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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 18.1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.25834#0248

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S40

Die Festhalle in Brcrnen schemt wirklich ein wahrer Muster-
bau zu sein. Nicht nur daß Tasel, Küche, Orchester und Zuschauer hin
reichenden und bequemen Raum finden und Ventilation, Zugänge u. dgl.
Nichts zu wünschen übrig lassen, das Gebäude ist auch noch so eingerich-
tet, daß man— keinen einzigen Festredner versteht. Jn Folge
diescs unschätzbaren Vorzuges ist denn auch das Fest bisher in heiterster
und schonster Eintracht verlanfen und wäre allen ähnlichen deutschen Ge-
legenheitsbauten eine ähnliche Construktion zu wünschen.

Sangesmeister Conr. Mar Kunz hat ein Broschürchen erscheincn
lassen, worin er das moderne Liedertafelwesen 'und nebenbei auch ganz
vortrefflich den Schwindel von der „unendlichen Melodie" drrrchgeisselt.
Man bedauert nur, daß der Verfasser so kurz abbricht. Er hätte uns noch
fernere Schicksale und Abenteuer der „Moosgrillia" vorführen, zwischen
Mitgliedern und Vorständen Dissidien ausbrechen und einen Concurrenz-
Gesangsverein, etwa eine Kibitzia entstehen lassen nnd so die alte deutsche
Tugend der Uneinigkeit und gegenseitigen Benergelung des Ausführlichen
schildern können. Eine Erzählung mit musikalischen Nnterbrechungen, so
oah der Leser, dcr nur einigen Begriff von Noten hat, sich die Worte
förmlich vorsummen kann, ist zudem etwas Neues und liegt darin eine
ebenso originelle als wirksame Verstärkung des komischen Effekts.

Aus dem „Hansjörgel" ist zu ersehen, daß man den verstorbenen
Maler Rahl in Wien den östreichischen Kaulbach nannte. Ein
übermäßiges Kunstverständniß liegt in dieser Namensverleihung eben nicht.

Jnteressant für Blumenfreunde. Jm Erlanger Tagblatt empfiehlt
ein Herr Eiffländer Deckelpapier, Leim und Firniß als das „Beste zum
Pflanzenziehen".

Jm Coburg-Gothaischen Landtag ist ein Preßgesetzentwurf einge-
bracht worden, welcher verlangt, daß der Redakteur eines in Coburg
oder Gotha erscheinenden Blattes Staatsbürger von Coburg oder
Gotha sein nrüße!- Wie verhältnißmäßig eng ist der Kreis derjenigen,
welche von der Natur das Glück haben, Coburg - Gothaische Staats-
bürger zu sein. Und wenn es stch eimnal treffen sollte, daß unter all'
diesen Berufenen kein einziger Anserwählter, d. h. kein zum Zeitungs-
schreiber geeigenschastetes Jndividuum zu finden ist, dann hat die Co-
burg-Gothaische öffentliche Meinung kein Organ! lind dazu ist Herzog
Ernst der Erfinder des deutschen Schützenbnndes, des einzigen, was noch,
wie er sagt, eine gesamintdeutsch e Tendenz repräsentirt, ja man
rühmt ihm sogar eine gewisse Theilnahme an der Schöpfung des Na-
tionalvereins nach.

Druck der vr. Wild'schen Buchdruckerei (ParcuS).
 
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