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Österreichisches Archäologisches Institut [Editor]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 4.1901

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Hartwig, Paul: Statuette eines Athleten im Museum zu Boston
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https://doi.org/10.11588/diglit.31585#0160

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Statuette eines Athleten im Museum zu Boston.

Tafel Y VI.

In Nummer i des siebzehnten Jahrganges der Berliner Philologischen
Wochenschrift (1897) habe ich über den Fund und die Schicksale einer Athleten-
statuette berichtet, welche hier auf Taf. V VI und in Fig. 176, 177 erstmalig ver-
öffentlicht wird. Die Statuette befindet sich jetzt im Fine Arts Museum zu Boston.
Der Direction dieser Anstalt bin ich für die Überlassung der photographischen Auf-
nahmen; die unseren Abbildungen zugrunde liegen; zu herzlichemDanke verpflichtet. 1)

Gefunden wurde die Statuette im Frühjahre 1896 bei Frascati, unterhalb
der Villa Mondragone. Zahlreiche verstreute Architekturreste beweisen, dass sicli
hier einstens eine ausgedehnte römische Villenanlage befand.

Die Statuette war in neun Theile gebrochen, aber sie ist bis auf die Fing'er-
spitzen der linken Hand und Theile des Geräthes, welches die Hände hielten, voll-
ständig erhalten. Die Oberfläche ist fast unberührt; der Marmor griechisclp von
schönem Korn und großer Transparenz.

Die Höhe der Figur beträgt einschließlich der Basis 0715“ ohne die-
selbe o -679 m. Der Abstand der Brustwarzen ist o -io6 m; die Breite der Hüften 0-132™.
Das rechte Unterbein misst 0-195™ der rechte Oberschenkel vom Ansatze des
Scrotum bis zur Kniescheibe 0-137’“ ^er linke Oberschenkel 0-153™ d er linke
Unterschenkel o -2o’ n.

Wir sehen einen nackten Jüngling von kräftigen Formen vor uns; kurzlockig,
mit über der Stirne aufgesträubtem Haare (Fig. 176, 177). Das rechte Bein steht fest
auf dem Boden auf; das linke ist seitlich nach vorn gesetzt und der Fuß ein wenig
erhoben. Der Gegenstand, welchen der Ephebe in den Händen vor sicli hält; ist
eine Strigilis; und zwar fasst die Rechte den eckigen Griff derselbeip während
die Linke die zum Theil verloren gegangene, gebogene Rinne zwischen Daumen
und Zeigefinger hält. Letzterer und der Mittelfinger waren eingeschlagen; der Gold-
finger und der kleine Finger halb ausgestreckt. Die Flandlung ist die; dass der
junge Athlet mit dem Daumen Schweiß und Staub; die sich beim Reinigen des
Körpers in der Rinne der Strigilis angesammelt haben; entfernt; urn sie dann
wegzuschleudern. Diesen Vorgang; der an sich weder besonders interessant; noch

’) Naclidem die Statuette, über welche ein Rechts- setzlichen Permesse versehen, in das oben genannte
streit sich erhoben hatte, durch Vergleich in meine Museum überführt worden.

Hände zurückgelangt war, ist dieselbe, mit dem ge-
Jatiresliefte des österr. archäol. Institutes Bd. IV.

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