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Münzenberger, Ernst Franz August; Beissel, Stephan
Zur Kenntnis und Würdigung der Mittelalterlichen Altäre Deutschlands: ein Beitrag zur Geschichte der vaterländischen Kunst (Band 2): Mit 100 photogr. Tafeln — Frankfurt a.M., 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.15164#0162

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Teichstätt »nd
weiten.

-chreine zn
^ ^veitra.

figurenreich gestaltet. Mehrere babcn nach Art fläinischer
Altarschreine kleine Gruppen im Lsintergrunde. Bci der Ver-
kündigung erblickt inan z. B. oben rechts die Heimsuchung.
<Lm kleinerer Li»gel folgt Gabr''el als Lchleppträger und an
dem Bogen des Baldachins, unter dem Maria betet, steben
zwei kleine Prophetenfiguren, in den Zwickcln spielen puttcn.
Zm Astwerk, das die Relflen des Sckireines füllt, zälflt man
achtzebn Figürchen, in dcr Bekiönung ff Tbürmchen. Zn den
drei Stockwerken des niittlern (6) stehen die Madonna, ein
Heiliger und oben der Lseiland; jeder der breiten Beiten-
thürme und 8) umschließt unten eine Atatue, oben eine
Büste. Dazu kommen noch an den Seiten überaus reiche
Ansätze, welche oberhalb jedes der geöffneten Flügel in je
zwei Thürmchen enden, die Gesammt,ahl der Thürmchen also
auf fö steigern. Iwischen diesen beiden seitlichen Thürmeben
zeigen sich gerade über der obern Rante der Flügel die hh.
Georg und Florian. Alles ist überaus reich, fein und fleißig
ausgeführt, jedoch etwas unruhig und bizarr. Ls wurde f8Z2
bis f855 durch den Bildhauer Zohann Reit zu Linz restaurirt.

Dem Michael packsr^) werden die drei Statuen (Marga-
retha, Laurentius und Agnes) des fflZf) erbauten Aufsatzes
zu Teichstätt bei Friedburg in der Diöoese Linz zugeschrieben.
Zede ist von einem feinen Baldachin überschattct, die des
patrons von vier Lngeln umgeben. Die Flügel tragen
auf der innern cheite vier Soenen aus dem Narienleben,
außen vier aus der Geschichte des hl. Laureutius, die fest-
stehenden Flügel auf der Schauseite vier Lseilige (Ulrich,
Stepbanus, Urban, Wolfgang), auf der Nückseite Apostel.
Zwischen diesen Aposteln ist auf der Rückseite des Schrcins das
Gericht gemalt, darunter das von Lngeln gehaltene Deronika-
tuch. Zn der jflredella belen die Rönige das Lhristkind an,
oben in der Bekrönung begleiten drei Ljeilige (Ratharina,
Barbara und Ursula) ihren Ljeiland. Die polychroinie dieses
chchreines ist ebenso meisterhaft als die Schnitzarbeit.

kVerke zweiten Ranges sind zwei Bchreine in Mciten,
Diöoese St. pölten. Beide haben ihre Flügel verloren, sind
an I m hoch, 0,60 in breit und um fZOO entstauden. Der
erstere umschließt die Statuen der hh. Zakobus d. A-,
Martin und Lhristophorus, der andere diejenigen dreier
gekrönten Zungfrauen: Ratharina, Barbara und Margaretha.

Der Renaissanoe gehören die Aufsätze zu St. Wofgang
bei Weitra, Diöcese St. pölten, mit drei großen, vergoldeten
Statuen unter schwungvollen Grnamenten, und der mit ver-
schwenderischer pracht ausgestattete Lsochaltar zu G r ü,i a u -)

>) Mittheilmigen XVII (,872) S. 6X1.

Altärc aus Gcsterreich Tafel 62.

mit acht lebensgroßen Statuen an. Zu Lferding im Bis-
thum Linz sind die Figuren und Reliefs alter gothischer
Flügelaltäre sehr geschickt in Renaissanoe- Altären verweudeO).
Zn purk, Dekanat Spitz, Diöoese St. pölten, hat mau eine
gute, dem fZ. Zahrhundert zuzuweisende Figur des heiligen
Zohannes in einen neuern Altar gestellt, eine Madonna der-
selben Zeit aber in die Nische des im vorigen Zahrhundert
errichteten Lsochaltares?).

Line alte jdredella mit dcu Figuren ihres Schreines be-
wahrt man im Rarner zu Gmünd im Dekanat Weitra?)
einen alten Schrein des f5. Zahrhunderts mit interessanter
Anlage und eigenartiger, wohl später veränderter polychromie
zu Mailberg im Lrzbisthum wieiO). Auf einem gut ge-
arbeiteten Relief aus dem Beginn des f6. Iahrhunderts
sind in sckflichter Auffassung im Museum des Stiftes Seiten-
stetten die hh. Augustinus, Ambrosius und Stexhanus ge-
schnitztö), auf zwei Flügeln im Schloß Geiersberg bei
Friesach6) die Beschneidung Lhristi und dessen Gffenbarung
im Tempel im zwölften Zahre.

Vereinzelte Altarflügel trifft man fast in jeder größern
Gemäldesammlung, z. B. im Stif! Melk vier Flügel mit
vier Soenen aus dem Marienleben, acht passioiissoenen
und vier ljeiligsnfiguren. Zwei weitere Flügel des fZ. Zahr-
hundcrts bieten auf einer Leite die Legende der hl. Ratharina,
auf der andern die Figuren der hh. Barbara und Margaretha?).

Zn der Listerzienserabtei Lilieufeld befinden sich auf
zwei Flügeln einerseits Darstellungen aus dcm Leben des hl.
Ligismund, anderseits einzelne Ljeilige^.) Zn Gars im
Bisthum cht. j)ölten enthält cine Beite zweier Flügel vier
Soenen aus dem Marienleben, die andere manierirt gemalte
LseiligenfigurenO). Auf einem großen Altarwerk aus Rrenn-
stetten jetzt in 5 eitenstetten, sind nach Dürer vier Soenen
des Marienlebens (Begegnung unter der goldenen pforte,
Geburt, Gpferung und Verkündigung) kopicrt, auf der
Außenseite Sie vierzehn Nothhelfer gemalt'O).

-) Mitthcilungen N. F. XII (M6) S. XllVII.

^) Mittheilungen N. F. XV (>88g) >2>. Uebcr gotkische Rcstc auf
den Altären der Filiale St. Johanu im Mauernthal bei Arus-
dorf im Bistkum St. Pölten vgl. Ulilthcilungen XIII (>868) S. X6III.

^) Mittheilungcn N. F. VIII (>882) 2. 6XXXI.

^) Mittheilungeu XVII (>872) S. 6VII f.

5) Mittheilungen N. F. VI (>88o) 6IX; r. Sackcn, Uunstdenkmale 26.

«) Mittheilungen A. a. V. S. 6IX.

^) Iahrbuch II (>85?) szs; v. Sacken, Uunstdenkmale zs

8) Iahrbuch II (>8S7) >20.

^) Mittheilungen N. F. III (>877) S. XXX.

>») Jahrbuch II (>85?) 127; r. Sacken, Uunstdenkmale 27.

Reste alter
Schreine.

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