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https://doi.org/10.11588/diglit.25834#0098
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Die Geschichte Zulius Cäsar's,
eine von Louis Napoleon's neuesten Geschichteu.
„Äie Ermordung Cäsars konnte die Herrschaft des Augustus
doch uicht verhindern." — Wen's juckt, der kratze sich!
Daß unter Großonkel Cäsar 'Niemand anderer verstanden ist,
als Onkel Napoleon, hat man bereits ohneibesondern Scharfsinn
errathen können; densenigen, welche es noch nicht merken sollten,
kommt ein Titelknpfer zu Hülfe. Cäsar braucht nur die große
Weste anzuziehen und das bekannte Hütchen auszusetzen, so ist er
Napoleon und nimmt Letzterer die Toga um die Schultern, so
haben wir den großen Jtaliener, der die Gallier so schmählich
nntersochre. Beide Heroen gleichen sich an Geist wie an Gesichts-
Ausdruck, nur hat der Eine mehr Fett zwischen Haut nnd Fleisch,
als der Andere. Da es aber zur neusranzösischen Mission gehört,
alle Gegensätze zu „versöhnen", so braucht man nnr Cäsar'n
etwas dicker und den erstcn Napoleon etwas magerer anznnehmen,
und die Gleichheit ist hergestellt. Der kais. sranz. Hosmaler
Jngres hat durch seinen embonpointirten Cäsar diese vermittelnde
Umstimmung in unserer Phantasie aus's glncklichste angebahnt.
Cäsar fiel durch eine Verschwörung von Freiheitssreunden,
Napoleon durch eine Coalition, die so despotisch gesinnt war,
wie er selbst; nnr das begeisterte dentsche Volk stellte srch ihm
als rächender Brutns gegeniiber, um von den Andern später
als Brntum behandelt ilnd um allen Lohn betrogen zn werden.
CLsar siel an der Bildsäule des Pompejus, Napoleon an dem
rohen Felsen von St. Helena, aus dem wohl nie ein plastisches
Kunstwerk geschasfcn wird, selbst wenn er nicht englisches Eigen-
thnm wäre.
Auf Cäsar mußte Oktavianus, auf den Onkel der Neffe
solgen, so sicher wie der August aus den Juli. Jn den Tui-
lerien thront er gegenwärtig, der nene Augnstus, der seinem
Zeitalter wenn anch nicht gerade den Namen, so doch einen ge-
wissen Stempel gibt. Dem Manne blühte das Glück seines
Vorbildes. Jn den Pariser Straßen hatte die Freiheit ihre letzte
Schlacht verloren und sie rief, Abschied nehmend, den Franzosen
zn: „Nach diesem Philippi sehen wir uns nicht wieder!" Beide,
Louis Napoleon und Oktavianus, ließen sich ansangs nur auf
10 Jahre wahlen, um die republikanische Form noch zu schonen.
Hören wir aber, was Notteck schon vor 50 Jahren über Okta-
Die Geschichte Zulius Cäsar's,
eine von Louis Napoleon's neuesten Geschichteu.
„Äie Ermordung Cäsars konnte die Herrschaft des Augustus
doch uicht verhindern." — Wen's juckt, der kratze sich!
Daß unter Großonkel Cäsar 'Niemand anderer verstanden ist,
als Onkel Napoleon, hat man bereits ohneibesondern Scharfsinn
errathen können; densenigen, welche es noch nicht merken sollten,
kommt ein Titelknpfer zu Hülfe. Cäsar braucht nur die große
Weste anzuziehen und das bekannte Hütchen auszusetzen, so ist er
Napoleon und nimmt Letzterer die Toga um die Schultern, so
haben wir den großen Jtaliener, der die Gallier so schmählich
nntersochre. Beide Heroen gleichen sich an Geist wie an Gesichts-
Ausdruck, nur hat der Eine mehr Fett zwischen Haut nnd Fleisch,
als der Andere. Da es aber zur neusranzösischen Mission gehört,
alle Gegensätze zu „versöhnen", so braucht man nnr Cäsar'n
etwas dicker und den erstcn Napoleon etwas magerer anznnehmen,
und die Gleichheit ist hergestellt. Der kais. sranz. Hosmaler
Jngres hat durch seinen embonpointirten Cäsar diese vermittelnde
Umstimmung in unserer Phantasie aus's glncklichste angebahnt.
Cäsar fiel durch eine Verschwörung von Freiheitssreunden,
Napoleon durch eine Coalition, die so despotisch gesinnt war,
wie er selbst; nnr das begeisterte dentsche Volk stellte srch ihm
als rächender Brutns gegeniiber, um von den Andern später
als Brntum behandelt ilnd um allen Lohn betrogen zn werden.
CLsar siel an der Bildsäule des Pompejus, Napoleon an dem
rohen Felsen von St. Helena, aus dem wohl nie ein plastisches
Kunstwerk geschasfcn wird, selbst wenn er nicht englisches Eigen-
thnm wäre.
Auf Cäsar mußte Oktavianus, auf den Onkel der Neffe
solgen, so sicher wie der August aus den Juli. Jn den Tui-
lerien thront er gegenwärtig, der nene Augnstus, der seinem
Zeitalter wenn anch nicht gerade den Namen, so doch einen ge-
wissen Stempel gibt. Dem Manne blühte das Glück seines
Vorbildes. Jn den Pariser Straßen hatte die Freiheit ihre letzte
Schlacht verloren und sie rief, Abschied nehmend, den Franzosen
zn: „Nach diesem Philippi sehen wir uns nicht wieder!" Beide,
Louis Napoleon und Oktavianus, ließen sich ansangs nur auf
10 Jahre wahlen, um die republikanische Form noch zu schonen.
Hören wir aber, was Notteck schon vor 50 Jahren über Okta-