Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 18.1865

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.25834#0328

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
3ro

Komischer Druckfehler. Vor einiqer Zeft trat während dcr Abend-
dämmerung ein jnnger Elephant in'feincn hiesigen Iuwclierladen u.s.w.
hSoll heissen „Elegant".)

Ein Artikel im „Fränk. Kourier" batte den Adgeordneten Nuland
als „klerikalen Kam m er h answursten" , „Harlekin" n. dgl. be-
zeichnet. Der Schreiber hat den I)r. Nnland wohl fchwerlich je gesehen;
seine Reden und Abstimmungen mögenEinem noch so zuwider sein, man
wird doch sagen müßen: seine Erscheinung hat von einem Harlekin so
wenig, als z. B. Herr Fockerer von einem Cato. Nach der Amnestie-
Debatte erklärten selbst liberale Blatter, wie die Neuesten Nachr., Or.
Nnland mache den Eindruck eines consequenten Mannes. Doch einem
fränkischen Journalisten kam dieser Mann — man weiß nicht: obgleich oder
weil er so consequent ist — komisch vor, und er bezeichnete ihn aus-
drücklich als klerikalen Kammerbanswursten. Das Appellgericht in Eich-
städt fand sich bemüßigt, den Fall vor das Schwurgerichl zu verweisen,
weil I)v. Ruland in seiner Eigenschaft als Abgeordneter beleidigt sei. Es
sticht gegen den Nsns in einigen andern deutschen Ländern stark ab, wenn
Nicbter frei nnd nnabhängig zum Schutz der Volksvertreter einstehen nnd
deren Nimbus gewahrt wissen wollen. Der Angeklagte ward gteichwohl
freigesprochen. Es hätte bislang sicher den widerwärligsten Eindrnck ge-
macht, wenn Einer z. B. einen mittelfränkischen Geschwornen als „rich-
terlichen Hanswursten" hingestellt hätte. Aber Harlekin ist durch
den Wahrspruch, wenigstens für Änsbach und Nürnberg, allcs bösarti-
gen Charaktcrs entkleidet und sein Name kann sür Niemanden mehr eine
Kränkung bilden. Nun konnnt aber die schlimmere Seite der Geschichte.
Jn mehreren liberalen Blättern ist, man trant seinen Angen kaum,
wörtlich zu lesen: „die Geschwornen hatten richtia begriffen, daß im
vorliegenden Falle eine Freisprechnng des Fränk. Kurier eine Verur-
theilung mchrdesgemeinschädlichcn, LandnndLeuteverderbenden Ultra-
montanismus sei und dieser (!) Ucberzeugung gemäß ihren Wahr-
spruch abgegeben." — Die Geschwornen haben also nicht eidgemäß le-
diglicb den gegebenen Fall zn prüfen, ihre Hauptanfgabe ist: den Ultra-
montanismus zu vernrtheilen! Wer das nicht nnter allen Umstän-
den tbnt, hat seine Aufgabe nicht „richtig begriffen". Mit deniselben
Recht kann morgen der Volksbote dieVernrtheilung desLiberalismus als
den Zweck aller Preßprocesse proclamiren! Wenn selbst das Geschwor-
nen-Znstitut in den Kreis des Parteitreibens gezogen wird, dann
mnß man dem unausbleiblichen Rückschlag mit Bedanern entgegensehen,

k'üi' äa.8 letrlts <Iua.i'ta.1 tzrltzcliZtzn clis ?08tg.N8tA.1t6it
Ltz^ttzlluugtzn.

?r6i8 in ka^ern 30 KrtzEr.

Druck drr v,. Wild'schrn Buchdruckrrri (ParcuS).
 
Annotationen