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https://doi.org/10.11588/diglit.25834#0159
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Das Sladtgespräch bildet die Anekdote von einem Opernproben-
Dirigenten, der anf die Bemerknng, daß dnrch Beseitigung einer Sperr-
sitzreihe dreißigMlätze verloren gehen, gesagt haden soll: Nnn, dann
sind 30 Schweinehunde weniger herinnen. Es kann hier wirklich
znr Entschuldigung angeführt werden, daß dieses Wort dem Berliner
Jargyn angehort nnd nicht injuriös gemeint zu seitr braucht. Sagt
man ja auch bei uns oft im Scherz: Der Spitzbube, der Kerl u. s. w.
und in „Adrienne Lecouvreur" lacht das Publikum jedesmal, wenn der
Regisseur zu rüfenchat: „Jhr Trdpfe, applaudirt doch!" Schweinehund
ist ein zärtlicher Berline r Äusdrnck, den man auch auf Befreundete
anwendet und es sollte uns gar nicht wundern, ivenn derselbe nächstens
sogar im politischen Verkehr Eingang findet.
Eine sastkdurch alle Zeitungen, groß und klein, wandernde Notiz
gibt Zeugmß von der Oberflächlichkeit vieler Journallsten. „Jn der Pic-
cardie, heißt es, gibt es heuer so massenhaft viel Maikafer, daß die Lcute
besorgt sind, um so mehr, da die Schwalben, die heftigsten Feinde der-
selben, sich nur spärlich eiugesunden habeu." Frage: Hat schon Jemand
gesehen, daß eine Schwalbe einen Maikäser srißt? Spatzen und Hüh-
ner lesen sie wohl auf und Fische springen darnach, nicht aber die zarte,
slüchtige Schwalbe, die ihre Nahrung nur in der Luft erhascht und mei-
stens schon schläst, wenn die Maikäfer schwärmen. Auf deni Speisezeltel
einer Schwalbenfamilie steheu Mücken, Schnacken, vielleicht höchstens ein
Bienchen. Maikafer sind ihnen ein zu schweres Essen.
Friedrich Rückert (75 Jahre alt) ist von seiner Geburtsstadt
Schweinsurt zum Ehrenbürger ernannt worden. Man muß gestehen, die
Herren Schweinfurter haben lange genug gewartet und der berühmte
Dichter hätte die Auszeichnung leicht nicht mehr erleben könuen. Nückert
ist groß als Reimkünstler, aber einen Neim auf Schweinfurt dürfte
selbst der neue Ehrenbürger nicht ausfindig machen.
Nicht nur Fortschritt und Gewerbszwang, sondern sogar Genitiv
und Dativ wissen in Niederbayern einige Leilte zu vereinigen. So schreibt
der „Niederb. Kurier" aus Münchcn: „Gsstern fand die Beerdigung eines
Bürgers statt, dessem Sarg eine große Zahl Leidtragender solgte u.s.w."
Die Ausrede, daß cs ein Druckfehler sei, wird nicht acceptirt, denn dieser
Beweis von der Ansbildungssähigkeit der deutscken Sprache ist z u er-
sreulich!
Die Dresirener Schneidergesellen haben die von ihren Leipziger
„Eollegen" gestellten Fordernngen als maßgebend erklärt. Der
moderne Sckneidergehilfe (eigentlich Kleiderverfertigungs-Assessor) ist also
nicht nur Maaß uehmend sondern unter Umständen auch maaßgebend.
Und wenn in Leipzig drei Schneidergesetlen beisammen sitzen und arbei-
» ten, was machen sie? Hosen? Röcke? — Ein Collegium machen sie.
Das Sladtgespräch bildet die Anekdote von einem Opernproben-
Dirigenten, der anf die Bemerknng, daß dnrch Beseitigung einer Sperr-
sitzreihe dreißigMlätze verloren gehen, gesagt haden soll: Nnn, dann
sind 30 Schweinehunde weniger herinnen. Es kann hier wirklich
znr Entschuldigung angeführt werden, daß dieses Wort dem Berliner
Jargyn angehort nnd nicht injuriös gemeint zu seitr braucht. Sagt
man ja auch bei uns oft im Scherz: Der Spitzbube, der Kerl u. s. w.
und in „Adrienne Lecouvreur" lacht das Publikum jedesmal, wenn der
Regisseur zu rüfenchat: „Jhr Trdpfe, applaudirt doch!" Schweinehund
ist ein zärtlicher Berline r Äusdrnck, den man auch auf Befreundete
anwendet und es sollte uns gar nicht wundern, ivenn derselbe nächstens
sogar im politischen Verkehr Eingang findet.
Eine sastkdurch alle Zeitungen, groß und klein, wandernde Notiz
gibt Zeugmß von der Oberflächlichkeit vieler Journallsten. „Jn der Pic-
cardie, heißt es, gibt es heuer so massenhaft viel Maikafer, daß die Lcute
besorgt sind, um so mehr, da die Schwalben, die heftigsten Feinde der-
selben, sich nur spärlich eiugesunden habeu." Frage: Hat schon Jemand
gesehen, daß eine Schwalbe einen Maikäser srißt? Spatzen und Hüh-
ner lesen sie wohl auf und Fische springen darnach, nicht aber die zarte,
slüchtige Schwalbe, die ihre Nahrung nur in der Luft erhascht und mei-
stens schon schläst, wenn die Maikäfer schwärmen. Auf deni Speisezeltel
einer Schwalbenfamilie steheu Mücken, Schnacken, vielleicht höchstens ein
Bienchen. Maikafer sind ihnen ein zu schweres Essen.
Friedrich Rückert (75 Jahre alt) ist von seiner Geburtsstadt
Schweinsurt zum Ehrenbürger ernannt worden. Man muß gestehen, die
Herren Schweinfurter haben lange genug gewartet und der berühmte
Dichter hätte die Auszeichnung leicht nicht mehr erleben könuen. Nückert
ist groß als Reimkünstler, aber einen Neim auf Schweinfurt dürfte
selbst der neue Ehrenbürger nicht ausfindig machen.
Nicht nur Fortschritt und Gewerbszwang, sondern sogar Genitiv
und Dativ wissen in Niederbayern einige Leilte zu vereinigen. So schreibt
der „Niederb. Kurier" aus Münchcn: „Gsstern fand die Beerdigung eines
Bürgers statt, dessem Sarg eine große Zahl Leidtragender solgte u.s.w."
Die Ausrede, daß cs ein Druckfehler sei, wird nicht acceptirt, denn dieser
Beweis von der Ansbildungssähigkeit der deutscken Sprache ist z u er-
sreulich!
Die Dresirener Schneidergesellen haben die von ihren Leipziger
„Eollegen" gestellten Fordernngen als maßgebend erklärt. Der
moderne Sckneidergehilfe (eigentlich Kleiderverfertigungs-Assessor) ist also
nicht nur Maaß uehmend sondern unter Umständen auch maaßgebend.
Und wenn in Leipzig drei Schneidergesetlen beisammen sitzen und arbei-
» ten, was machen sie? Hosen? Röcke? — Ein Collegium machen sie.