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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 4.1901

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Domaszewski, Alfred von: Die schola der speculatores in Apulum
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Weißhäupl, Rudolf: Nesactium
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https://doi.org/10.11588/diglit.31585#0225

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solche speculatores bezeichnet, welche zur Zeit der
Einweihung des Denkmales zu Centurionen und
Cornicularii befördert waren. Dass gerade diese Werk-
zeuge der Militärjustiz in solcher Zahl zu Centurionen
ernannt wurden, steht in vollem Einklange mit der
grausamen Härte, durch die dieser Kaiser sein Regi-
ment begriindet hat.

Wie nach diesem neuen Systeme die höchsten
principales der Legion zum Centurionat gelangen, so
stelrt belcanntlich auch den milites der Legion der
Übertritt in die cohortes praetoriae offen. Eine Maß-
regel bedingt die andere und der Zweck beider ist
es, das römisch-italische Element aus dem Heere
auszuschließen. 11) In der früheren Periode des Princi-
pates ist dagegen die Qualitrcation für den Dienst in

den cohortes praetoriae die italische Herkunft oder
was dem gleich erachtet wird, und es gilt diese
Qualification in noch strengerem Maße für den
Legionscenturionat.

So sagt Claudius im Edict über das Bürgerrecht
der Anauner: plerique ex eo genere hominum etiam
militare in praetorio meo dicuntur, quidam vero
ordines 12) quoque duxisse, nonnulli allecti in decurias
Romae res iudicare.

Historisch wichtig ist es auclr, dass die schola,
gegen alle Regel, auf Befehl des Stattlralters erriclrtet
wird. Denn dieser Mevius Surus hat auch sonst bei
der Einführung des ELaisercultes 13) im Heere Daciens
eine Energie entwickelt, die ilrn über die Competenzen
seines Amtes Irinausgreifen ließ.

Heidelberg. A. v. DOMASZEWSKI.

Nesactium.

Um die Stätte, wo Mommsen CIL Y das antfke
Nesactium ansetzt (näclrst der Ortschaft Altura bei
Pola) planmäßig zu untersuclren, veranstaltete die
Societä d’arclreologia e storia patria auf dem vom
istrianischen Landesaussclrusse in Parenzo lräufliclr
erworlrenen Terrain, und unterstützt durcir eine nam-
hafte Landessubvention, im September vorigen Jalrres
Ausgrabungen, deren Ergebnisse iclr naclr danlrens-
werten Bericlrten Dr Sclriavuzzis nachstelrend zu-
sanrmenfasse.

An beiden Seiten einer antilcen Straße nrit er-
lrölrtenr Fußsteig stieß man auf zalrlreiclre Reste von
römischen Häusern, deren Zimmer tlreils mit Mosaik-,
tireils mit Cementfußboden belegt waren. Eines der
Mosailc ist melrrfarlrig und zeiclrnet siclr durcli feine
Arbeit aus. Von einem Hause wurden ,Atrium' und
drei andere Räume, darunter ein Tepidarium aufge-
declct, von dessen Ausstattung aber nur melrr die
Säulclrenbasen erlralten sind. Desgleiclien erwies siclr
ein zweiter Raum, in dem sich ein rundes Wasser-
becken und eine umgestürzte Säule fand, als Baderaum,

1J Nur in der Stadtwache Roms, den colrortes
urbanae, dienen die Italiener noclr. CIL YI 3884;
vgl. Eplrem. epigr. IV 891. DesLralb werden aucLr
die cohortes urbanae aus dem PraetorianerLager
entfernt. VgL. Westd. Zeitsclrr. XIV 70. Dagegen
werden die urbaniciani jetzt erst unter den evocati
zugeLassen. VgL. EpLrem. epigr V 145. Fiir diesen
Dienst iredurfte nran noclr der homines litterati, wäir-

wie aucir ein unweit gefundenes Stüclc eines Blei-
rohres von dieser Aniage Lrerrühren mag. Vom näm-
iichen Gebäude wurden ferner Kücire und Keiier
sowie zwei Abflusscanäle bloßgelegt.

In den Trünrmern eines zweiten Gebäudes, an-
scireinend öffentiiciren Clrarakters, fanden sich neben
zahlreiclren belrauenen Steinen Säulenbasen, drei
Relieffragmente, von denen das eine den ,unteren
Theil eines Genius', die beiden anderen je einen
schwebenden Eroten, der das Medailionbild eines
Gottes trägt, darstellen, und ein Inschriftfragment (von
einem Architrav?):

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In der Nähe dieses Hauses wurden zwei Cisternen
aufgedeckt, von denen die eine mit Fischgrätenmosaik,
die andere nrit Cement gepflastert ist.

Von Baugliedern kamen, außer den bereits ge-
nannten, Stücke eines Architravs und zwei Giebel-
ecken zunr Vorsclrein; von Ziegelmarken:

rend die Barbaren der Garde Analphabeten sind.

12) Mommsen in seinenr Comnrentar Hermes
IV 99 ff. 'tvill ordo auf cien Centurionat der Praeto-
rianer einschränken. Aber das widerspricirt dem
empirischen Thatbestande, wie er aus der Gesammt-
masse der Centurioneninscbriften sich ergibt.

13) Vgl. Westd. Zeitschr. XIV 112.
 
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