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Münzenberger, Ernst Franz August; Beissel, Stephan
Zur Kenntnis und Würdigung der Mittelalterlichen Altäre Deutschlands: ein Beitrag zur Geschichte der vaterländischen Kunst (Band 2): Mit 100 photogr. Tafeln — Frankfurt a.M., 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.15164#0075

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in dcr Nechtcn eine große Fahne >nit einem Nreuze und mit den
vuchstabcn I. >l. (li.. I.). Ls sind stattliche Gestalten, in denen
sö(8 der Nkaler (<uka- Nncchtelmann?) Nraft nüt schlichter
Demuth und licbenswürdigcr Anmuth zu vereinen wußtc.
Deffnet man das erste Flügelpaar, so erscheinen auf vicr
weitcrcn Tafcln nochmals Michael und Martin mit ibren
Achwcrtcrn; der crste zückt es gcgen Satan, der andere benutzt
es zur Theilung seines Mantels. Zwischen ihnen erschcint
unscr „Herrgott", Zesus Thristus. Lr ist nur mil cinem
Thormantcl bekleidet, der seine Munden und scinen vcrklärten
-eib sichtbar läßt, und sitzt neben dem vater auf einem Thron,
hinter dessen bober Nückwand eine Schaar köstlicher, kleiner
Engel sich drängt. Zluch die Zwickel sind lsier, glcich wie
bei den Gemälden der äußersten Seite, mit äbnlichcn Lngcln
gefüllt. Zm Schrein bat jede der drei schönen Statuen
(Iohannes d. T-, Michael und Stcphanus) ihren Sockel und
einen mit zartem Stabwerk gefüllten Baldachin. Auch die
halb crhaben geschnitzten Figuren der Flügel (Glaf mit seinem
Pfeil und Barbara mit ibrem Relch) sind auf Sockel gestellt.
Die Bekrönung ist so luflig, daß sie das mittlere Fenster nicht
hindert, dcr einschiffigen Rirche sein volles Licht zu geben.
Der Schreiner stellte einen leichten Nundbogen auf den
2chrcin und gab diesem oben in der Nkitte eine Ausschweifung,
woraus ein großes aber leichtes Kreuz emporwächst, neben
dem Maria und Zohannes, Rochus und Sebastian, cine bseilige
und ein Bischof in staffclförmiger Anordnung auf gedrehten,
hoch ansteigenden Säulchen steben. Leichtes Stabwerk stützt
Zierliche Baldachine, womit dcr Bau über jencn Figuren
abschließt.

ksoblbe i m besitzt eincn Flügclaltar, dessen von ksans
^chäufclein gemalte Flügelbilder jetzt an der Mand dcr
Kirche befestigt sind. Derselbe Schäufelein malte für die oben
genannte Georgskirche zu Nördlingen das schöne Zieglersche
Altartrixtychon mit dcr Beweinung (Lbristi und sZ(Z die
prachtvollen Fliigel für den Nlarienaltar der früber den
Dencdiktinern gebörcndcn Kirche zu Auhausen bei Maffer-
trudingen. In dem an f,ZOhohcn und brciten Nkiltelschrein
>it die Krönung Niaricns umgeben vom Lamm Gottes, den
Thören der Lngel, den Lvangelisten und von vertretern des
Alten wie des Neuen Bundes. Untcr letztern sieht man dcn
^tifter des Mcrkes, den lctzten Abt des Klosters, Truchseß
von Metzenhausen. Dic Flügel ergänzen dies Mlittelbiid durch
eine Darstellung des Fegfeuers und die Bildcr der Nothhelfer,
^rcgors d. G., Lsieronymus, Konstantins und bselenas. Zn
ber predclla tritt Lhristus ein in die vorhölle und zeigt er
sich in vcrschiedenen Scenen als Lrstandencr. Nach Schließung
der Flügcl hat man anf ihrer Außcireite vier Scencn des
Lcidens (Gethscmani, Iiioes liomo, Areuzigung und Grab-
b'gniig), zur Scitc die hh. Thristoph, Georg, ksieronvmus
und Bcnedikt, aus dcr j?redclla Gttilia, Anna, Barbara und
2cholastika. Die Nkalerci umfaßt demnach Lsimmel und
Erde, Fcgfeuer und vorhölle, sie schildcrt die Lngel und die
Attserwählten der Zeitcn vor und nach Lhristus, knrz die
bsauptereigniffe des Lrlösungswerkes und dessen wirkungen.

Schäufelein soll mit seinen Schülern auch die Flügel des
Georgsaltars zu Mbcrdorf bemalt haben. Dcr Schrein
tzt nach Beuren, im württembergischen Mberamt Mangen,
gekommcn, wo man aus ihm zwei Nebenaltäre machte.
Ehedem bildete dcr in Nelicf gegebene Kampf des hl. Georg
init dem Drachcn die Nlitte. Die Znnenseite der Flügel schilderte
vier Seenen aus dem Lebcn des hl. Georg. Die Außcnseite
^er innern Flügel und die Znnenseite dcr äußcrn trug dic ge-

schnitztcn Figuren der hh. Gallus, pantaleon, Katharina und
Barbara. Die hh. Nkonika und Augustinus zeigen sich nach
Schließung des zweiten Flügelpaares. Die Predella hat im
Znnern eine hl. Sippe, auf den Flügcln eine Verkündigung,
auf der Nückwand Lngcl mit dem veronikatuche.

Lin Schüler des bsans Schäufelein vollendete für das
Frauenchor im Rlostcr zu Kirchhei m im Nies, im württem-
bergischen Mberamt Neresheim, einen Altarschrein mit den
Statuen der hh. drei Könige und der Znschrift: „bastian
Tayg maller zu nerdsing Linfachcre Schnitzaltäre mit

Flügcln haben Massertrüdingen und in desscn Nähe
Mbermoegersheim, wo in der Nkitte des Schreines der
hl. Nkartin hoch zu Noß, auf den geschnitzten Flügcln vier
Soenen aus deffen Legcnde crscheinen. Die Schloßkapelle
von Mallerstein besitzt drei aus Klöstern der Gegend ge-
rettete Flügelaltäre. Dinkelsbühl bietct in seiner Georgskirche
sieben alte Altäre. Der von Lserlein gelieferte ist bcrcits be-
sprochen, je einer gehört der Ulmer und Augsburger Schule
an, die übrigen sind wcniger wichtig.l) Nnbcdeutend sind
auch die Zlltäre in Schalkhausen bei Ansbach, der Kreuz-
altar zu Kaisheim bci Donauwörth- und Neste eines spät-
gothischen Schreines zu Lsaselbach bei Neuburg.

kv Der Wnrltembcrtzische Iartkrcis.

Der Zaxtkreis steht geograplsisch und geschichtlich den
Kunstcentren zu Mürzburg, Nürnberg und Nördlingen so
nahe, daß er am besten hicr behandclt wird. Zn Schwäbisch
Ginünd^) erinnert in der kseiligkreuzkirche der oben (S. ^f)
bereits erwähnte dlltar, welcher Zeffe mit seinem Stammbaum
darstellt, an flämische Merke. Lr ist ohne Flügel und reicht
bis zum Schlußstein seiner Rapelle. Die Figur Zcffes hat
Lebensgröße, im Stammbaum sind die bei Nkatthäus (, f f.
aufgczählten ZXR (^2) Ahnen Lhristi im Brustbildchen dar-
gestellt, auf seiner Spitze erscheint der Gekreuzigte als Frucht
des A. B. Zm Schrein, dem der Stamnibaum als Nahmcn
dient, sitzen Nsiaria und Anna mit dem Zcsukinde zwischen
den beiden andern Nkarien, „den Töchtern der hl. Anna," von
dcnen jedc ein Rnäbchen bci sich hat. Sonst finden sich bei
dcr einen „Schwester" der Gottesmutter zwci, bei der andern
vier Rinder.

Lin Sebaldusaltar derselben Kirche wurde (ZOJ von
Nürnberger patrizier Sebaldus Schreier und seiner Gattin
Nkargaretha Kammcrmeisterin aus Gmünd gestiftet; er wird
deni Mohlgemut zugeschricben. Die F'ügelbildcr sind nicht,
wie oft gesagt wurde, von Nkartin Schaffner, sondern wohl
von einem Nürnberger Nkeister gemalt. Zn der Nkitte des
Schreines stcht dcr hl. Sebaldus in jAlgertracht mit seincm
Mandcrstab, er hat rciches Lockcnhaar und cinen bis auf die
Brust herabwallenden Bart. Nebcn ihm schrveben oben zwci
Lngel mit Mappenschildern, unten knieen die Stifter mit
ihren Mappen. Zeder Flügel hat innen und außen je zwei
Abtheiluugrn, worin in acht Scenen die Lcgende des hl.
Sebaldus geschildert ist. Auf die predclla ist di- Gottcsmuttcr
inmitten der Nothhelfer gemalt.

h tvaagen, Kuiist iind Kuiistiverke zzs f.; Dctzel Kuiistreise 129 f.
Pistcrisch-poütische Blätter M5 B). XOV, 58^.
 
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