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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 18.1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.25834#0280

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27S

Kleine Friihstiicksplaudereien.

Dresdmer Blätter inetden, daß airßer den Festmedaillen von den
Sängern und Gästen nur wenig gekauft worden nnd das Geschäft flau
gegangen sei; den bcsten Schnitt bei dem nationalen Unternebmen hätten
eigcntlich die Bier- und Speisewirthe gemacht. Fnr den Finanz-Aus-
schuß beginnt nun erst die eigentliche und keineswegs angenehmste Ar-
beit. Es ist ein großes Glück fnr eiue Stadt, wenn in ihren Mauern
ein solcher Jubel begangen wird, aber — Alles hat zwci Seiten. Ucbri-
gens braucht ja das verehrliche Comitö nur zu beschließen: „Das Deficit
ist abgeschafst." Jn Wien macht man's öfter so.

Von Berlin aus ist die Literatur noch iu diesem Jahre durch eine
erfrenliche Erscheinung bereichert worden. Das Werk heißt: „Wilhelm
der Erste, König von Preußeu, allen königstrenen Preußen gewid-
met von Bruno Weißh'nu, Premierlieutenant im königl. preußischen
2. pommerschen Grenadierregiment, Ritter u. s. w." Der Autor
schickt den Prospekt seines Werkes an alle Garnifonen mit der „gchor-
samsten Bitte", die Circulation dcr Subscriptionsliste „befchlen zu wol-
len." Es geht doch nichts über Regfamkeit auf geistigem Gebiet.

So was kann uur einem deutschen Sänger passiren! Die Dres-
dener Nachrichten erzählen folgende merkwürdige Geschichte. Drei Sän-
gergäste machten eine Partie in die sächsische Schweiz. Durch die Heftig-
keit der Sonnenstrahlen entzündete sich nun die Weste des Einen und
brannte an einer Stelle bis auf die Haut durch. — Jemand bemerkte,
es sei ein wahres Glück, daß solche Brandunglücke in der Regel doch
nicht bei Nacht entstehen!

Jn den „Dresdener Nachrichten wird München eine päbstl iche
Filiale genannt. Na, häreu Sie, meiu kutester Herr Sachse, da haben
Sie doch fchon was scheislich Dummes gesacht!

Wie Steuer- und Polizeifnrcht so recht in Fleisch und Blut eines
Unterthanen übergehen können, davon erzählt der Wiener „Hansjörgel"
ein wirklich ergötzliches Beispiel. Einige Naturfreunde brachten in ein
reizend gelegenes Wirthshaus iu Steyermark eiu neues Fremdeubuch
mit der Bitte, der Wirth möge es auflegen, damit die Touristen ihre
verschiedenen Herzensergießungen einschreiben können. Der Wirth nabm
das Buch verschmitzt lächelnd zur Hand, blätterte es durch, schütlelte
seinen dicken Kopf und sagte, das Geschenk zurückstellend: I merk's schon!
Die Blätter sein uet g'stemp elt, uud wenn's aufkommt, that ich g'straft
werdeu, uud ös — (auf die Geber dcutend) — ös krieget's die aus-
g'setzte Belohnung für's Anzeigeu — na, na, i geh Enk net ein! —
Gewiß charakteristisch für den Horizont eines kaiserl. kgl. Staalsbürgers.

Druck drr vr. Wtld'schen Buchdruckerri (ParcuS).
 
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