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Gübele, Boris; Universität Stuttgart [Editor]; Jan Thorbecke Verlag [Editor]; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Deus vult, Deus vult: der christliche heilige Krieg im Früh- und Hochmittelalter — Mittelalter-Forschungen, Band 54: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2018

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.51274#0259

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258

14. Die Normannen

angeblich damit endete, dass sich ein unterlegener Führer der Muslime zu Robert
ins Exil begab.1564 Amatus zufolge handelte Robert also im Auftrag Gottes, als er
den Feldzug gegen Sizilien vorbereite.1565 Nicht zu Unrecht wurde Amatus somit
die Tendenz bescheinigt, die normannischen Eroberer als Vollstrecker göttlichen
Willens zu verherrlichen. Diese Tendenz erklärt sich möglicherweise daraus,
dass Amatus sein Werk im Auftrag des Abtes Desiderius schrieb, der gegenüber
Gregor VII. seine auf Ausgleich mit den Normannen bedachte Politik rechtfer-
tigen wollte.1566
Schließlich, so berichtet Amatus weiter, wurden die Normannen dazu auf-
gerufen, nach Sizilien zu ziehen, um die Muslime zu vertreiben, die die Insel aus
der Hand der Christen entrissen hätten.1567 Vor einer Schlacht gegen eine heid-
nische Übermacht soll Robert sich an seine Männer gewendet und ihnen Mut
zugesprochen haben, da sie Christus an ihrer Seite hätten. Im Namen der heiligen
Trinität werde man die vor ihnen liegende Anhöhe (bei Enna) vom Unrat der
Häresie und Perversität befreien.1568 Anschließend geht der Akt des Empfangens
der Eucharistie in Kampfbereitschaft über, wodurch der Krieg sakralisiert
wird.1569
Direkt vor dem Kampf sollen die Normannen nicht nur Banner gehisst,
sondern eben auch das Kreuz gezeigt haben. In dem Gefecht selbst habe Gott, so
erzählt es Amatus, für die christlichen Normannen gekämpft und die Ungläu-
bigen vernichtet.1570 Gaufredus berichtet, als er auf eine Schlacht des Jahres
10631571 zu sprechen kommt, ebenfalls davon, dass die Normannen vor der
Schlacht gebeichtet hätten und voller Gottvertrauen in die Schlacht gezogen
seien.1572 Auch er glaubt, Gott habe die Normannen beschützt.1573 In der Schrift
Gaufreds findet sich ebenfalls eine Ansprache, die Roger vor einer Schlacht
seinen Männern gegenüber gehalten haben soll. In dieser soll er die Stärke Gottes
betont haben, der die Christen nicht im Stich lasse. Die feindlichen Muslime aber

1564 Vgl. ebd.
1565 Vgl. ebd.: Etquant lo duc vit ceste cose avenir, loquel creoitpar ordination de Dien procedere, se appareilla
de prendre Sycille.
1566 Vgl. Richard Bünemann: Robert Guiskard 1015-1085. Ein Normanne erobert Süditalien, Köln
u. a. 1997, S. 2.
1567 Vgl. Amatus von Montecassino: Ystoire de li Normant, S. 394: pour chacier li sarrazin liquel avoient
leve celle ynsule de la main de li cristien.
1568 Vgl. ebd., S. 402.
1569 Ebd., S. 402f.: Purgame adonc nos pechies par confession et par penitance, et recevons lo cors et lo sanc de
Crist, et rappareillons les armes nostres, quar Dien est poten t ä nouz, petite gen t et fidel, de donner victoire
de la multitude de li non fidel.
1570 Vgl. ebd., S. 403.
1571 Gemeint ist die Schlacht bei Gerami. Sie galt bei den Chronisten der Ereignisse als das „klassische
Beispiel für den Triumph normannischer Tapferkeit über quantitative Überlegenheit"; vgl.
Graham A. Loud: Betrachtungen über die normannische Eroberung Süditaliens, in: Borchardt /
Bünz (Hrsg.): Forschungen zur Reichs-, Papst- und Landesgeschichte, S. 115-132; hier S. 123.
1572 Gaufredus Malaterra: De rebus gestis Rogerii, S. 42: cum magna devotione, presbyteris testibus, Deo
confessi, poenitentia accepta, Dei miserationi sese commendantes et de eins auxilio confisi, bellum hostibus
inferre vadunt.
1573 Vgl. ebd., S. 43.
 
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