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rühren von derselben Person her. Dass Karion sich selbst als oiyöXrjc, ver-
spottet habe, ist doch wohl weniger wahrscheinlich; der Pentameter efjxi os
üauaavD xou xaxaTiuyoxaxou, der am Boden einer schwarzen Thonlampe im Briti-
schen Museum steht, bildet dafür keine sichere Parallele; er kann; wie G. Hirsch-
feld; Arch. Zeitung XXXI iog n. 2 annimmt, obwohl eine Besitzerinschrift, auch
von einem anderen wie Pausanias herrühren.
Unterhalb der Inschrift befindet sich ein Graffito, das nach Martha in rohen
Umrissen einen Pflug darstellt: ob diese Zeichnung in Zusammenhang mit der
Inschrift steht und eine weitere Bedeutung hat; ist zwar nicht ausgemachfi aber
nach der neuen Lesung der dritten Zeile liegt eine Vermuthung nahe; die ich
um so eher zu äußern wage; als ich in dem Gedanken mit O. Benndorf zusammen-
getroffen bin. Die poetische Sprache braucht bekanntlich die Ausdrücke apouv,
apoxfjp, dpovpa, apoxpov auch von der menschlichen Fortpflanzung; dass dieser
Sprachgebrauch aber nicht bloß dichterisch war; lehrt die im attischen Ehe-
vertrag übliche Formel sn apoxw uaiocov yvTjatwv. 5) Man darf daher wohl die Frage
aufwerfen; ob nicht der Pflug als Symbol der Ehe eine ironische Anspielung auf
das Liebesverhältnis des Sclavenpärchens sein soll.
Wien. PAUL KRETSCHMER.
Neue Repliken des Kopfes der Athena Parthenos.
Tafel IV.
Eine der wichtigsten und zugleich schwierigsten Fragen der alten Kunst-
geschichte betrifft das Verhältnis erhaltener Wiederholungen zu verlorenen
Originalen. Das technische Verfahren der alten Copisten scheint sich nicht
wesentlich von demjenigen der modernen Bildhauer unterschieden zu haben. An
nachgerade zahlreichen Antiken sind Puntelli stehen geblieben; welche das
Punktiersystem für das Alterthum erweisen. Ein solches Netz mechanischer Hilfen
wird an Abgüssen des zu wiederholenden Originales angebracht; und Abgüsse sind
sclirift IGIns. III 537 s vor 0 erhalten zeigt (gegen
gortyn. dSeXcpiog), also für Thera Seog vorauszusetzen
ist. AVir werden daher dStTjg aus prähistorischer Vocal-
abstufung (betont dvei-, deog, unbetont dvi-: aSivjg)
zu erklären haben, so dass sich aStT)c, zu Seog verhält
wie dapaxTjg zu xpexog, aivoTi<X'9-7]s zu uevS-og. Dieselbe
Vocalstufe liegt in homer. SetStöxeg (SeS/töxeg) vor.
5) Menander fr. 135 Mein.; Lukian Timon c. 17.
Vgl. Plat. Kratyl. 406 B: xöv dpoxov xöv dvSpög ev
yuvatxt. Übrigens ist derselbe Tropus auch anderen
Sprachen, wie dem Lateinischen, Gothischen und
Sanskrit geläufig.
rühren von derselben Person her. Dass Karion sich selbst als oiyöXrjc, ver-
spottet habe, ist doch wohl weniger wahrscheinlich; der Pentameter efjxi os
üauaavD xou xaxaTiuyoxaxou, der am Boden einer schwarzen Thonlampe im Briti-
schen Museum steht, bildet dafür keine sichere Parallele; er kann; wie G. Hirsch-
feld; Arch. Zeitung XXXI iog n. 2 annimmt, obwohl eine Besitzerinschrift, auch
von einem anderen wie Pausanias herrühren.
Unterhalb der Inschrift befindet sich ein Graffito, das nach Martha in rohen
Umrissen einen Pflug darstellt: ob diese Zeichnung in Zusammenhang mit der
Inschrift steht und eine weitere Bedeutung hat; ist zwar nicht ausgemachfi aber
nach der neuen Lesung der dritten Zeile liegt eine Vermuthung nahe; die ich
um so eher zu äußern wage; als ich in dem Gedanken mit O. Benndorf zusammen-
getroffen bin. Die poetische Sprache braucht bekanntlich die Ausdrücke apouv,
apoxfjp, dpovpa, apoxpov auch von der menschlichen Fortpflanzung; dass dieser
Sprachgebrauch aber nicht bloß dichterisch war; lehrt die im attischen Ehe-
vertrag übliche Formel sn apoxw uaiocov yvTjatwv. 5) Man darf daher wohl die Frage
aufwerfen; ob nicht der Pflug als Symbol der Ehe eine ironische Anspielung auf
das Liebesverhältnis des Sclavenpärchens sein soll.
Wien. PAUL KRETSCHMER.
Neue Repliken des Kopfes der Athena Parthenos.
Tafel IV.
Eine der wichtigsten und zugleich schwierigsten Fragen der alten Kunst-
geschichte betrifft das Verhältnis erhaltener Wiederholungen zu verlorenen
Originalen. Das technische Verfahren der alten Copisten scheint sich nicht
wesentlich von demjenigen der modernen Bildhauer unterschieden zu haben. An
nachgerade zahlreichen Antiken sind Puntelli stehen geblieben; welche das
Punktiersystem für das Alterthum erweisen. Ein solches Netz mechanischer Hilfen
wird an Abgüssen des zu wiederholenden Originales angebracht; und Abgüsse sind
sclirift IGIns. III 537 s vor 0 erhalten zeigt (gegen
gortyn. dSeXcpiog), also für Thera Seog vorauszusetzen
ist. AVir werden daher dStTjg aus prähistorischer Vocal-
abstufung (betont dvei-, deog, unbetont dvi-: aSivjg)
zu erklären haben, so dass sich aStT)c, zu Seog verhält
wie dapaxTjg zu xpexog, aivoTi<X'9-7]s zu uevS-og. Dieselbe
Vocalstufe liegt in homer. SetStöxeg (SeS/töxeg) vor.
5) Menander fr. 135 Mein.; Lukian Timon c. 17.
Vgl. Plat. Kratyl. 406 B: xöv dpoxov xöv dvSpög ev
yuvatxt. Übrigens ist derselbe Tropus auch anderen
Sprachen, wie dem Lateinischen, Gothischen und
Sanskrit geläufig.