Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münzenberger, Ernst Franz August; Beissel, Stephan
Zur Kenntnis und Würdigung der Mittelalterlichen Altäre Deutschlands: ein Beitrag zur Geschichte der vaterländischen Kunst (Band 2): Mit 100 photogr. Tafeln — Frankfurt a.M., 1905

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15164#0140

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
^Metall"^

Bildniß sammt den gewöhnlichen Lsistorien seines Lebens zu-
gerichtet und gemacht werden."

Für die Lserstellung des Lsochaltares wurde zuerst der
Lsofmaler des Rurfürsten von der pfalz, Isans von Aöln,
für die der vier andern Altäre der in Lalzburg lebende
Maler Lsans Pocksperger in Aussicht genommen. Die Re-
gierung von Innsbruck meinte jedoch, da die Tafel des Lsoch-
altares „von Bildwerk geschnitten werden müsse, sei ein gar
künstlicher Maler wie Lsans von Röln nicht von Nöthen,
vielmehr ein geschickter und künstlicher Bildhauer." Für die
andern vier Altäre, „welche allein mit flacher Arbeit (d. h.
LNalerei) gemacht werden müßten", emxfahl sie den LNaler
Degen pirger zu jZnnsbruck, der alles ohne so „große
Rosten" fertig stellen könne. Zuletzt bot man die Anfertigung
des Lsochaltars dem „werkmeister" Lsans Relz zu Augsburg
und dem „Tischler" Lseinrich Rorn an. Diese verlangten
2000 fl. LNan wollte aber nur H00 fl. ausgeben, „weil nicht
Noch sein will, daß die Bildwerke sogar künstlich oder rein
geschnitten werden, indem dieselben nüt Farben und Gold be-
kleidet werden, so daß die Zierung mehrcheils an des LNalers
Arbeit gelegen sein wird." Aelz ließ sich auf (200 fl. herab-
bringen. Die Negierung aber schlug dem Rönig zugleich vor,
die LNaße kleiner zu nehmen; denn nach dem ursprünglichen
plan sollte die Tafel „-(0 Werkschuh in die kföhe und 20
in die Breite messen." Aber man kam mit Aelz nicht zur
Linigung: man wollte ihm zu wenig zahlen. Nun bot sich
ein Bildhauer an aus Bavern, Lsans Röpfl, der sich zu
Znnsbruck niedergelassen hatte. Die Lhortafel wolle er für
800 Thaler nebst dem nöthigen Lsolz und Lserberge ausführen.
Besser gefielen den Räthen ein Anerbieten und die probe-
arbeiten des Lsans polsterer aus Nürnberg. Dieser verlangte,
wenn er das Ganze in Nürnberg vollende, und es auf Ge-
fahr des Bestellers nach Znnsbruck gefahren werde, 2000 fl.
Lr ließ sich aber auf (700 herabdingen unter der Bedingung,
daß er nach Znnsbruck übersiedele und das Lverk in drei
Zahren vollende. Zuletzt kam man mit Mcister Raspar
Leschenbrand, Bildhauer zu Ulm, und Lsans Lvalch, Schreiner
zu Rkündelheim, überein, sie sollten den Altar für (ZOO fl.
übernehmen. Am (Z. Zuli (Z60 war er auf vier Lvagen
des LNündelheimer Tischlers von Ulm in Znnsbruck angekonnnen.

Die Zeit der großen Runstwerke war vorüber! Das
Feilschen um die prcise und die maßlose Ronkurrenz waren
sicher nicht die letzten Gründe, warum Rkeisterwerke nach dem
ersten viertel des (6. Zahrhunderts imnier seltener wurden.

2. Salzburg.

Laut einer Znschrift schenkte der priester peter Grillinger
(-(-(Z der Uirche Rkaria-Pfarr im Salzburgischen Lungau ein
silbernes Lsausaltärchen von 0,60 m Lsöhe und 0,(<) Breite
(geöffnet 0,98). Dies kleine Uunstwerk zeigt, wie die zahl-
reichen in Lsolz geschnittenen Altäre jener Gegend um die Rkitte
des (Z. Zahrhunderts ausgesehen haben, welche leider fast alle
untergegangen sindst) 2luf seinem mit Stab und Rkaßwerk
versehenen Untersatz ruht das Riittelstück. Die äußere Seite
der Flügel trägt acht gravierte Lseiligenfiguren: oben Zohannes
d. T., Zohannes d. L., petrus und paulus, unten zwei
Bischöfe, Barbara und Uatharina, die Rückseite des Schreines

') Mittheilungen XVlll. (;873) 205 f. mit Abbildung, danach im
Kunstfreund V tz88I) 2 f. Die Jnschrift lautet: Uills gnaärinAentogns
ynsära^sno quoqus terno OrillinZsr plsrrsr plelrsn(ns) prsssdxter)
äsclit Iioe.

in feinem, stilisirten Laubwerk das Lamm Gottes mit den
Lymbolen der Lvangelisten, das veronikatuch, eine LVidmungs-
inschrift und das verzeichniß der in diesem Rleinod einge-
schlossenen Reliquien. Nach Geffnung der Flügel, sieht man
auf ihnen vier gegossene Reliefs. Zm (. liegt Anna zu Bett
und wäscht eine Dienerin ihr eben geborenes Rind, im 2., auf
der anderen Leite, hat sich Gabriel vor Rkaria auf ein Rnie
niedergelassen. Bie kniet unter einem auf vier Säulen ruhen-
den Baldachin vor ihrem Betstuhl, worauf ein Topf mit eincr
Lilie steht. Lsinter dem Lngel erscheint über einer verschlossenen
Pforte das Brustbild des himmlischen Vaters, welcher in
einem Ltrahl die Taube zur Zungfrau sendet. Zn der Z.
Loene oxfert Rkaria ihr Rind im Tempel auf, in der c(.
stirbt sie, vor ihreni Bett knieend, von Zohannes gestützt, in
Rkitte der Apostel, während oben Zesus, von LVolken um-
geben, die als Rind gebildete Seele seiner Rkutter in den
Armen hält. Diese -(. Darstellung ist beachtenswerth, weil
sie, abgesehen von ältern, beweist, daß man nicht erst am
Lnde des (Z. Zahrhunderts zu Ulm begann, den Tod Rkariens
so zu schildern.i) Zn der Rkitte sind in vollendeter Technik
getrieben die Bilder des Gekreuzigten, Rkariens und Zohannes,
die neben dem Rreuze stehen, und Rkagdalenas, die dessen
Ltamm umfaßt. Lonne und Rkond sind oben neben dem
Rreuz durch Ldelsteine hergestellt. Zm Rahmen, welchcr diese
Grupxe unisäumt, wechseln Ldelsteine mit Rästchen für Neli-
quien. Der Rahmen schließt mit zwei Lpitzbogen, worauf
sich die Flügel beim Zuklappen legen. Zwischen diese Bogen
ist ein überzwerg gestelltes quadratisches Rästchen eingeordnet
für eine Reliquie vom hl. Rreuz, über das sich eine Laube
erhebt mit der Figur des Schmerzensmannes.

Lin analoges Runstwerk ist das (d<( auf Befehl des
Abtes Ruxert V. für das Ltist Bt. peter zu Salzburg an-
gefertigte silberne passionsaltärchen nüt zwei Flügelthüren und
einer feinen Bekrönung. Ls ruht auf einem hohen Ltänder
und erhält so die Form einer Rkonstranz. Seine Reliefs sind
in perlmutter geschnitten und auf blauem Lmailgrund be-
festigt.2) Lin drittes Altärchen von vergoldetem Bilber aus
dem (Z. Zahrhundert besitzt der Domschatz zu Balzburg?)
Leine passionssoenen sind auf blauen, durchscheinenden Lmail-
grund gesetzt.

Ligenthümliche Formen, welche an die der kleinen Lsaus-
altäre erinnern, hat auch ein aus Scheffau ins Rloster N 0 n n-
berg übertragener, um (Z20 entstandener Flügelaltar?) Lein
Lchrein endet in der LRitte in einem sxitz zulaufenden Bogen,
rechts und links in einem halbkreisförmigen. Dementsxrechend
schließt jeder Flügel mit einem Lsalbkreise und mit der Lsälfte
eines Sxitzbogens. Unter den drei Bogen der Rkitte stehen
drei Statuen (Riaria zwischen den Bischöfen virgilius und

Llügelaltar za

9 Unter jedem Basrelief steht eine Inschrift. 1. Rntivitas Llaris
(jnanclo nnta est virgo sacratissiiinl, tune itlustrarus sst luunclus.
2. Xuuuutiutio Lluris. Xvs Kruciu plenu, voruinus tscuin, beneäietu
lu in niulieribus et bsneäictus tructus. 3. kuriäentio Aurie. I>u-
xerunt ässuin in äerusuleui, ut sistsrsnt euui voniino. 4. Xssuinptio
Narie. Xssuinpin est Illririki in cslum, exnltatki super cboros su-
Aglorum.

9 Mitthcilungen VI <q8Si) 2-<; XIII (;868) S. LI mit Abbildung.

9 Mittheilungen VI (;86<) 2-<. Ucber die stehende Figur der
Madsnna aus der ersten lsälfte des ;z. Iahrhunderts in der Stifts-
kirche St. peter zu Salzburg vgl. (Grazer) Rirchenschmuck XXVI (<895)
72 f. Abbüdung S. 7p Sie ist wiederum aus „Steinguß". (chr Ant-
litz „möchte wohl zum Schönsten zu zählcn sein, das wir von unserm
nordischen Mittelalter haben."

9 Jahrbnch der k. k. Lentralcommission II. (;857) - 55 f. mit Ab-
bildung des Lsochaltares auf Tafel z.

(26
 
Annotationen