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Münzenberger, Ernst Franz August; Beissel, Stephan
Zur Kenntnis und Würdigung der Mittelalterlichen Altäre Deutschlands: ein Beitrag zur Geschichte der vaterländischen Kunst (Band 2): Mit 100 photogr. Tafeln — Frankfurt a.M., 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.15164#0148

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dern die Geschichte des hl. petrus: s. Lr wandelt nber das
Meer, 2. macht den reichen Fischfang, Z. wird vom Lngel
ans dem Rerker befreit nnd H. vom Lngel an den schlafen-
dcn wächtern vorübergeführt. ö. petrus gebt znm bsause des
Markus, 6. beilt durch seinen Schatten zwei Ilranke und 7.
den Lahmen an der pforte des Tempels. 8. Die Figuren der
beiden Apostelfürsten, welche auch auf die Außenseite der
Flügel gemalt sind, schließen den L>'klus, der zeigt, wie man
in alter Zeit in gemüthlicher Breite erzählte. Auffallender
lveise ist für ihn die Legende nicht berücksichtigt, sondern, mit
Ausnahme des Lsauptbildes, alles der Axostelgcschichte ent-
lehnt. Aber auch die Uebertragung der Lchlüsselgewalt und
des bsirtenamtes, die Geschichte des 2lnanias und der Saphira,
die predigt am pfingstfest und anderes fehlt. lvahrscheinlich
hat man sich an die Lesungen des Festes der Aetten des
Apostels gehalten (s. Zlugust), worin die erwähnten Lreignisse
ausführlich erzählt werden.



-i-

Schreine in
Arain u,rd
Görz.

Arain und Görz haben, wie es scheint, kaum noch Flügel-
altäre des Atittelalters. Zn Ltein bei Laibach besitzt der
Lsochaltar vergoldetes Lchnitzwerk vom Zahre (ZZ-(, im Bis-
thum veglia steht in der Andreaskirche zu Arbe ein Flügel-
altar.i) Linen kleinen schadhaften Altar hat die Airche von
Flitsch im Lrzbisthum Görz gercttet?) Zn seinem Schrcin
stehen zwei Ltatuen (Lhristoph und valentin), zwei aus Gold-
grund gemalte Figuren auf den Flügeln (Anna und Sebastian),
deren Zlußenseite eine verkündigung trägt j aus dcr predella
knieen die Donatoren. Auf dem Altar der Gnadenkapelle zu
Görz wird ein Marienbild des (6. Zahrhunderts gezeigt,
auf der Znsel Mezzo in S. Maria del Bisoione, in der
Diöoese Nagusa „eine hochinteressante ^olz-Soulxtur aus der
Privatkapelle Rönigs bseinrich VIII. von Lngland stammend".^)
Zm Dom zu p 0 la fand man vor etwas mehr als zehn Zahren
hinter Brettern und Balken einen ziemlich gut erhaltenen
gothischen Altaraussatz, der „renoviert und im linken Seitcn-
schiff aufgestellt" wurde?)

4. Steiermark.

Altargemälde

wie in Tirol hat man sich ehedem auch in Steiermark
oft damit begnügt, auf die IVand hinter der Altarmensa ein
Gemälde anzubringen; so z. B. noch im f6. Zahrhundert hinter
drei Altären in St. Radegund am Schöckel?)

Lsinter dem ersten derselben wurde „über der Mensa eine
spitzbogige Nische in die IVand vertieft, den Aliarschrein
besser darstellen zu helfen. Dann kam der INaler, betonte
einmal diese wirkliche Nische mit einer Umrahmung, deren
Bogen mit Rrabben und der Rreuzrose geziert ist. Zu Seiten
dieser Nische malte er noch zwei lange schmale Felder da-
zu, oben mit sxätgothischen Giebelverschlingungen und Fialen

Mittheilnngen III (t858) 326.

2) Mittheilungen N. F. IX (Mz) S. bXVIII.

2) Mittheilungen N. F. XVIII stsgy 6I.
i) Mittbeilungen N. F. X (;88-t) S. 66XXIII.

°) Der Rirchen-Schmuck. Blätter des christlichen Runstvereines der
Diöcese Seckau. Graz. verlag des christl. Runstvereines XXVI (1895) tO f.

versehen. Sie sollen die Flügelthüren eines Schreinaltares vor-
stellen, wie die umrahmte Bogemnsche den Schrein ersetzen muß.
Alle drei Felder aber sind mit figuralen Darstellungen gefüllt:
im Schreinfelde sitzt Nkaria unter dem Rreuze, den Leichnam
des göttlichen Lrlösers im Schooße; daneben steht Zohannes
trauernd und Nkaria Ulagdalena betet wehklagend auf den
Rnieen. Zm bsintergrunde erblickt man eine schöne Landschaft
mit den Ulauern und Thürmen einer Stadt, die Zerusalem
bedeutet. Ze ein bseiliger ist den Nachbildungen der Flügel
eingemalt, rechts St. Scbastian im Gewande eines Ifofherrn,
die pfeile in der bsand, links der heilige Axostel Andreas, zu
dessen Füßen die kleine Gestalt des Donators, eines Geistlichen,
kniet. Ani predellafelde unter dem mittleren Geniälde stehen
die IVorte: ,Vnno cloniini LlOVI .lur? Auf der Schild-
console des Rreuzrixpengewölbes berichtet eine weitere Zn-
schrift: ,^.Itnr6 Iroo «loclioo. p. II. l). ObriUoüor. Ichcpiim
seoooviens. in Iioiioro. Luiiotoru. Vuärso. sbbastioui l 806?"

„Strebt dieses Altargemälde vollständig der lVirkung
eines Flügelaltares nach, so lassen es diejenigen der zwei
anderen Seitenaltäre einfach bewenden bei der Form
eines Altarblattes, wie es auch später bei den Altären der
Nenaissanoe der Fall war. Der Alaler — offenbar der gleiche
des Gemäldes unter dem Thurme — zeichnete nur einen
Bildrahmen von der Breite der Altarmensa und einer ent-
sxrechenden Lsöhe (beiläufig der Breite) an die Ivand
so hoch über der Ulensafläche, daß die Aufstellung der Leuchter
und Lanontafeln darunter Raum gewinnt. Ueber diesem
Nahmen entwickelt sich ein krönendes Laubwerk stilistischer Be-
handlung und so gewählt, daß es dem Znhalt des Altarge-
mäldes einigermaßen angepaßt erscheint. Beim (zweiten) Altare
an dcm Scheidebogen des Lhores ward die Geburt Lhristi
dargestellt: Ularia und Zoscf beten kniend das göttliche Rind
an, welches am Boden auf einer Lage dürren Grases und
dem Ulantel der seligsten Zungfrau gebettet ist. Neben einem
Stallgebäude sehen zwei Lsirten über eine Schranke herein,
und die krönende Nanke darüber entfaltet zahlreiche Blätter
nnd Blumcn mehr naturalistischer Ausbildung. Das Gemälde
des dritten Altares stellt Lhristus am Rreuze vor, um-
geben von Ularia, Zohannes, Ulagdalena und zwei weitern
heiligen Frauen, sowie der kleinen Gestalt des Stifters; die
Zierranke darüber von strengerer Stilisirung läuft in Distel-
köpfen aus."

Auch noch zwei Liborienaltäre sind in Steiermark er-
halten: ein einfacher zu UIura u in der Annakirche aus dem
Stadtfriedhof, ein reicherer in der Pfarrkirche Ularia Neu-
stift bei Pettau?)

Der älteste Flügelaltar des Landes ist nur gemalt, stammt
aus dem Zahre steht in der Sxitalkirche von Aussee uud
ist bercits im I. Bande S. fOZ beschrieben worden?) Um
diesclbe Zeit entstand dcr Zlltaraufsatz der Stadtkirche zu
pettau uud wurdc das Dombild zu Graz von cinem
(deutschcn?) Rünstler gemalt, der seine Studien in Gberitalien,
vielleicht 111 padua, machte?) Die fünf Tafeln zu pettau er-

-) (Grazcr) Rirchcnschmuck VI st875) t>8 f.

2) Beachtenswerth ist in der Sxitalkirche zu Aussee auch ein
spätgothischer Altarschrein nüt Bildcrn der vicrzehn Nothhelfcr. Jn dcr
Filiale von Aussce, St. Leonhard, siud vier Flügel cines mittclaltcr-
lichen Altarwerkcs crhalten. Mittheilungen dcr k. k. Lentralcommission
I (1856) 63; VII (1862) 210; N. F. XV (i88g) 131; Rirchcnschmuck XXII
(18)0 «18. Lotz II, 30 erwähnt einen „interessanten" Flügelaltar in
Altaussee.

2) Grazer Rirchenschmuck XV (l88«l) UZ f- vgl. XIII (1882)
83 f.; Mittheilungen N. F. VI (i88o) S. OXV.
 
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