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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 18.1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.25834#0120

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Jn Angsbuvg starb der Ex-Apostel Schnnigert, 108 Jahrc alt.
Man kann also, wie Fignra zeigt, nber lnrndcrt Jahre alt werdcn und
die Lösnng der schleswig-holsteinischen Crbfolgefrage doch nicht erlcden!

Merkwnrdigkeit! Jn dcin von der Bayr. Zcitnng veroffcntlichten
Nekrolog des Generals Schuh heißt es: „Kaiun acht Jahre alt stard
sein Vater."

Ehret die Frauen, sie flechten und weben Hinuntische Nosen in's
irdische Leben — jedoch nnt Ansnahmen. Eine solche stand vorige Woche
vor dem Augsburger Schwurgcricht. Dicselbe, eine wie es scheint ver-
mogliche Metzgersfrau, hatte ihrcn Mann erschlagen, dann crdrossclt,
dann geköpft, cndlich geviertheilt und dic Stücke in's Krautfaß versteckt
und Kraut darauf eingestampft, den Kopf aber im Waschkessel gesotten!
Wie es scheint, waren im Publikum Aenßerungen des Unwillens darnber
laut geworden, daß Herr vr. Völk sich herbeigelassen, in diesem Fall
als Vertheidiger zu signriren, was den gefeierten Volksmann veranlaßte,
gleich beim Beginn seines Plaidoyer auszurufen: „Nicht der empörte
Pöbel spricht Recht, sondern die Geschwornen!" Drei bis vier Mal
entschlüpfte das Wort „Pöbel" dem Goldmund des gereizten Advokaten,
der doch sonst, z. B. bei Wahloperationen, Volksversammlungen n. s. w.
die göttliche vox popmli stark in Ansprucb nimmt. I>r. Völk plaidirte
auf einfachen Todtschlag; das nachfolgende Einpöckeln und Absieden des
Opfers sei zwar barbarisch , gehöre aber nicht zum Neat, was allerdings
richtig ist. Die Geschwornen aber erkanntcn im Einklang mit der
öffentlichen Meinung um so eher anf Mord, als die Vernrtheiltc zu
wiederholten Malen es vorausgesagt hatte, daß sie ihren Mann umbrin-
gen werde. So mancher Accessist hätte da mit einer schön vorgetragenen
Vertheidigung Sporen und Honorar verdienen können; die llebernahme
derselben dnrch Herrn Völk erklärten viele llnpartheiische für eine Ge-
schmacklosigkeit. Ein ultramontaner Nedakteur soll sogar geäußert habeu:
Mich hätte er gewrß nicht verlheidigt!

Wriefranzen.

Schon wieder ist's eine bezirksamtliche Bekanntmachung, die unserer
Aufmerksamkeit empsohleir wird. llnterm 8. d. llll. pnblicirt das Amt
Jngolstadt wörtlich folgendes: „llnter den Schwcinen in Eichstädt ist die
Klauenseuche ausgebrochen, daher vor dem Verkehr mit Schweinen
von dort und dahier (?) hiermit ernstlichst gewarnt wird."—Da man
von der Seuche uichts weiter gehört hat, so scheiut's haben sich's die
Jngolstädter gesagt sein lassen.

Zu Anfaug des zweiten Quartals erledigen die Postanstalten
auch vierteljährige Bestellnngen. Preis in Bahern 30 kr.

Druck der v». Wild'schen Buchdruckerei (ParcuS).
 
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