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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 4.1901

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Pollak, Ludwig: Neue Repliken des Kopfes der Athena Parthenos
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https://doi.org/10.11588/diglit.31585#0154

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bekanntlich seit dem vierten Jahrliundert v. Chr. bezeugt, waren aber ohne Zweifel
schon früher im Gebrauch, da die Kunst des Abformens sehr alt ist. Man wäre
hiernach berechtigt; in unserem Denkmälerschatze genaue Nachbildungen als die
Regel zu erwarten, aber Copien pflegen selbst bei einheitlich angenommenem
Größenmaße meist erheblich untereinander zu differieren. Es gilt also von Fall
zu Fall den Gründen der Abweichung nachzugehen; und bei Beurtheilung des
Sachverhaltes das Material; die Größe und die ursprüngliche Aufstellung des
Originales in Berechnung zu ziehen.

Salomon Reinach *) hat vor kurzem als Axiom ausgesprochen; dass nur
Bronzen geformt worden seien; nicht Marmorwerke; deren Polychromie dadurch
Schaden erlitten hätte; und dass daher für genau übereinstimmende Repliken
immer ein Bronzeoriginal vorauszusetzen sei. Dabei scheint aber übersehen, dass
Marmorwerke vor ihrer Bemalung abgegossen werden konnten, und dass es
Mittel gibt; plastische Flächen bei der Abformung vor unmittelbarer Berührung
und Schädigung der zur Formung verwendeten Masse zu schützen. Ein mecha-
nisches Verfahren der Reproduct'on war dagegen bei chryselephantinen Sculpturen
ausgeschlossen. Das definitive Modell für eine solche lässt sich; wenn man die
überaus verwickelte und mühsame Zusammenstückung materiell wie technisch
verschiedenster Theile und Theilchen vergegenwärtigt; nicht als ein sogenanntes
Hilfsmodell in kleinerem Format, das selbstverständlich vorausgehen musste; sondern
nur in gleicher Größe denken und wird in den letzten Stadien der Ausführung;
die erst am Aufstellungsorte möglich waren; mindestens stückweise zur Hand ge-
wesen sein und zur Vergleichung gedient haben. War nun ein derartig'es Modell
vernutzt — und wie die heutigen Modelle großer öffentlicher Monumente dürfte
es wohl nur in seltenen Fällen eine Zeit lang autbewahrt worden und nutzbar ge-
blieben sein — so konnten Abformungen des fertig'en Originales zwar allenfalls
bei Gelegenheit späterer Restaurationen, die das Aufschlagen eines Gerüstes
erforderten; zustande kommen, aber es bedarf kaum einer Begründung; warum
dies gänzlich unwahrscheinlich ist: die Kostbarkeit des leicht zu beschädig'enden;
ängstlich behüteten, genau inventarisierten Materiales und die enorme Schwierig-
keit der Formung selbst mussten, von anderem abgesehen; dergleichen verbieten. Wer
also in späteren Jahrhunderten kunsthistorische Reproductionen als Liebhaber und

l) Salomon Reinach, Academie des inscriptions ä cette operation qui en aurait gäte la polychromie;
et belles lettres, Comptes rendus 1900 p. 535 ff. am donc, toutes les fois qu’on trouve deux ou plusieurs
19. October d. J. [Vgl. Revue critique 1900 p. 388.] repliques exactement concordantes d’une figure antique,

„que les statues de bronze seules etaient moulees il faut admettre que l’original etait en bronze.“

dans l’antiquite, celles de marbre etant soustraites
 
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