DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.25834#0018
10
dalmerston hielt bei einer festlichen Gelegenheit eine Lobrede
anf die Preßsreih eit.
Ein Minister erklärt die Controle feiner Handlungen dnrch
die Presfe für eine Annehmlichkeit, nicht nur für die Presse,
sondern auch für ih n!
Die in Wien erscheinende „Neue freie (?) Presse" schlägt
die Hände über dem Kops zusammen und wirft sich nieder in
den Staub, um dieses Wnnder anzubeten. Den Preßzuständen
in Dentschland gegenüber, sagt sie, sollte man meinen, Eng-
land besinde sich auf einem andern Planeten!
Halt ein in deinem Schmerz, gute Wienerin! Lord Pal-
merston und seine Zeitnngsschreiber besinden sich anf demselben
Jrrstern, wie wir Andern auch.
Was aber die Preßzustände Dentschlands betrifft, so hat
ein Wiener Blatt weder das Recht noch die Veranlassung, vor
dem Ausland darüber zu lamentiren. Es gibt in Deutschland,
in der Nachbarschaft Oestreichs, Länder welche vollkommene
Preßfreiheit besitzen, cine Preßfreiheit, die man eine englische
nennen könnte, wenn nicht unlängst ein scrupulöser Staatsanwalt
geglaubt hätte, man müße den „Ultramontanen" das verweigern,
was man den „Demokraten" gestattet. Gefängnißjacke und
Fasttage sind Attribute der östreichischen Preß-Strafgesetz-
gebung, nicht aber der deutschen.
Wir ersuchen also die „Neue freie Presse" künftig etwas besser
zu distinguiren, und wenn sie es nicht wagen darf, östreichische
Zustände zu bejammern, dafür zu setzen: Vormächtliche Zustände.
Der geniale Alliirte an der Spree denkt ja von der Presse anch
total anders, wie Palmerston, und doch ist Herr v. Bismark
— leider — auf keinem andern Planeten!
Idylle.
Hauu5. Es ist doch merkwürdig, wie oft hener Leuten, während
sie im Engelamt sind, ihre Sachen gestohlen wurden.
Ueit. Das passirt mir gewiß nicht.
Haniw. Warum? Habt Jhr so gute Schlösser?
Neit. Das nicht, aber ich gehe in kein Engelamt.
--
dalmerston hielt bei einer festlichen Gelegenheit eine Lobrede
anf die Preßsreih eit.
Ein Minister erklärt die Controle feiner Handlungen dnrch
die Presfe für eine Annehmlichkeit, nicht nur für die Presse,
sondern auch für ih n!
Die in Wien erscheinende „Neue freie (?) Presse" schlägt
die Hände über dem Kops zusammen und wirft sich nieder in
den Staub, um dieses Wnnder anzubeten. Den Preßzuständen
in Dentschland gegenüber, sagt sie, sollte man meinen, Eng-
land besinde sich auf einem andern Planeten!
Halt ein in deinem Schmerz, gute Wienerin! Lord Pal-
merston und seine Zeitnngsschreiber besinden sich anf demselben
Jrrstern, wie wir Andern auch.
Was aber die Preßzustände Dentschlands betrifft, so hat
ein Wiener Blatt weder das Recht noch die Veranlassung, vor
dem Ausland darüber zu lamentiren. Es gibt in Deutschland,
in der Nachbarschaft Oestreichs, Länder welche vollkommene
Preßfreiheit besitzen, cine Preßfreiheit, die man eine englische
nennen könnte, wenn nicht unlängst ein scrupulöser Staatsanwalt
geglaubt hätte, man müße den „Ultramontanen" das verweigern,
was man den „Demokraten" gestattet. Gefängnißjacke und
Fasttage sind Attribute der östreichischen Preß-Strafgesetz-
gebung, nicht aber der deutschen.
Wir ersuchen also die „Neue freie Presse" künftig etwas besser
zu distinguiren, und wenn sie es nicht wagen darf, östreichische
Zustände zu bejammern, dafür zu setzen: Vormächtliche Zustände.
Der geniale Alliirte an der Spree denkt ja von der Presse anch
total anders, wie Palmerston, und doch ist Herr v. Bismark
— leider — auf keinem andern Planeten!
Idylle.
Hauu5. Es ist doch merkwürdig, wie oft hener Leuten, während
sie im Engelamt sind, ihre Sachen gestohlen wurden.
Ueit. Das passirt mir gewiß nicht.
Haniw. Warum? Habt Jhr so gute Schlösser?
Neit. Das nicht, aber ich gehe in kein Engelamt.
--