DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.25834#0330
32S
Hcrr Mommsen, der berühinte Archäologe, scheint nicht nur
die längst verwischten Grabschriften der Vergangenhcit, sondern
auch die noch nicht fertig gemeisseltcn der Zuknnft lesen zu können.
Wenigstens sagt er in seinem Briefe: „Die Frage: ob und bis
zn wclchen Grenzen die formale Eristenz der Einzel-
Souverän etäten mit der preußischen Führung vereinbar sei,
komme in Schleswig-Holstein zur Lösung". Daß das Aufwerfen
der Frage in dieser Weise schon eine Verneinung in sich
schließt, ist klar. Herr Theodor Mommsen ist zwar noch nicht
Mitglied der bayerischen „Geschichtscommissiou", verdient es aber
zu werden; daß seine Freunde, die Marimiliansritter v. Häusser
und v. Sybel dieselbe Gesinnung theilen, ist bekannt; daß
der erst kürzlich geadelte Berliner Historiograph von Nanke der
„Macht" Preußens ebenfalls keine Steine in den Weg werfen
wird, läßt sich vermuthen. Sämmtliche Herren dürften also zu
ihrem größteu Bedauern außer Stande sein, die Eristenz der
Mittelstaaten auch uur der Form nach zn retten. Iedenfalls
wird man aber sagen müßen, daß die beiden lehten Könige von
Bayern an den Henkern ihrer „Einzelsouveränetät" generös
gehandelt haben.
Jndessen meinte Herr Völk in Frankfurt: es sei dafür gesorgt,
daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Ja ja,
eine große und grüudliche gcgenseitige Abholzung thut den
Deutschen noth; bis es nicht so weit kommt, wird keine Ruhe.
Fatal und bedauernswerth erscheint bei sothaner Sachlage die
Situation der „bayerischen Fortschrittsparthei". Schon steht sie
verblüfst stille. M it de m Borussenthum zu gehen s chämt man
stch; dagegen osfen und entschieden aufzutreten wagt man nicht.
Ja man wagt es nicht, denn wie zahm und weinerlich klingt
das, was der sonstige Allerweltsverdonnerer Völk gegen die
preußischen Jnsolenzen vorbringt? Und mit welchem Eifer sucht
man sich zu decken mit der Versicherung: eine Einmischung des
Auslandes sei unter allen Umständen zurückzuweisen; d. h. ehe
wir einen Rheinbund zugeben, lassen wir uns doch noch lieber
fressen.
Die zum Theil lüguerischen Behauptungen der preußi-
schen Volksvertreter — (z. B. der Bund sei zu keiner Aktion
für die Besreiung Schleswig Holsteins zu bewegen gewesen!) —
hätte in der That eine andere Beleuchtung verdient! Herr Völk
thut fürchterlich, wenn es gilt, einen ohnehin isolirten Ultra-
montanen oder einen schüchternen Ministerialcommissär zu ver-
möbeln. Jn Frankfurt gibt er klein bei und findet nur Gründe
Hcrr Mommsen, der berühinte Archäologe, scheint nicht nur
die längst verwischten Grabschriften der Vergangenhcit, sondern
auch die noch nicht fertig gemeisseltcn der Zuknnft lesen zu können.
Wenigstens sagt er in seinem Briefe: „Die Frage: ob und bis
zn wclchen Grenzen die formale Eristenz der Einzel-
Souverän etäten mit der preußischen Führung vereinbar sei,
komme in Schleswig-Holstein zur Lösung". Daß das Aufwerfen
der Frage in dieser Weise schon eine Verneinung in sich
schließt, ist klar. Herr Theodor Mommsen ist zwar noch nicht
Mitglied der bayerischen „Geschichtscommissiou", verdient es aber
zu werden; daß seine Freunde, die Marimiliansritter v. Häusser
und v. Sybel dieselbe Gesinnung theilen, ist bekannt; daß
der erst kürzlich geadelte Berliner Historiograph von Nanke der
„Macht" Preußens ebenfalls keine Steine in den Weg werfen
wird, läßt sich vermuthen. Sämmtliche Herren dürften also zu
ihrem größteu Bedauern außer Stande sein, die Eristenz der
Mittelstaaten auch uur der Form nach zn retten. Iedenfalls
wird man aber sagen müßen, daß die beiden lehten Könige von
Bayern an den Henkern ihrer „Einzelsouveränetät" generös
gehandelt haben.
Jndessen meinte Herr Völk in Frankfurt: es sei dafür gesorgt,
daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Ja ja,
eine große und grüudliche gcgenseitige Abholzung thut den
Deutschen noth; bis es nicht so weit kommt, wird keine Ruhe.
Fatal und bedauernswerth erscheint bei sothaner Sachlage die
Situation der „bayerischen Fortschrittsparthei". Schon steht sie
verblüfst stille. M it de m Borussenthum zu gehen s chämt man
stch; dagegen osfen und entschieden aufzutreten wagt man nicht.
Ja man wagt es nicht, denn wie zahm und weinerlich klingt
das, was der sonstige Allerweltsverdonnerer Völk gegen die
preußischen Jnsolenzen vorbringt? Und mit welchem Eifer sucht
man sich zu decken mit der Versicherung: eine Einmischung des
Auslandes sei unter allen Umständen zurückzuweisen; d. h. ehe
wir einen Rheinbund zugeben, lassen wir uns doch noch lieber
fressen.
Die zum Theil lüguerischen Behauptungen der preußi-
schen Volksvertreter — (z. B. der Bund sei zu keiner Aktion
für die Besreiung Schleswig Holsteins zu bewegen gewesen!) —
hätte in der That eine andere Beleuchtung verdient! Herr Völk
thut fürchterlich, wenn es gilt, einen ohnehin isolirten Ultra-
montanen oder einen schüchternen Ministerialcommissär zu ver-
möbeln. Jn Frankfurt gibt er klein bei und findet nur Gründe