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Münzenberger, Ernst Franz August; Beissel, Stephan
Zur Kenntnis und Würdigung der Mittelalterlichen Altäre Deutschlands: ein Beitrag zur Geschichte der vaterländischen Kunst (Band 2): Mit 100 photogr. Tafeln — Frankfurt a.M., 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.15164#0095

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Bedsutung hat sei» Dreikänigenschrein in der städtischen
äuinmlung zu Memmingen'). Die äußeren Flügel zeigen
^ie Anbctung Lhristi einerseits durch A'taria, Iosexh und die
bsirten, andererseits durch die drei Aönige, sowie die beiden
Borbilder jener Lreignisse: den die Iungfrauschaft der Gottes-
muttcr finnbildendcn Dornbusch des Moses und dcn Bcsuch
öer Aönigin von Saba bei Salomon. Die verdorbene f)nnen-
seite schildert die Legende der drei Aönige.

Eine Rrönung Mariä babcn die chchreine zu Sulzberg
und Lsindelang: Statuen trcffen wir in Berghofen,
^aufbeuren^) und weitenau^). Auf einem Schrein zu
Henhofen steht die Inschrist:

„Adam Schlanz hat gemalt dies werk furwar

Als man zalt funf (zebn) bundert drei und zwanzig jar.

I)is üionz'sü uroopu^itioi."

Ueber einen Schrein zu Aufkirch feblcn mir nähere Nach-
richten. j)nteressant muß ein in der obern Nische des neuern
Efochaltares zu St. Ottilienberg^) aufgestelltes Marienbild
sein. Unter ihm schläft j)esse, desscn aus Ranken und Blumen
bestehender Stammbaum die niedlichen Figürchen dcr Stamm-
väter Lhristi trägt und jenes Bild umrahmt. Andere aus
Aügelaltären gercttete Statuen stehen in der Rirche herum.

»I.

sich

Ulm und der Würtlemberger Dommkreis.

Im Schatien des fZ77 begonncnen Münstcrs entwickelte
zu Ulm eine schwäbische Lokalschule. An der Spitze
ihrer Ulaler steht bsans Schüchlin fff (50Z). jZndividueller
und vornehmer sind die Werke seincs Schülers Bartho-
iomäus Zeitblom (ff um sösr), in dessen Nichtung Martin
^chaffner sö08 bis sööö (f ?) zu Ulm weitcrging.
Als Bildhauer arbeitete dort Zörg Syrlin (ff nach (<(82), der
Urbeber der berühinten Lhorstühle des Ulünsters, dessen Sohn,
Iärg Syrlin, der jüngere, Daniel Ulauch und
Ukichael Lrhard. Die Namen all dieser Ubaler und
Bildhauer wcrden nun genannt bei Altarschreinen der Rirchen
>n Ulm und in dessen Umgebung. Die Benennung mag in
nicht wenigen Fällen irrthümlicher weise mit diesem odcr
lenem werk verbunden worden sein; immerhin dient sie zur
Ulassifieirung und zu einer gewissen Lharakterisirung.

Schüchlins Lsauptwerk ist der Land I Tafel 66 f.
nbgebildete 2lltar zu Tiefenbronn in Baden. Ulit seinem
bchwager, dem Nürnberger Albrecht Nebmann, führte er nach
(474 einen Altar aus für die Ulartinskirche zu Nottenburg,
ber unterging^). Scin Schwiegersohn Zeitblom half ihm bei
Dollendung des durch Uebermalung entstellten
Blünster bei 2lugsburg (jetzt

Weitere Arbeiten Zeitblonrs sind ein Aügelaltar der Schloß
kapelle zu Uirchberg, ein kleiner Flügelaltar im National-

>) Aexplcr, lvürttemberg S. zgo; Ianitschck, lllalerci -sZ8 f.

Bauinami, Geschichte des Allgäus; Sighart, Baycrn sog.

Der Schrcin ist ncu, nur sciue funf Figuren (Maria, Pelagius,
üehanncs d. T-, Agncs und Nagdalena) sind alt. vgl. Bauinann
a. a. V.

ü Sulzbachcr Ralcndcr ;8S8 S.

^) lNünstcrblätter z. und -t- kseft, Ulm, ;88z S. r-t; Strauch,
kfalzgräfin Mcchtild, Tübingc», ;88Z S. q nnd z-z; ron Rebcr, Stilent-

wicklnug der schwäbischen Tafclmalerci, Sitzungsberichte der k. b. Akademie,
S. Z82 f.

°) vgl. über dics obengenannte und andcre lverkc Zcitbloms
Janitschek, Malerei S. 258 f.; v. Rebcr a. a. V. Z87.

m

Altares von
der Gallerie zu pesfi').

museum zu Ukünchen, zwei in der Alterthümersammlung zu
Stuttgart befindliche Schreine aus Lsausen ((-(88) und aus
lferberg, lehterer mit drei Statuen (Madonna, Ratharina
und Barbara) und der Znschrift: )VorK liut ^orimokt

Lurtllolmo Loitblom, Llulor 7,u bllm 1497", sowie Flügel-
bilder im Stuttgarter Museunr von einem Altare zu Lschachf)
im Vberamt Gaildorf und vielleicht von einem Altare zu
Rilchberg bei Tübingen. weiterhin werden ihm und seiner
werkstätte mit mehr odcr weniger Bestimmtheit zugeschrieben
Gemälde von untergegangenen Schreinen zu Drakenstein
(jetzt in Stuttgart), Gundringen (aus Nohrdorf), lfegg-
bach und Bingen bei Sigmaringen. Zwei Altarflügel im
Nathhause zu Ulm stammen wohl von einem ältern, ihm ver-
wandten Mcister. Ganz erhalten und mit Gemälden der
Schüler Zeitbloms versehen sind die Altaraufsätze zu
Großaltdorf, Nlittelroth, Monakam und Schwendi.
Den (Z07 von Zeitblom gemalten 2lltar zu Großsüssen
haben die Franzosen (70? verbrannt. Aus Ifürbel wurde
einer nach Bucharest verkauft^).

Unter den bis dahin genannten Schreinen der Ulmcr
Schule haben alle diejenigen, welche ihre Statuen oder ge-
schnitzten Gruxpen retteten, in der Nlitte ein Nlarienbild. Zn
eineni derselben steht eine Rrönung Nkariä (Schloßkaxelle zu
Rilchberg)^), in einem eine jAeta (Nlonakam), in einem nur
das Bild der Gottesmutter (Großaltdorf), in den übrigen
findet man zur Nechten und Linken der Ucadonna die Statue
eines kfeiligen. Alle, außer dem Schrein der Dorfkirche zu
Rilchberg, dessen Flügel abhanden gekomnien sind, haben
beiderseits bemalte Flügel.

Den spätgotischen dlltar der romanischen Zakobskirche zu
Niederstetten im Vberamt Gerabronn dem Zeitblom zu-
zuschreiben, ist kaum zulässig. Sein Schrein ist 2,ZZ in hoch,
mit der jdredella 3,00 in, (,-(Z ni breit, jeder Flügel (,73 ni
hoch Zn der Nlitte steht unter einem zicrlichen Baldachin
das hl. Abendmahl. Neben ihm sind auf den Llügeln kräftig,
ja derb geschnitzt dis Gefangennchmung und Annagelung, die
Rreuztragung und die Rreuzigung, in der predella das Gebet
am Velberg. Außen sind die dlbnahme und die Grablcgung
gemalt. Die Rünstler des Nlittelalters haben die Rreuzigung
seltcn so wenig als Ijauptnioment der Leidensgeschichte betont,
wie dies hicr geschah. Nleist wiescn sie ihr die Mitte zu,
d. h. die Lhrenstelle. Ls kam aber im vorliegenden Lalle
dem Bestellcr aus irgcnd einem Grunde darauf an, das
2lbendmahl hervorzuhebcn.

Lin Ijvuptwerk Zeitbloms und seiner Schüler ist der
als „cines der schönsten Altarwerke Deutschlands" bekannte,
Band I Tafel 72 freilich nur nach ciner Zeichnung abge-
bildete Ljochaltar zu Blaubeureisi'). Lr ist 3,(( m hoch,

>) Lerrcspondcnzblatt dcs Ulmcr vercins ;877 S. 5>o; chifiorisch-
politische Blättcr X6V, 575; Kcppler S. ;07 f.; Zeitschrift f. b. Knnst,
N. F. V. 205.

N Thcile eines andcrn Altares ans chürbcl kamen nach Schöne-
burg bci Laiiphcim iind nach Stuttgart. Acpplcr S. 25 nnd ;87.

3) Ucbcr die Ailchbergcr dlltäre vgl. lvürttcinbcrgcr vicrteljabrs-
hcfte, ;87g S. ;zs f.; ;88; S. ;or; Lorrcspondcnzblatt dcs Ulmcr vcrcins,
M7 S. 5;; Zeitschrift f. b. Knnst ;8gq, N. L. V, 20z; Aepplcr,
lvürttcinbcrg S. z-zp; Ianitschck S. 2so; Die Annst- nnd Altcrthnins-
denkinale im A. lvürtcmberg II.

ch Aexplcr, lvürttemberg S. zz; Schriften dcs lvürttembcrgcr
lllterthumsvcrcins, ;875; Lichler, Die Inschriften und ljeiligcnbilder am
ljochaltar uiid im Lhor zn Blaubcuren; A. Baur, Das Aloster zn
Blaubeuren, Blaubcuren, lUangold, ;877; Bode, Gcschichte der dcutschcn
(Aastik ;82. vortrcfflichc Abbildnngen gcbcn dic Aunst- und Alterthums-
deukmale im Aönigreich lvürttcmbcrg II, z Donaukrcis und dic neueste
 
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