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Röhls Lesung' Kaptwv|rj Aocptou ist aber auch äußerlich nicht sehr wahrscheinlich:
es befremdet doch; dass bei Bustrophedonschreibung das rj von Kaptwvrj auf der
dritten Zeile soweit von dem ersten Theile des Namens entfernt steht, als ob es
nicht zu diesem; sondern zu Aocptou gehöre. Die Hauptsache aber ist, dass eine
andere Lesung vor den bisher vorgeschlagenen entschieden den Vorzug verdient.
Man hat die erste und zweite Zeile von rechts nach links gelesen; warum
nicht auch die dritte? — Man gelangt dann zu der Lesung otcpoXrjq, einem
Worte, das uns sonst nur aus der Hesychgdosse olcpoXrjq' 6 pf] eyxpoczrjq, dXXcc xccvx-
cpeprjq npog yuvatx,a (fem. otcpoXtcy yuvfj xocvxcpeprjq, [xdyXoq, TCxayjjxiCoooc) bekannt ist.
Diese linksläufige Lesung erfordert also; dass auf das H noch ein Sigma gefolgt
ist. Eine Anfrage bei Hiller v. Gaertringen; welcher die naxischen Inschriften
für das Inselcorpus an Ort und Stelle nachgeprüft hat und die nebenstehende,
nach dem Abklatsche angefertigte Zeichnung zur Verfügung stellte, ergab in der
That; dass die Früheren das Sigma übersehen haben. Er schrieb mir: „das £ ist
da; wenn auch nicht schön; man sieht, wie das Instrument mehrfach eingesetzt
ist; um den Buchstaben herzustellen 3). u Dadurch ist wohl die Lesung oicpöXrjc, zur
Gewissheit erhoben; nun beweist ja auch die Richtung des Sigma; dass die
dritte Zeile von rechts nach links zu lesen ist.
Das Wort ist von dem Verbum oicpw abgeleitefi das uns jetzt besonders aus
den von Hiller entzifferten theraeischen Felsinschriften IGIns. III 536 ff. geläufig
ist, hier sich aber bekanntlich auf die Knabenliebe bezieht; während in unserem
Falle das darüber stehende Äwpocpsa eher an die natürliche Beziehung Tipög yuvabca
denken lässt. Man darf wohl vermuthen; dass Karion und Dorophea ein Liebes-
pärchen und zwar aus dem Sclavenstande sind. Entweder haben sie sich selbst
in dem Felsen verewigfi und ein boshafter Bekannter von ihnen; etwa ein auvöou-
Xoq, hat zu Kapkov das Schmähwort oicpöXrjq hinzugefügt: dann läge derselbe Fall
vor wie in der theraeischen Felsinschrift IGIns. III 536, wo über ’EvTruXog xaös
von anderer Hand 7i;6pvo$ gesetzt ist und ebenda 552, wo jemand zu dem Namen
Kcxtv(v)oc; aöcfjs 4) ;ist unversdiämtf hinzugeschrieben hat. Oder alle drei Zeilen
ein KaptcüV. Für'die Sitte, Sclaven mit ihrem Ethni-
kon zu benennen, sind Griech. Vaseninschr. 76 Be-
lege gegeben.
3) Auch Hiller hatte schon vorher Röhls Lesung
bezweifelt und dafür ol QoXrjc, vermuthet mit Heran-
ziehung von Suidas ctoXsu;, övo|i,a xöptov.
4) Zu der Form d8t>]s für dSs>]g sei bei dieser
Gelegenheit eine erläuternde Bemerkung gestattet.
In verschiedenen dorischen Mundarten geht s vor a-
und o-Lauten in t über, wenn im Hiat j oder a
geschwunden war (nicht f), bleibt dagegen vor e-
Lauten (Solmsen, Zeitschr. f. vgl. Spr. XXXII 513 ff.).
Nach dieser Regel ließe sich doirjc, nur erklären, in-
dem man ein regelrecht aus ^S/sjog, Ssog entstandenes
^Stog voraussetzt, aus welclrem t in das Adjectiv
dSsTjg übertragen wurde: vgl. gortyn. TtXtsg statt TiXssg
nach xXtag. Diese Annahme würde sich jedoch nicht
empfehlen, weil dSsAcpeofv] auf der archaischen In-
18*
Röhls Lesung' Kaptwv|rj Aocptou ist aber auch äußerlich nicht sehr wahrscheinlich:
es befremdet doch; dass bei Bustrophedonschreibung das rj von Kaptwvrj auf der
dritten Zeile soweit von dem ersten Theile des Namens entfernt steht, als ob es
nicht zu diesem; sondern zu Aocptou gehöre. Die Hauptsache aber ist, dass eine
andere Lesung vor den bisher vorgeschlagenen entschieden den Vorzug verdient.
Man hat die erste und zweite Zeile von rechts nach links gelesen; warum
nicht auch die dritte? — Man gelangt dann zu der Lesung otcpoXrjq, einem
Worte, das uns sonst nur aus der Hesychgdosse olcpoXrjq' 6 pf] eyxpoczrjq, dXXcc xccvx-
cpeprjq npog yuvatx,a (fem. otcpoXtcy yuvfj xocvxcpeprjq, [xdyXoq, TCxayjjxiCoooc) bekannt ist.
Diese linksläufige Lesung erfordert also; dass auf das H noch ein Sigma gefolgt
ist. Eine Anfrage bei Hiller v. Gaertringen; welcher die naxischen Inschriften
für das Inselcorpus an Ort und Stelle nachgeprüft hat und die nebenstehende,
nach dem Abklatsche angefertigte Zeichnung zur Verfügung stellte, ergab in der
That; dass die Früheren das Sigma übersehen haben. Er schrieb mir: „das £ ist
da; wenn auch nicht schön; man sieht, wie das Instrument mehrfach eingesetzt
ist; um den Buchstaben herzustellen 3). u Dadurch ist wohl die Lesung oicpöXrjc, zur
Gewissheit erhoben; nun beweist ja auch die Richtung des Sigma; dass die
dritte Zeile von rechts nach links zu lesen ist.
Das Wort ist von dem Verbum oicpw abgeleitefi das uns jetzt besonders aus
den von Hiller entzifferten theraeischen Felsinschriften IGIns. III 536 ff. geläufig
ist, hier sich aber bekanntlich auf die Knabenliebe bezieht; während in unserem
Falle das darüber stehende Äwpocpsa eher an die natürliche Beziehung Tipög yuvabca
denken lässt. Man darf wohl vermuthen; dass Karion und Dorophea ein Liebes-
pärchen und zwar aus dem Sclavenstande sind. Entweder haben sie sich selbst
in dem Felsen verewigfi und ein boshafter Bekannter von ihnen; etwa ein auvöou-
Xoq, hat zu Kapkov das Schmähwort oicpöXrjq hinzugefügt: dann läge derselbe Fall
vor wie in der theraeischen Felsinschrift IGIns. III 536, wo über ’EvTruXog xaös
von anderer Hand 7i;6pvo$ gesetzt ist und ebenda 552, wo jemand zu dem Namen
Kcxtv(v)oc; aöcfjs 4) ;ist unversdiämtf hinzugeschrieben hat. Oder alle drei Zeilen
ein KaptcüV. Für'die Sitte, Sclaven mit ihrem Ethni-
kon zu benennen, sind Griech. Vaseninschr. 76 Be-
lege gegeben.
3) Auch Hiller hatte schon vorher Röhls Lesung
bezweifelt und dafür ol QoXrjc, vermuthet mit Heran-
ziehung von Suidas ctoXsu;, övo|i,a xöptov.
4) Zu der Form d8t>]s für dSs>]g sei bei dieser
Gelegenheit eine erläuternde Bemerkung gestattet.
In verschiedenen dorischen Mundarten geht s vor a-
und o-Lauten in t über, wenn im Hiat j oder a
geschwunden war (nicht f), bleibt dagegen vor e-
Lauten (Solmsen, Zeitschr. f. vgl. Spr. XXXII 513 ff.).
Nach dieser Regel ließe sich doirjc, nur erklären, in-
dem man ein regelrecht aus ^S/sjog, Ssog entstandenes
^Stog voraussetzt, aus welclrem t in das Adjectiv
dSsTjg übertragen wurde: vgl. gortyn. TtXtsg statt TiXssg
nach xXtag. Diese Annahme würde sich jedoch nicht
empfehlen, weil dSsAcpeofv] auf der archaischen In-
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