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Müller, Karl Otfried [Hrsg.]; Wieseler, Friedrich [Bearb.]
Denkmäler der alten Kunst (Band 2: Text) — Göttingen, 1877

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https://doi.org/10.11588/diglit.5924#0065

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und auf p. 76 fg. besprochenen Relief dar Stellung, so wie auf den
Text zu der zweiten Bearb. dieser Denkmäler, wiederum an Trip-
tolemos denkt. Unter den nicht seltenen ähnlichen Gemmen-
darstellungen befindet sich eine bisher noch nicht erkannte,
welche von E. von Sacken und F. Kenner Samml. des K. K.
Münz- u. Ant.-Cab. zu Wien S. 445, n. 900 so verzeichnet ist:
„Sitzende Frau (die Nacht?), Mohn und Aehren einem vor ihr
stehenden Knaben entgegen haltend, hinter diesem ein Kranich."
Dieser Vogel erscheint auch auf einem Vasenbilde mit der Aus-
sendung des Triptolemos (Gerhard Auserl. Vasenb. Taf. XLVII,
El. cer. III, 57, A). Doch zeugt er keinesweges entschieden für
diesen, da er, wenn er auch auf diesem Vasenbilde sich zunächst
auf die Saatzeit bezieht (Aristoph. Av. 710), doch auch als all-
gemeines Attribut der Ackerbaugöttin Demeter gefasst werden
kann (Stephani Compte rend. p. 1865, p. 135). Da Triptolemos
bis jetzt nicht mit Sicherheit in knabenhafter Bildung nachge-
wiesen ist, so hat man entweder Plutos oder Iakchos voraus-
zusetzen. Für jenen spricht sich entschieden aus Stephani
Compte r. p. 1859, p. 107, n. 3. Er nimmt dabei, wie Toelken
und Gerhard, an, dass der Knabe der Göttin den Korb mit
Aehren darreiche, welchen Hesychios als EöttAoutov xavoöv er-
wähne. Uns scheint indessen wie früher, so auch jetzt noch,
Ceres nicht sowohl den Korb entgegennehmen zu wollen, als
nach der Ueberreichung desselben einen Auftrag oder eine
Anweisung zu geben. Für den Umstand, dass der Korb von
ihr herrühre, lässt sich auch die oben erwähnte Wiener. Gemme
veranschlagen. Wer sich daran erinnert, dass Iakchos nicht
bloss tcXouioSott]!; heisst, sondern bei Sophokles (Antig. 1152)
auch als tajjiia; d. i. Schaffner, Aufseher der Vorräthe, bezeich-
net wird, wie denn Dionysos nach Aristides (Or. TV, p. 30)
als Beisitzer der Eleusinischen Demeter Aufseher der Früchte
und der Nahrung der Menschen war, der wird vielleicht noch
eher an diesen als an Plutos denken. Uebrigens ist nach der
Bemerkung R. Engelmann's auf dem Originale die Figur nicht,
wie in der zw. Ausg. nach dem hier wiedergegebenen Abdrucke
vermuthet wurde, beflügelt, sondern der im Nacken sichtbare Ge-
genstand nichts Anderes als die Verlängerung des Haupthaars.
Vgl. auch Gerhard Ges. Abhandl. Taf. LI, n. 11. Von einer
ant. Paste des Berl. Mus.

n. 99, a. Kora trägt, mit der Rechten ein Scepter auf-
stützend, auf dem linken Arme den kleinen Dionysos oder
Iakchos, welcher, in seinem linken Arme ein volles Füllhorn
haltend, den rechten Arm liebkosend nach seiner Mutter und

Pflegerin ausstreckt, die liebevoll den Kopf zu ihm hinneigt.
Revers einer unter Maximin geprägten Bronzemünze der Ein-
wohner von Kyzikos (KYZIKHNÜN). Obige Erklärung kann
wohl als sicher stehend betrachtet werden, nicht bloss weil
Kora zu Kyzikos besonders hoch verehrt wurde, wie Appian
de hello Mithridat. 75 bezeugt und die Münztypen dieser Stadt
kundthun, und auch Dionysos hier Verehrung genoss, sondern
auch deshalb, weil die jetzt allgemein angenommene Deutung
des Typus der zunächst folgenden Münze für Kyzikos gar
keine Wahrscheinlichkeit hat. Der Kleine wird durch das
Füllhorn als Spender des Fruchtsegens bezeichnet, wie von
den Athenern "Iaxp; tcXootoöotv];; genannt wurde (schol. z.
Aristoph. Ran. 479). In einem vollen Füllhorn zeigt den klei-
nen Dionysos die unten auf Taf. XXXV, n. 416 abgebildete
Münze von Nysa. Nach Nouv. Gal. mythol. pl. XIV, n. 6; vgl.
p. 87.

n. 99, b. Dieselbe Darstellung, wie wir meinen, auf dem
Revers einer Bronzemünze der Einwohner von Athen (A0H-
NAIQN). Der Unterschied besteht hauptsächlich nur in einer
Abweichung hinsichtlich der Tracht des Weibes, welche dazu
beitragen kann, die alte Deutung dieses auf Demeter zu em-
pfehlen. Früher war der Typus nur aus unvollkommen erhalte-
nen Exemplaren (deren eins auch in diesen Denkm. unter n.
99 nach Combe Num. Mus. Brit. t. 7, n. 7 mitgetheilt war)
bekannt, nach welchen man annahm, dass der rechte Theil
der Brust des Weibes entblösst sei, während das Füllhorn in
der Linken des Knäbchens nicht zu erkennen war. Nichts-
destoweniger wurde schon damals der Gedanke an Eirene mit
dem Plutos nach der Gruppe Kephisodot's (Pausan. I, 8, 3 u.
LX, 16, 2) ausgesprochen, so wie der Umstand, dass der Münz-
typus ganz der Münchener sogenannten Leukotheagruppe ent-
spreche; vgl. hinsichtlich des Ersteren Beule Monn. d1 Athenes
p. 203, der sich indessen der Deutung auf Demeter mit dem
kleinen Iakchos, welcber auch C. O. Müller gefolgt war, an-
schloss, Cavedoni Mottete d1 Atene p. 89 u. Bullett. d. Inst. arch.
1866, p. 93, der auch das Füllhorn bei dem Kleinen richtig
voraussetzte, Stephani Compte rendu p. 1859, S. 106, Anm. 1
und p. 1860, S. 102, Anm. 4, Stark Nuov. Memor. d Inst, arch.,
1865, p. 256, Overbeck Ant. Schriftquellen z. Gesch. d. bild.
Künste bei d. Gr. S. 220, n. 1143; hinsichtlich des Anderen
namentlich Friederichs in Gerhard's Arch. Ztg. 1859, S. 4 fg.
Mittlerweile wurde das von Beule erwähnte aber nicht gese-
hene Münchener Exemplar der Münze, welches wir jetzt haben

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