BEIBLATT
Etruskische Grabinschrift von Tavon.
Seit einer Reihe von Jahren lag im Hofraume
der Villa Canestrini auf Dos Tavon in Val di Non
gänzlich unbeachtet die hier vorliegende etruskische
Inschrift, die seinerzeit an der Umrahmung eines
Ziehbrunnens als Baustein Verwendung gefunden
hatte. Der Liebenswürdigkeit und Liberalität meines
Freundes Dr Guido Valerio Callegari aus Padua ver-
danke ich die Erwerbung dieses für die Geschichte
meiner Heimat so kostbaren Grabsteines.
Der Form nach trägt er den Charakter einer
rudimentalen Pyramide, wie wir ähnliche aus Este,
Museo Cataio und aus Pore bei Livinallongo kennen.
Das Material ist die hier sehr häufig wiederkehrende
Granitgattung Tonalit. Der Stein zeigt nur wenige
Spuren von Bearbeitung, trägt aber in tief eingegra-
benen Buchstaben eine trotz der Verwitterung noch
ziemlich deutlich hervortretende etruskische Inschrift.
Mit etruskischer Schrift versehene Fundstücke
sind aus dem Kronlande Tirol 14 bekannt, und zwar
entfallen:
2 auf Nordtirol (Matrei, Pore bei Buchenstein);
4 auf die Umgebung von Bozen, Vadena—Tisens —
Greifenstein, Moritzing;
7 auf Val di Non (Dercolo, San Zeno; 3 aus meinen
Funden in Mechel, I aus den Schwarzen Feldern
[campi neri beiCles], 1, das vorliegende, ausTavon);
1 auf Cembra bei Trient.
Von diesen sind 9 aus Bronze, 2 aus Bein,
3 aus Stein. Mit Ausnahme der nördlichen (Matrei,
Moritzing, Tisens) ist die Leserichtung bei allen
Inschriften von rechts nach links, es fehlen die
Zeichen für die Medien g, d, b und die Vocale o,
das rechte Kennzeichen für Etruskisch und speciell
Nordetruskisch.
In Dr C. Paulis wertvoller Arbeit ,Die Inschriften
des nordetruskischen Alphabetes 1 sind die Funde von
Matrei, Greifenstein, San Zeno, Dercolo, Vadena,
Cembra unter n. 32 — 37 hinlänglich beschrieben;
b Dr C. Pauli bei Campi, Scavi e Scoperte fatte
negli anni 1885—86 a Valemporga di Meclo, Trento
1888 p. 139—151 Taf. II 1. 2. 3.
2) Dr Franz v. Wieser, Die Bronzegefäße von
Jalireshefte des österr. archäol. Institutcs Bd. IV Beiblatt.
sohin erübrigt nur nocb, die späteren Funde in der von
Pauli selbst vorgeschlagenen Lesung zu wiederholen *):
1. Ornamentale Bronzeplatte aus Mechel
niku . .... cpeiuriest • cpelutnu ale -
2. Beinfragment aus Mechel, wahrscheinlich Griff
eines Dolcbes
anna .... -4-
3. Beinfragment, wie oben
cpa -
4. Rand eines Bronzegefäßes, gefunden auf den
schwarzen Feldern, campi neri, bei Cles (Sammlung
Carapi) v
1 .... rvkinva .... ^-
5. Rand einer Bronzevase, gefunden bei Moritzing
(Museum in Innsbruck 2)
K(t)icicii.... vs (vri) -^
6. Bronzecelt, gefunden bei Tisens (Museum in
Innsbruck) trägt folgende Inschrift
£ Iv I K S * -> 3)
Als eine plumpe und schamlose Fälschung, die
trotzdem ihre Erklärer gefunden hat, erwies sich die
Inschrift des Schlüssels von Dambel, die claher nicht
in Betraclit kommt.
Als 7. reiht sich nunmehr die Inschrift unserer
Grabsteinpyramide an:
Fig. x Etruskische Grabpyramide.
= rileke • sa
Moritzing, in der Zeitschrift des Ferdinandeums,
Innsbruck 1891 mit 4 Taf. S. 322.
3) Es ist wohl sehr fraglich ob der zweite Buch-
stabe ein n ist. Diese Form wäre bei uns neu. Ich
Etruskische Grabinschrift von Tavon.
Seit einer Reihe von Jahren lag im Hofraume
der Villa Canestrini auf Dos Tavon in Val di Non
gänzlich unbeachtet die hier vorliegende etruskische
Inschrift, die seinerzeit an der Umrahmung eines
Ziehbrunnens als Baustein Verwendung gefunden
hatte. Der Liebenswürdigkeit und Liberalität meines
Freundes Dr Guido Valerio Callegari aus Padua ver-
danke ich die Erwerbung dieses für die Geschichte
meiner Heimat so kostbaren Grabsteines.
Der Form nach trägt er den Charakter einer
rudimentalen Pyramide, wie wir ähnliche aus Este,
Museo Cataio und aus Pore bei Livinallongo kennen.
Das Material ist die hier sehr häufig wiederkehrende
Granitgattung Tonalit. Der Stein zeigt nur wenige
Spuren von Bearbeitung, trägt aber in tief eingegra-
benen Buchstaben eine trotz der Verwitterung noch
ziemlich deutlich hervortretende etruskische Inschrift.
Mit etruskischer Schrift versehene Fundstücke
sind aus dem Kronlande Tirol 14 bekannt, und zwar
entfallen:
2 auf Nordtirol (Matrei, Pore bei Buchenstein);
4 auf die Umgebung von Bozen, Vadena—Tisens —
Greifenstein, Moritzing;
7 auf Val di Non (Dercolo, San Zeno; 3 aus meinen
Funden in Mechel, I aus den Schwarzen Feldern
[campi neri beiCles], 1, das vorliegende, ausTavon);
1 auf Cembra bei Trient.
Von diesen sind 9 aus Bronze, 2 aus Bein,
3 aus Stein. Mit Ausnahme der nördlichen (Matrei,
Moritzing, Tisens) ist die Leserichtung bei allen
Inschriften von rechts nach links, es fehlen die
Zeichen für die Medien g, d, b und die Vocale o,
das rechte Kennzeichen für Etruskisch und speciell
Nordetruskisch.
In Dr C. Paulis wertvoller Arbeit ,Die Inschriften
des nordetruskischen Alphabetes 1 sind die Funde von
Matrei, Greifenstein, San Zeno, Dercolo, Vadena,
Cembra unter n. 32 — 37 hinlänglich beschrieben;
b Dr C. Pauli bei Campi, Scavi e Scoperte fatte
negli anni 1885—86 a Valemporga di Meclo, Trento
1888 p. 139—151 Taf. II 1. 2. 3.
2) Dr Franz v. Wieser, Die Bronzegefäße von
Jalireshefte des österr. archäol. Institutcs Bd. IV Beiblatt.
sohin erübrigt nur nocb, die späteren Funde in der von
Pauli selbst vorgeschlagenen Lesung zu wiederholen *):
1. Ornamentale Bronzeplatte aus Mechel
niku . .... cpeiuriest • cpelutnu ale -
2. Beinfragment aus Mechel, wahrscheinlich Griff
eines Dolcbes
anna .... -4-
3. Beinfragment, wie oben
cpa -
4. Rand eines Bronzegefäßes, gefunden auf den
schwarzen Feldern, campi neri, bei Cles (Sammlung
Carapi) v
1 .... rvkinva .... ^-
5. Rand einer Bronzevase, gefunden bei Moritzing
(Museum in Innsbruck 2)
K(t)icicii.... vs (vri) -^
6. Bronzecelt, gefunden bei Tisens (Museum in
Innsbruck) trägt folgende Inschrift
£ Iv I K S * -> 3)
Als eine plumpe und schamlose Fälschung, die
trotzdem ihre Erklärer gefunden hat, erwies sich die
Inschrift des Schlüssels von Dambel, die claher nicht
in Betraclit kommt.
Als 7. reiht sich nunmehr die Inschrift unserer
Grabsteinpyramide an:
Fig. x Etruskische Grabpyramide.
= rileke • sa
Moritzing, in der Zeitschrift des Ferdinandeums,
Innsbruck 1891 mit 4 Taf. S. 322.
3) Es ist wohl sehr fraglich ob der zweite Buch-
stabe ein n ist. Diese Form wäre bei uns neu. Ich