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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 18.1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.25834#0380

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372

Bcricht aus Frankfurt.

Der Geschäftsgang war in der letzteren Zeit äußerst
flau. Aus Furcht vor noch größerer Entwerthung wird man
kiinftig mit allen Anträgen möglichst an sich halten. Das,
was wirklich anfgetischt wird, ist meist von unterg eordneter
Qualität, für den innern Consum. Die dicken Häute,
wie sie preußischer Seits in Süddeutschland gewünfcht werden,
fangen an, etwas zu schwinden; dagegen zeigt sich Frankfurt
animirt, wenn es von preußischem oder österreichischem Kalbs-
fell hört. Uebrigens hatten die Mitteldeutschen nicht leicht so
viel Unlust und so weuig Vertrauen, wie dermalen; diese Kun-
den wollen gegenwärtig nicht angreifen, sie nehmen nur Dieß
uud Jenes auf Notirung. Merkwürdiger Weise zeigt sich ge-
rade gegenwärtig von Seite des Auslandes, besonders Englands
und Frankreichs, etwas mehr Nachfrage, ohne jedoch das Ge-
schäft selbst anch nur im Geringsten zu beeinstussen.

Wovon ist hier die Rede, sragt der Leser? Doch osfenbar
nur vom Bund und seiner Thätigkeit?

O nein! Vorstehendes ist nichts weiter, als ein Bericht über
die Frankfurter Ledermesse, nach Hermann Schlesinger, in der
deutschen „ Gerberzeitung".

^n einer Gesellschaft war davon die Rede, daß die Dresdener bei
ihrem SLngerfest wohl anf einen Ansfall gefaßt sein mnßten, die unge-
heure Snmme von 60,000 Thalern aber doch alle Begriffe übersteige.
Da rief ein anwesender Gemeinderath: „D'rnm soll keine Stadt die
Abhaltung eines solchen Festes mehr gestatten, wenn ihr nicht vorher
ein gewisses Deficit garantirt wird."

Drater fagte neulich in seiner „Wochenschrist": Wir werden
nächstens im Besitze des Herrn v. Neumayer einschlafen und
ohne denselben aufwachen!

Nnd so ist es gekommen. Wir sind des Herrn v. Neu-
mayers beraubt aufgewacht, aber deßhalb doch uicht — auf-
gestanden.
 
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