis Gothani, ed. G. Waitz, MGH SS rer. Lang. 1, Hannover 1878,
S. 11.
1010 Ebd.: per isto, ut diximus, domno Pippino seu et patri suo solatium supradicti Abari sunt evacuati et
superati et sanctae aecclesiae defensatae, et multa vasa sanctorum, quae Uli crudeles et impii rapuerunt,
per istum defensatorem sunt ad proprium reversa.
1011 Annales regni Francorum, S. 60: similiter et Avari illuc convenerunt, missi a cagano et iugurro.
1012 Annales Mettenses priores, MGH SS rer. Germ. 10, S. 69: venerunt missi Avarorum, a cagano et
iocurri principibus directi. Annales Petaviani, MGH SS 1, S. 17: et ibi venerunt legationes Unorum ad
praesentiam principis.
1013 Annales qui dicuntur Einhardi, MGH SS rer. Germ. 6, S. 61: Ubi inter cetera negotia etiam legatos
Sigifridi regis Danorum, et quos ad se Caganus et lugurrus principes Hunorum velut pacis causa
miserunt, et audivit et absolvit.
 
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