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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 18.1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.25834#0168

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Hans v. Bülow verösfenllicht eine Erklärung, die seine Angelegenheit,
soserne das möglich, noch verschlechtert. Nicht das Münchener Publi-
kum war gemeint, sondern jene „böswilligen" Theaterbesucher, welche
verdächtig(I) sind, in Wort und Schrist gegen den Meister „intrign i rt"
zu haben. Ein hübsches Rechtsverfahren, nach welchem schon auf bloßen
Verdacht hin bestraft wird. Und was ist ein „böswilliger" Theater-
besucher? Ein solcher, der das Werk nicht schon im Voraus bewundert,
der nicht mit tiefgesenkter Stirne und die Hänoe kreuzweise auf die Brust
gelegt das Wagner'sche Heiligthum betritt ? Nein, wenn dcr hitzige Hans
entschuldigt sein undNachsicht wirklich verdienen wollte, mußte er unsers
Bedünkens Folgendes zum Abdruck kommen lassen.

Ein von mir nach einer Probe zu „Tristan nnd Jsolde" ge-
brauchter und in hiesigen Blättern weidlich gegen micb ausgebeu-
teter Ausdruck kann von mir leider nicht in Abrede gestellt iverden.
Vielleicht aber ist erlaubt, darauf hinzuweisen, daß sich auf der
Bühne Darsteller, betheiligte Dichter und Musiker n. s. w. in
einem Aufregnngsstadium besinden, an welches den gewöhnlichen
Maaßstab anzulegen eine Ungerechtigkeit wäre. Hinterm Vorhang
oder hinter den Coulissen gefallene Worte sind daher, seit es Thea-
ter gibt, niemals auf die^ Goldwage gelegt worden. Man wird das
Künstlerprivilegium, welches in der Annahme mildernder Umstände
bcsteht, doch gerade mir nicht entziehen wollen. Gleichwohl sche
ich das Unschickliche meiner Erpektoration vollkommen ein und er-
suche, dieselbe vergeben und vergessen zu wollen. Sollten sich Ein-
zelne so gekränkt fühlen, daß ihnen diese Genugthuung noch nicht
ausreicht, so wollen mich dieselben besuchen, in welchem Fall ich
mich Solchen gegenüber speciell entschuldigen werde.

Hans v. Bülow.

Wir glauben, daß eine derartigc Erklärung Vieles wieder gut
gemacht hätte. Aber die Dedication auf einen kleineren Theil des
Publicums zu reduciren und zu sagen: Nnr die böswilligen und übcl-
wollenden Zuschauer sind Schweinehunde, dieß war nicht der geringste
Fehler in diesem merkwürdigen Episödchen der deutschen Kunstgeschichte.

Das östreichische Kriegsschiff „Erzherzog Friedrich" ist im Kie-
ler Hafen eingelaufen. Wenn die Schiffsleute Humor habeu, dann über-
theeren sie auf dem Namen die Sylbe Erz, dann heißt das Fahrzeug
eines schönen Morgens: „Herzog Friedrich".

Franz Liszt hat in Rom „einige Weihen genommen".
Dieß liest sich in den Zeitungen, wie wenn Einer einige Moorbäder
nimmt. Der berühmte Klavierspieler, der bereits als „Abbö Liszt"
unterzeichnet, arbeitete in den'letzten Jahren auch in Zukunstsmusik und
da darf man sich wohl über Nichts wundern! Wenn die Epoche der
Hpsterie nicht mehr Üpfer fordert, als bisher, kaun man immer noch
zufrieden sein.

Druck der vr. Wild'schcn Buchdruckerei (ParcuS).
 
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