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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 18.1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.25834#0384

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376

Jn einmi Artikel coiltra Crämer behauptet Herr Brater wieder-
holt: die überwiegende Meinunq im Norden, wie bei nns, sei:
daß den Herzogthümern ihr SelbstbestimniunIsrecht gewahrt werden
müße. Wenn man an gewisse Knndgebungen in Oldenburg denkt
nnd dabei sieht, mit welch' wachsendem Heißhunger das ganze „könig-
liche Volk" der Preußen anfängt, um sich zn schnappen, so mnß die
Behauptnng des Herrn Brater, daß oie Majorität im Norden so denkt,
wie wir, geradezn als abgeschmackt erscheinen. Das Gefühl der ver-
schmähten Liebe droht nnsern Bornssophilen das Concept zn veriücken.

Nnn, das ist ja recht hübsch! Zwei conservative Nedakteure, einer
aus Bayern und ein hessischer, wnrden von dem liberalen Baden zu
bedeutenden Geld- nnd Ge fä ng n tß straf e n vernrtheilt. Sind die
Conservativen oben, so geht's den Liberalen an den Hals nnd haben
die Liberalen die Herrschaft in Händen, so sperren sie die Conservativen
ein. Das Volk — (es lebe hoch!) — wird stch auf diese Art wenigstens
darüber klar, w arnm ihm die Partheien den Hof machen, wenn anch
die Frage: von welcher dann eigentlich die Freiheit zn hoffen sei, vor-
länfig noch nicht erschöpfend beantwortet werden kann.

Jn der Beilage zum Würzburger „Stadt- und Landboten" liest
man folgende Anzeige: „Zwei Schweizer, jeder zn LO Kühen, welche anch
verheirathet sein dürfen, können mit Familie Arbeit sinden. — Oekonomie
Gelchsheim."

vr. Ernst Förster ergreift das Mittel der Tagespresse, um das Mün-
chener Pnbliknm zn zahlreicherem Beitritt zur Scbillerstiftung anfzn-
muntern. Es ist wieder einmal die Ehre Münchens, die von einer grös-
seren Betheiligung an dieser nationalen Sache abhängen soll. Der Aufrnf
des Herrn Doktor ist gewiß gut gemeint, allein es verdient bemerkt zn
werden, daß die Art und Weise der Verwendung der dentschen Schiller-
stiftungsmittel nicht immer guten Eindrnck macht, am wenigsien abcr zn
weiteren Beitritten oder erhöhten Zahlnngen anreizt. Um Einzelncn,
welche jedenfalls mehr Arroganz als Talent besitzen, unter demTitel
von Sekretärstellen u. s. w. Sinecuren zu schaffen, werden sich künftiglsin
wahrscheinlich wenig Hcinde anfthnn. Wenn man ferner hente liest:
Der Dichter N. N. erhielt von der Schillerstiftnng diese oder jene Snmme
ausgeworfen nnd ein paar Wochen spätcr bringt die Jllnstrirte Zeitung
ein Porträt des nämlichen unterstützten Dichters, nebst einer Abbildung
seiner Villa, mit dem Beisatz: der Mann lebe sehr znrückgezogen nnd
pflege die Woche nnr ein Mal Gesellschaft bei sich zu sehen, so muß
der Glanbe entstehen, daß die Gaben, welche das dentsche Volk so ver-
trauensvoll anf den Altar SchiNer's niedergelegt hat, nicht immer gerade
den Bedürftigen zu Gnte kommen.

Dinick d» vr. Wtld'schcn Buchdruckttei (ParcuS).
 
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